Die Psychedelic-Rock-Band Jamhed stellt ihr neues Album mit einem fulminanten Konzert vor. Am Ende gibt es daran nur eines zu kritisieren: dass es irgendwann tatsächlich aufgehört hat.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Esslingen - Die Band Jamhed ist eines dieser Szenephänomene: seit zwölf Jahren da, so ziemlich jedem ein Begriff und doch unbegreiflicherweise ein regionaler Insidertipp geblieben. Es wäre wohl falsch zu sagen, dass das Quartett mit ihrem neuen Album „Gelée Royale“ einen neuen Anlauf in Sachen rockmusikalischer Weltherrschaft unternehmen. Vielmehr sind sie mal wieder zum Soundtüfteln in Ralv Milbergs Studio aufgeschlagen und veröffentlichen beim hiesigen Auskennerlabel Treibender Teppich. Weil es immer noch darum geht, ein gutes Stück Musik herzustellen. Wenn das dann nur ein paar hundert Menschen kaufen, ist es vor allem für alle anderen schade.

 

Gut 150 Glückliche haben es am Samstagabend jedenfalls ins Esslinger Komma geschafft, wo Jamhed ihr neues Album vorstellen beziehungsweise in den Kontext ihres bisherigen Schaffens setzen. So voll wie an diesem Abend sei es noch nie gewesen, betont die Band vergnügt, und man fülle jetzt ja den großen Saal fülle und nicht wie früher den kleinen. Soll also keiner sagen, mit Jamhed ginge es nicht noch bergauf.

Zwei Stunden, und man will noch mehr

Aber wie schon erwähnt sind solche Dinge Nebensache, wenn es um das perfekte Konzert geht. Jamhed kommen für ihren Klangkosmos da am Samstag ziemlich nahe ran. Die Songs fließen so selbstverständlich und abgerundet vor sich hin, dass man sich keinen anderen Einstieg, keine andere Dramaturgie vorstellen kann. Und es kann einem als Zuhörer ohnehin wenig Besseres passieren als wenn eine Band ganz in ihr Material eintaucht. Philip Josts verhuschte Ansagen unterstreichen nur, dass man für ein Konzert hier ist und nicht für eine Plaudersoirée.

Klangfetischisten sind sie, das merkt man. Setzen sich immer wieder ans Piano, wenn das dem Sound dient. Nehmen die schlangenartigen Bassläufe in ihre eigenen Bewegungen mit auf. Und holen dank Luis Deffner effektmäßig alles aus E-Piano und Orgel heraus. Der Mischer lässt sogar das Brummen des Gitarrenverstärkers stehen, das man auch beim neuen Album „Gelée Royale“ ganz am Anfang kurz hört. Es ist die Vorahnung für die brachialen Gitarren des Album-Openers „Appleteenie“, die bei Ralv Milbergs Aufnahme aber deutlich stärker die Zähne fletschen als im Komma. Der Livesound in Esslingen lullt die Zuhörer vielmehr ein, ohne freilich zu viel an Klarheit etwa des Schlagzeugsounds zu sparen.

Es passiert nicht oft, dass man nach zwei Stunden Konzert gerne gleich noch mehr hörte von einer Band. In diesem Fall ist es anders. Ja, es wäre wunderbar, von Jamhed bald ein infernalisch lautes Wall-of-Sound-Konzert zu erleben. Die Band und ihr Material gäben es problemlos her.