Die Stuttgarter Kinos luden am Mittwoch zur nächtlichen Erstaufführung des neuen James Bond mit stimmigem Vorprogramm. So lief der Abend.

Stuttgart - Die bekannten Glockenschläge von Big Ben hallen durch die Gloria-Passage. Gefolgt vom „Hauch des Todes“: Sänger Markus Streubel und Pianist Markus Herzer intonieren auf der kleinen Bühne vis-à-vis des Kinoeingangs „The Living Daylights“, den Titelsong des gleichnamigen Bond-Films von 1987. Schon 2015 hatten die beiden Stuttgarter an gleicher Stelle das Vorprogramm der „Spectre“-Premiere musikalisch mitgestaltet. In der Nacht zum Donnerstag bereiten sie dem jüngsten 007-Streifen den Weg: „Keine Zeit zu sterben“ läuft um – natürlich – 00.07 Uhr zum ersten Mal. „Es ist aus mehreren Gründen schön, sich vorher etwas auf den Kinoabend einzustimmen“, sagt Jürgen (52) und nippt an seinem Wodka Martini. „Es ist das erste Mal seit der pandemiebedingten Schließung, dass ich wieder ins Kino gehe.“

 

James Bond sei zudem ein würdiger Neubeginn, im speziellen Fall auch noch heiß ersehnt. Viermal wurde der Filmstart verschoben. Nun ist es endlich soweit.

Nicht jeder kennt die alten Bond-Darsteller

Streubel stürzt sich in „A View To A Kill“, im Hintergrund rasselt der Cocktailshaker. Als Duran Duran die Nummer aufnahmen, verkörperte noch Roger Moore den Geheimagenten. Alex (34) gibt offen zu, dass er sich mit früheren Bond-Darstellern nur wenig auskennt. Er habe die Filme erst in den letzten zehn Jahren richtig mitverfolgt. Den Klassikern mit Sean Connery kann er nicht viel abgewinnen: „Man sieht ihnen einfach an, dass sie alt sind“, stellt er fest. Daniel Craig ist für ihn 007. Seine Freundin Kerstin wirft ein, Pierce Brosnan habe im Anzug ausgezeichnet ausgesehen, was schließlich auch nicht ganz unwichtig sei. Die 33-Jährige ist eine von auffällig vielen Frauen unter den 150 Kinobesuchern, die Karten für die Premiere haben. Markus Streubel mag die Filmreihe zwischen zwei Songs scherzhaft als „Rosamunde Pilcher für Männer“ bezeichnen – der neueste Stand ist das nicht.

Spekulationen über Nachfolger

„James Bond geht mit der Zeit“, urteilt Kerstin. „Daniel Craig ist nicht der Klischee-Macho, dem die Frauen zu Füßen liegen. Es geht auch nicht mehr ausschließlich um Autos und Gadgets“, findet sie. Einen Tipp, an wen der scheidende Hauptdarsteller die Lizenz zum Töten weiterreichen könnte, hat sie ebenfalls: Idris Elba. Für eine weibliche Bond-Besetzung sei die Zeit noch nicht gekommen. Nadine (23) posiert mit Martiniglas für ein Foto vor dem Filmplakat. „Ich finde es toll, dass es heute die Möglichkeit gibt, einen Film richtig zu feiern“, sagt sie. „Streaming-Dienste und Heimkino sind ja gut und schön, aber halt doch etwas anderes.“ So unterschiedlich die Bond-Fans vom älteren Herrn mit Anzug und Fliege bis zum jungen Kapuzenpulliträger sind: Diese Feststellung ist absolut konsensfähig. Weitgehende Einigkeit herrscht auch darüber, dass Craig, der zunächst nicht unumstritten war, die Rolle von Ian Flemings Romanfigur überzeugend geprägt hat. Grund genug, seine letzten 163 Minuten im Auftrag ihrer Majestät zu zelebrieren.

„Vielleicht sollte ich auch in den Film gehen“, überlegt eine Passantin, deren Weg zu später Stunde am Kino vorbeiführt. Ihre Beweggründe unterscheiden sich gravierend von denen der Wartenden. „Ich habe noch nie einen James Bond gesehen“, gesteht sie. Der Einstieg mit dem 25. Auftritt des legendären Leinwandhelden ist ab sofort möglich.