Der weltweit agierende Technologiekonzern erweitert seinen Leonberger Standort im großen Stil.

Leonberg - Der Technologiekonzern Bosch wird seinen Standort in Leonberg deutlich erweitern. Dafür hat das Unternehmen ein benachbartes Gelände erworben, auf dem bis vor zwei Jahren eine Filiale des Möbelhauses Hofmeister ansässig war.

 

Um das Geschäft perfekt zu machen, hatte im Juli der Leonberger Oberbürgermeister Martin Kaufmann (SPD) sogar die Sitzung des Gemeinderates um eine Woche nach hinten verschoben. Bevor die Stadträte die Änderung des Bebauungsplans und eine neue Nutzung der Fläche beschließen konnten, mussten sie erst das Votum von Bosch abwarten. Das wiederum ließ nicht lange auf sich warten. Damit wurde das amtliche Verfahren für eine völlig neue Nutzung gestartet.

Mitte des kommenden Jahres könnte Bosch mit dem Projekt beginnen. Im Unternehmen rechnet man mit einer Bauzeit von gut zwei Jahren. Vorgesehen sind auf dem Gelände Büro- und Laborflächen einschließlich Kantine mit einer Gesamtgröße von 27 500 Quadratmetern. Der Neubau ist nicht nur dafür da, die Enge im jetzigen Entwicklungszentrum zu lindern. Eine Unternehmenssprecherin kündigt auf Anfrage unserer Zeitung an, dass „die Kapazitäten um etwa 1000 Arbeitsplätze erweitert werden.“ Es wird neu eingestellt.

Zur Investitionssumme will Bosch noch keine Angabe machen. Dass das Gelände gekauft wird, steht indes fest.

Wie kam es dazu?

Ursprünglich hatte mitten im Leonberger Zentrum das Möbelhaus Mutschler seinen Stammsitz. Es folgte die bundesweit agierende Möbelkette Höffner, bis 2008 das Bietigheimer Möbelhaus Hofmeister eine Filiale eröffnete. Ende 2016 war der Mietvertrag mit einem Luxemburger Immobilienfonds ausgelaufen. Auf eine Verlängerung konnte oder wollte sich die Geschäftsführung nicht einigen, hatte sie doch zuvor ein großes Haus in Sindelfingen eröffnet. Seither steht das klotzige Gebäude wie eine Art Handelsmahnmal leer.

Die Überlegungen, dass dort viel Platz für Bosch wäre, sind nicht neu. Trotz des Forschungszentrums in Malmsheim ist der Leonberger Standort im Aufwind. Erst im vergangenen November hatte der hiesige Bosch-Verantwortliche Stephan Stass für Aufsehen gesorgt, als er öffentlich erklärte, dass Leonberg der zentrale Entwicklungsstandort für das autonome Fahren ist, die Umsätze die Milliarden-Grenze übersteigen und das Gelände an der Poststraße aus allen Nähten platzt. Spätestens jetzt kam die Option Möbelhaus konkret in Betracht.

Und damit begann die Geheimdiplomatie à la Leonberg: Wolfgang Schaal, der Stadtverbandsvorsitzende der Freien Wähler, hatte den Bosch-Standort-Chef auf die naheliegende Erweiterungsmöglichkeit hingewiesen. Sein Fraktionskollege Georg Pfeiffer nutzte seine Kontakte zu einem Stuttgarter Immobilienmakler, der im Auftrag des Eigentümers aus Luxemburg nach Interessenten für das Möbelhaus-Areal suchte, und empfahl Bosch.

Im Hintergrund waren der damalige Oberbürgermeister Bernhard Schuler und der Wirtschaftsförderer Benjamin Schweizer aktiv. Der Schlusspunkt blieb dem neuen Rathauschef vorbehalten. Als sich Martin Kaufmann beim Leonberger Bosch-Chef vorstellte, kamen die beiden schnell zur Sache und brachten die Gespräche für die Erweiterung auf die Zielgerade.

Der Erfolg hat also viele Väter. Nicht umsonst spricht Axel Röckle, der Fraktionschef der Freien Wähler, von den „Früchten einer lange gepflegten und gut partnerschaftlichen Beziehung zwischen der Firma Bosch, der Verwaltung und dem Gemeinderat.“