Seit 28 Jahren bespielt Eliszi Böhm mit ihrer Familie das Jahrmarktstheater auf dem Killesberg. Deutlich länger schon steht sie auf der Bühne und lebt ihren Kindheitstraum, den sie gegen alle Widerstände und Fährnisse verwirklicht hat.

Dumm nennt man ihn. Dabei ist er doch einfach unbeschwert, fröhlich, und gut, ein bisschen tolpatschig. Der August. Ihm fühlt Eliszi Böhm (Jahrgang 1961) sich nahe. Er ist ihre Lieblingsfigur, mit ihm hat sie weit mehr gemein als mit dem ernsten, etwas eitlen Weißclown. Der August läuft einfach mal los, ohne sich Gedanken zu machen, findet Lösungen, die völlig absurd sind. So erklärt sie das. Und beschreibt sich damit auch selbst.

 

Hauptfigur in einem Film

Seit 28 Jahren betreibt sie mit ihrer Familie Eliszis Jahrmarktstheater auf dem Killesberg; seit 40 Jahre ist sie nun Clownin, ihre Karriere ist im Schwabenalter angekommen, doch g’scheit, also vernünftig, wollen weder sie noch ihre Bühnenfiguren werden. Warum auch? Ist sie doch bisher gut damit gefahren, einfach mal loszulaufen. Schon als Kind liebte sie die Clowns, fühlte sich im Zirkus aufgehoben. „ich habe immer alle in den Zirkus rein geschleppt“, sagt sie, „und wenn es rum war, habe ich geheult, wollte nicht mehr nach Hause.“ In der Schule spielte sie Theater, schrieb in der zwölften Klasse ihre Jahresarbeit über Clowns. Und setzte die Theorie in die Praxis um. Sie bastelte Spielfiguren und an ihrem ersten eigenen Programm. Das brachte ihr sogar eine Hauptrolle in einem Dokumentarfilm ein. Jutta Netsch drehte mit ihr „Ein Mädchen will Clown werden“ – der Filmtitel war Programm.

Ausbildung bei Frieder Nögge

Also zog es die gebürtige Mannheimerin Eliszi Böhm, die ihre Jugendjahre in Paderborn verbrachte, zurück in den Süden. Nach Stuttgart. Zu Frieder Nögge. Einem nicht immer glücklichen Clown, der am Leben litt. Aber auch voller Energie war. Er hatte im Forum Theater das Piccolo Ensemble aufgebaut, eine Kleintheaterschule gegründet, trat auf der Reeperbahn im Schmidt Theater auf und tourte mit eigenem Programm. Ein Tausendsassa. Zu ihm ging Eliszi Böhm, um das lustige Fach zu lernen.

Lange blieb sie allerdings nicht dort. Zu ungeduldig war sie, zu umtriebig. Mit dem Kollegen Eluio entwickelte sie ein Programm, trat im Circus Carl Busch und Circus Brumbach auf. Doch sie merkte, sie war noch nicht so gut wie sie sein wollte, wie sie sein konnte. „Es durfte noch leichter werden“, erinnert sie sich, „wenn man das täglich durchzieht.“ Also ging sie auf die Schauspielschule Zürich.

Wie kam sie auf den Killesberg?

Mit Partner Pjie ging sie dann auf Reisen , trat auch auf dem Killesberg in dimidos historischem Jahrmarkt auf. Dem Betrieb von Jörg Uwe Schumacher, der sich Dimido nannte, weil er nur noch dienstags, mittwochs und donnerstags arbeiten wollte. Doch dazu später mehr. Eliszi war bald solo unterwegs. Auf der Bühne und im Leben. Die Wege der Partner trennten sich, als Eliszi mit ihrem ersten Sohn Vanesco schwanger war. „Ich bin dann mit ihm zwei Jahre mit dem Bus umhergefahren“, sagt sie, „Wir haben im Bus gelebt und wenn ich aufgetreten bin, war Vanesco mit dabei.“ Er saß entweder bei ihr hinter dem Kasperletheater, oder in der ersten Reihe. Bei Auftritten im Zirkus hatte ihn auch mal ein Ordner oder eine Besucherin im Arm, oder er saß im Kinderstuhl beim Beleuchter.

Ein Sammler von Fahrgeschäften

Immer wieder führte sie der Weg nach Stuttgart. Schumacher kam mit seinem historischen Jahrmarkt immer in den Sommerferien auf den Killesberg. Nach einigem Hickhack Schumachers mit der Messegesellschaft übernahmen Eliszi Böhm und ihr Mann Uwe Kircher den Platz oberhalb der Sommerblumenwiese. Und bespielen ihn seitdem. Eine Familiensache.

Uwe Kircher ist gelernter Automechaniker, ein Schrauber aus Leidenschaft. „Andere sammeln Briefmarke, ich Fahrgeschäfte“, sagt er. Von der Hutwurfbude über einen alten Autoscooter bis zur Berg- und Talbahn. Bei den bisherigen zwei Auflagen des Historischen Volksfests hat er gezeigt, was er hat. Auf dem Killesberg ist leider dafür zu wenig Platz, da müssen es das alte Pferdekarussell, Zirkuswagen, Orgel und die Schiffsschaukel tun. Und natürlich das Spiegelzelt, in dem Eliszi auftritt. Gemeinsam mit Sohn Nino.

Der ist eigentlich eher Akrobat schööön, um es mit dem berühmten Clown Charlie Rivel zu sagen. Mit seinem Bruder Vanesco hat er sich früh dem Breakdance verschrieben, „wir hatten die Schlüssel für fünf Turnhallen, damit wir jederzeit trainieren konnten“, sagt Nino. Schminken liegt ihm nicht so, und auch das kostümieren, wenngleich ihm Schwester Fabia die Sachen auf den Leib schneidert. Am liebsten will er tanzen „und mich mit meinem Körper ausdrücken“.

Familiensache

Das geht seiner Mutter beim Clown sein so. Da improvisiert sie am liebsten, „ich gehe in einen leeren Raum und entwickle das“. Während Nino von sich sagt, er sei ein „Papierplanmensch“. Sie bekommen das immer wieder zusammen. Wie das überhaupt für alle fünf gilt. Vanesco hat in Korea studiert, verdient sein Geld in anderen Branchen, aber hilft bei der Website und beim Marketing. Fabia schneidert und macht die Gastro. Nino hat seine Tanzprojekte, aber ist im Spiegelzelt mit seiner Mutter als Clown zu erleben, Vater Uwe kümmert sich um die Karussells und die Technik. Eliszi ist immer noch die Clownin. Und liebt immer noch den August. Der nicht vernünftig werden will. Sondern unbeschwert und fröhlich bleiben.

Wie ist geöffnet?

Eliszis Jahrmarktstheater auf dem Killesberg ist bis November täglich ab 14 Uhr geöffnet. An den Wochenenden und an Feiertagen ab 11 Uhr. Das Programm gibt es unter www.eliszis.de