Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Natzweiler war in mehrerer Hinsicht ein besonderes Lager, das wird in der Wanderausstellung mit ihren 27 Tafeln deutlich. So war der Struthof das einzige sogenannte Stammlager auf französischem Boden. Dort saß die Verwaltung auch für die Außenlager, die vor allem im deutschen Südwesten verstreut lagen. Als die US-Truppen nahe kamen, floh diese Verwaltung ins noch sichere Reichsgebiet, genauer gesagt nach Guttenbach bei Neckargerach, und ging dort weiter ihrer Arbeit nach – deshalb spricht man heute vom „doppelten Ende“ von Natzweiler. Viele Außenlager, darunter Echterdingen und Hailfingen, wurden sogar erst gegründet, als das Stammlager schon nicht mehr existierte.

 

Es lag bei dieser grenzüberschreitenden Geschichte nahe, zum Jahrestag des Endes des Systems Struthof eine deutsch-französische Ausstellung zu schaffen. Dies ist geglückt. Auf deutscher Seite zeichnen die Gedenkstätte in Neckarelz (ganz in der Nähe von Guttenbach) und die Landeszentrale für politische Bildung verantwortlich, auf französischer Seite ist es das Centre européen du résistant déporté. Eine solche Zusammenarbeit zum Thema Natzweiler habe es nie zuvor gegeben, sagt Dorothee Roos von der Gedenkstätte Neckarelz: „Das Projekt war etwas sehr Beflügelndes.“

Außenlagen dienten am Ende des Krieges der Rüstung

Noch bis zum 1. September ist die Ausstellung, bereichert um zahlreiche dreidimensionale Objekte wie einen Armeejeep, in der Gedenkstätte in Natzweiler zu sehen (die aber noch bis Ende Februar Winterruhe hat). Die transportable Ausstellung reist parallel dazu links und rechts des Rheins umher und wird bis Mai auch an mehreren Orten in der Region Stuttgart zu sehen sein.

Die Außenlager dienten am Kriegsende meist der Rüstungsproduktion – häufig kamen die Häftlinge direkt aus Auschwitz, um Granaten wie in Geislingen oder Flügel für Flugzeuge wie in Leonberg herzustellen. Die Menschen befanden sich in einem furchtbaren Zustand, und wenn es in diesen Lagern auch keine Gaskammern gab, so fehlten doch Essen, Heizung und Medikamente. Es wäre deshalb falsch, diese KZs als kleine Arbeitslager abzutun. Auch dort fand statt, was die Nazis zur Maxime gemacht hatten: Vernichtung durch Arbeit.

Extrem waren die Verhältnisse in Vaihingen/Enz. Im Herbst 1944 waren die Baracken zum Sterbelager umfunktioniert worden: Vor allem Häftlinge mit ansteckenden Krankheiten wie Typhus wurden dort separiert, um die Arbeitsfähigkeit der Menschen in den anderen Lagern zu erhalten. Eine medizinische Betreuung in Vaihingen existierte im Grunde nicht.

Natzweiler war in mehrerer Hinsicht ein besonderes Lager, das wird in der Wanderausstellung mit ihren 27 Tafeln deutlich. So war der Struthof das einzige sogenannte Stammlager auf französischem Boden. Dort saß die Verwaltung auch für die Außenlager, die vor allem im deutschen Südwesten verstreut lagen. Als die US-Truppen nahe kamen, floh diese Verwaltung ins noch sichere Reichsgebiet, genauer gesagt nach Guttenbach bei Neckargerach, und ging dort weiter ihrer Arbeit nach – deshalb spricht man heute vom „doppelten Ende“ von Natzweiler. Viele Außenlager, darunter Echterdingen und Hailfingen, wurden sogar erst gegründet, als das Stammlager schon nicht mehr existierte.

Es lag bei dieser grenzüberschreitenden Geschichte nahe, zum Jahrestag des Endes des Systems Struthof eine deutsch-französische Ausstellung zu schaffen. Dies ist geglückt. Auf deutscher Seite zeichnen die Gedenkstätte in Neckarelz (ganz in der Nähe von Guttenbach) und die Landeszentrale für politische Bildung verantwortlich, auf französischer Seite ist es das Centre européen du résistant déporté. Eine solche Zusammenarbeit zum Thema Natzweiler habe es nie zuvor gegeben, sagt Dorothee Roos von der Gedenkstätte Neckarelz: „Das Projekt war etwas sehr Beflügelndes.“

Außenlagen dienten am Ende des Krieges der Rüstung

Noch bis zum 1. September ist die Ausstellung, bereichert um zahlreiche dreidimensionale Objekte wie einen Armeejeep, in der Gedenkstätte in Natzweiler zu sehen (die aber noch bis Ende Februar Winterruhe hat). Die transportable Ausstellung reist parallel dazu links und rechts des Rheins umher und wird bis Mai auch an mehreren Orten in der Region Stuttgart zu sehen sein.

Die Außenlager dienten am Kriegsende meist der Rüstungsproduktion – häufig kamen die Häftlinge direkt aus Auschwitz, um Granaten wie in Geislingen oder Flügel für Flugzeuge wie in Leonberg herzustellen. Die Menschen befanden sich in einem furchtbaren Zustand, und wenn es in diesen Lagern auch keine Gaskammern gab, so fehlten doch Essen, Heizung und Medikamente. Es wäre deshalb falsch, diese KZs als kleine Arbeitslager abzutun. Auch dort fand statt, was die Nazis zur Maxime gemacht hatten: Vernichtung durch Arbeit.

Extrem waren die Verhältnisse in Vaihingen/Enz. Im Herbst 1944 waren die Baracken zum Sterbelager umfunktioniert worden: Vor allem Häftlinge mit ansteckenden Krankheiten wie Typhus wurden dort separiert, um die Arbeitsfähigkeit der Menschen in den anderen Lagern zu erhalten. Eine medizinische Betreuung in Vaihingen existierte im Grunde nicht.

Völlig entkräftet, voll Phlegmonen und Geschwüren

Der deutsche Häftling Hanns Grosspeter, der zuvor in Buchenwald und Dachau schon vieles durchlitten hat, schrieb später über Vaihingen: „Auf dem Boden krochen und an den Betten hangelten sich nur noch aus Haut und Knochen bestehende Gestalten in Richtung Diele. (. . .) Manche der Kranken, völlig entkräftet, keine vierzig Kilo mehr wiegend, voll Phlegmonen und Geschwüren, mit schmutzigen Verbänden, von Durchfall geplagt, konnten sich ohne fremde Hilfe kaum noch bewegen.“

70 Jahre ist dies her. Vergangenheit ist es für Dorothee Roos nicht: „In Zeiten, wo der Rechtsextremismus wieder erstarkt, ist es notwendiger denn je, jungen Menschen die Geschichte vor Augen zu führen.“