Im Jahr 2021 lag die Mitteltemperatur in Stuttgart zum ersten Mal seit 2011 wieder unter dem Durchschnitt. Und es war auch weniger trocken als zuletzt.

Stuttgart - Für Menschen, die den Klimawandel ernst nehmen und fürchten, ist die Nachricht positiv. Es gibt aber auch Zeitgenossen, die sich über die Kosten der Entwicklung grämen. Auf jeden Fall ist Stuttgart 2021 nach insgesamt zehn deutlich zu warmen Jahren mit einer leicht unter dem Schnitt liegenden Durchschnittstemperatur aus dem Rennen gegangen – was der Natur guttut, aber die Heizkosten bei gleichzeitig stark steigenden Energiepreisen spürbar erhöht hat.

 

Und das wohl nicht zu knapp. Wobei, so richtig kalt geht anders: Die Mitteltemperatur 2021 lag mit 10,4 Grad exakt 0,4 Grad unter dem neuen langjährigen Mittelwert, der zwischen 1991 und 2020 ermittelt wurde. Wir wollen ja nicht grämlich sein, aber gegenüber dem bis 2020 gültigen alten Mittel (1961–1990) war es dagegen 2021 fast ein Grad zu warm.

Aber gut, nach einem in puncto Wärme Rekordjahrzehnt ist die Entwicklung zumindest gebremst. Ein Beispiel: Seit 2010 wurde es immer wärmer mit dem Höhepunkt 2018, das mit einer Mitteltemperatur von 12,1 Grad das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1951 war. Ob das auf weniger privaten und touristischen Luft-, Schiffs- und Straßenverkehr durch Corona zurückzuführen ist, muss wissenschaftlich noch untersucht werden.

Der Natur tat es gut

Harte Fakten gibt es aber auch: Im Jahr 2020 lagen zum Beispiel alle zwölf Monate über dem Wärmeschnitt. „2021 schafften es dagegen nur der Februar, der Juni, der September und der Dezember über den Schnitt, die anderen acht Monate waren statistisch zu kühl“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Der Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ergänzt: „Besonders stark nach unten abgewichen ist mit minus 2,9 Grad zum Normwert der April.“ Und auch der Mai (-2,8 Grad) und August (-2,0) waren verhältnismäßig kühl.

Der Natur tat das sicherlich gut, während die Kassen der Freibäder nicht nur wegen Corona ziemlich leer blieben. Das lag aber nicht nur an der sommerlichen Kühle, sondern auch am Regen, der nach vier deutlich zu trockenen Jahren nahezu normal und auch fast ohne Unwetter eher gemächlich aus dem oft grauen Himmel fiel. Exakt 662,2 Liter Niederschlag pro Quadratmeter wurden gemessen, dass sind ein wenig über 100 Prozent, also endlich mal wieder ganz normal. Zum Vergleich: 2020 gab es nur 500 Liter Regen, das sind nur knapp 50 Liter mehr als im Rekord-Trockenjahr 1959.

Die von der jahrelangen Trockenheit geschundene Natur konnte sich ein wenig erholen. Besonders das Grundwasser hätte auch gut ein Rekordjahr wie 1964 vertragen. Damals wurden in Stuttgart 950 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen.

Das hätte jetzt vor allem dem Wald sehr gutgetan. Aber auch so ist zumindest die größte Trockenheit gebrochen. „Den stärksten Niederschlag gab es am 28. Juni mit 59,2 Litern“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Das ist viel, aber kein Vergleich zu dem großen Unwetter im Juli in Rheinland-Pfalz, als im Ahrtal bis zu 160 Liter in nur wenigen Stunden gemessen wurden.

Es reichte für eine gute Ernte

Wie viel der Regen der Natur nützt, wird ja auch von der Sonne bestimmt. Scheint sie viel und kräftig, verdunstet auch viel von dem Wasser, bevor es in tiefere Schichten sickern kann. Das ist besonders oft nach heftigen Sommerschauern der Fall, die ja durch den Klimawandel zugenommen haben. Im Jahr 2021 war aber die Sonne nur ein bisschen mehr aktiv als normal, insgesamt zählte der DWD 1861 Sonnenstunden, das sind knapp drei Prozent mehr als im Schnitt, also auf jeden Fall weit weg vom Rekord von 2250 Stunden, der 2003 die Wiesen verbrennen und Bäume braun werden ließ. Besonders oft schien die Sonne im September, ziemlich wenig im Januar.

Für eine gute Ernte reichte das Licht aber allemal, und die Sonne hielt sich auch so zurück, dass vor allem im August die Rasenflächen nicht komplett verdorrten und man ab und zu den Rasenmäher brauchte.

Was macht der Winter?

Und jetzt – was wird das junge Jahr bringen? Los geht es ähnlich wie vor einem Jahr: trüb, nass – aber deutlich wärmer. 2021 war es von Beginn des Jahres an Schnee, jetzt erst einmal Regen, wobei ein wenig Winter in der ersten Januarhälfte durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Vielleicht sogar mit ein wenig Schnee für tiefere Lagen wie in Stuttgart. Wetten sollte man aber eher nicht, aber hoffen, dass 2022 ein ähnliches Wetterjahr wird wie das vergangene. Das wäre endlich und vor allem für die Natur auch gar nicht so schlecht.