Susanne Widmaier bekommt von den Wählern ein klares Votum. Einer der Verlierer klagt dagegen.

Rutesheim - Eine neue Ära ist in der jungen alten Stadt angebrochen. Ganze 1250 Jahre – 767 wurde im Codex des Klosters Lorsch der Ort erstmals urkundlich erwähnt – mussten vergehen, bis die Rutesheimer zum ersten Mal eine Bürgermeisterin wählten. Sieht man davon ab, dass das damals eigenständige Perouse bis zur Eingemeindung 1971 mit Else Beuchert die wohl erste Bürgermeisterin in Baden-Württemberg hatte.

 

Überraschend für den Gemeinderat hatte der Bürgermeister Dieter Hofmann verkündet, dass er nicht erneut kandidieren wolle. Weil seine Amtszeit am 31. März 2018 zu Ende ging, wurde am 4. Februar gewählt. Anfangs sah es so aus, als ob der Leiter des Leonberger Ordnungsamtes Jürgen Beck, und der Weissacher Helmut Epple die einzigen Bewerber sind.

Doch dann verkündete am 8. Januar Susanne Widmaier, damals Erste Beigeordnete von Weil der Stadt, dass sie Bürgermeisterin in Rutesheim werden wolle. Die Mutter zweier erwachsener Töchter war seit 2013 ständige Vertreterin des Bürgermeisters der Keplerstadt. Zuvor hatte Widmaier an der Seite von Leonbergs ehemaligem Oberbürgermeister Bernhard Schuler Erfahrungen in der kommunalpolitischen Arbeit gesammelt – im Gemeinderat und in der Verwaltung. Drei Jahre war sie Persönliche Referentin des Leonberger OBs.

Ihr Slogan in der Wahlkampagne war „Kurs halten, Chancen nutzen“. Am Wahlabend hatte Susanne Widmaier 70,8 Prozent der Stimmen auf sich vereint und wurde die neue Bürgermeisterin von Rutesheim. Der Leiter des Leonberger Ordnungsamtes konnte nur 22,5 Prozent der Wähler überzeugen, die zur Urne gegangen waren. Die Wahlbeteiligung lag bei 57,2 Prozent. Ihre neue Bürgermeisterin haben die Rutesheimer quasi als Ostergeschenk bekommen, denn die Amtszeit von Susanne Widmaier hat zwar am 1. April begonnen, doch weil das der Ostersonntag war, wurde Dienstag, 3. April, ihr erster Arbeitstag in neuen Würden.

„Das sehr klare Votum der Bürger hat mich sehr gefreut, und es ist eine gute Grundlage für meine Arbeit in dieser attraktiven Stadt“, sagte die Bürgermeisterin. Wie versprochen, wolle sie die Bürger – wo immer es möglich und sinnvoll sei – in Entscheidungen mit einbinden. Seit ihrem Amtsantritt ist viel in die Wege geleitet worden. Das im Wahlkampf am häufigsten angesprochene Thema war der Verkehr. Und so wurde eine Verkehrszählung und die Erarbeitung eines Mobilitätskonzepts mit umfangreicher Bürgerbeteiligung in Auftrag gegeben. Wohnraum zu schaffen, die Kinderbetreuung auszubauen, die Integration von Flüchtlingen und flächendeckendes Glasfasernetz sind weitere Themen, die die neue Rathauschefin mit dem Gemeinderat in Angriff genommen hat.

Allerdings nur als Amtsverweserein, denn der Verlierer Helmut Epple klagte gegen die Wahl. „Getrübt wird der gute Start hier in Rutesheim allein durch diese Klage, über die – vermutlich durch die hohe Auslastung des Gerichtes – bis heute nicht entschieden ist“, sagte Susanne Widmaier.