Mit dem „Freizeit Magazin Royale“ hat Jan Böhmermann eine Parodie auf Klatschblättchen in den Handel gebracht. Gleich am ersten Tag griffen die Fans zu – viele gingen leer aus.

Berlin - Das hat offenbar reingehauen: Der TV-Satiriker Jan Böhmermann hat in der jüngsten Ausgabe des „ZDF Magazin Royale“ nicht nur das Geschäftsmodell der deutschen Klatschpresse angeprangert. Er hat tatsächlich eine gedruckte Parodie auf Heftchen wie Burdas „Freizeit Revue“ an die Kioske und in die Supermärkte gebracht. Erstauflage: eine halbe Million Exemplare. Falls die Zahl kein Scherz war, ist Böhmermann ein großer Coup gelungen. An vielen Orten war das Heft schon am Samstagvormittag, am Erscheinungstag also, ausverkauft.

 

Auf Twitter und Facebook fragten ratlose Fans einander, ob es das Heft denn überhaupt gebe oder ob man da einen Böhmermann-Gag zu ernst genommen habe? Jene Glücklichen, die Fotos ihres ergatterten „Freizeit Magazin Royale“ durch die sozialen Netzwerke schickten, konnten schnell Klarheit schaffen. Und die üblichen Geschäftemacher waren auch sofort zur Stelle. Bei Ebay wurden bis zu 50 Euro plus Versandkosten für das Heft aufgerufen, das im regulären Handel 99 Cent kostet. Seit Jan Böhmermann aber angekündigt hat, es werde nachgedruckt, findet man mehr und mehr Angebote um zwei bis drei Euro.

Eine Handvoll Promiklatsch

Auch im Stuttgart war am Samstag an vielen Verkaufsstellen kein „Freizeit Magazin Royale“ mehr zu bekommen. In manchen Läden hatte man von dem Projekt nie gehört, in anderen mussten Verkäufer die Kunden vertrösten: man habe das Heft bestellt, aber noch nicht geliefert bekommen. In manchem Supermarkt aber war der Ratlosigkeit des Personals nicht zu trauen: das Heft sieht den kommerziellen Magazinen wirklich – wie beabsichtigt – zum Verwechseln ähnlich.

Sichtlich vergnügt haben Böhmermann und sein Team auf ihren Social-Kanälen die von Fans geknipsten Fotos realer Zeitschriftenregale geteilt. Da schmiegt sich das „Freizeit Magazin Royale“ so ölig in die lange Reihe der Klatschblätter, als habe das Personal beim Einräumen nichts von der Satire bemerkt – und als werde bald jemand aus Versehen eines kaufen, in der Meinung, da einfach eine Handvoll Promiklatsch neben Sellerie, Margarine und Hochzeitsnudeln in den Korb zu legen.

Der Trick mit den Fehlern

Dabei ist das Heftchen ja alles andere als brav, sondern auf erhellende Weise aggressiv. Es geht mit den Verlegerinnen und Verleger der sogenannten Regenbogenpresse so um wie deren Redaktionen sonst mit Klein- und Hochadel, TV-Promis und Schlagersternchen. Wahnwitzige Schlagzeilen machen aus kleinsten Infokrümeln, nichtigen Vermutungen oder öden Banalitäten extreme Dramen, Skandale und Krisen.

Verleger-König Hubert Burda: Wie er mit Intrigen, Inzucht und Inkontinenz“ Millionen machte, brüllt uns etwa die Aufmachergeschichte von Böhmermanns Heftcover entgegen. Im Netz steht allerdings die vorab schon bis zur völligen Unlesbarkeit zensierte Version des „Freizeit Magazin Royale“. Böhmermann spießt da einen Trick auf. Klatschmagazine alter Schule korrigieren Fehler und Falschmeldungen bei Beschwerden durchaus – im Internet, wo sie eh kaum gelesen werden. Das Printheft aber ist schon ausgeliefert und hat sein Geld gebracht.

Die Klatschpresse reagiert

Böhmermann will also nicht einfach spotten, er will eine Masche entlarven, die an der Glaubwürdigkeit von Journalismus nagt, weil sie sich fragwürdigerweise Journalismus nennt. Die Deutsche Presse-Agentur hat dankenswerterweise sofort bei den einschlägigen Verlagen nachgefragt, was man von der Aktion denn halte. Die Antworten fielen erwartbar schmallippig und humorlos aus.

Bei Burda hieß es: „Komödianten genießen Narrenfreiheit. Die Geschichten eines Komödianten werden wir nicht kommentieren.“ Und die Bauer Media Group ließ wissen: „Satire finden wir richtig und wichtig. Und als Publisher Nummer 1 werten wir es als ein positives Zeichen, wenn Verlage neue Zeitschriften auf den Markt bringen und kreative Magazin-Konzepte möglichst viele Menschen erreichen.“ Weniger ungerührt klingt der Nachsatz: „Allerdings finden wir es besorgniserregend, dass das ZDF offensichtlich die rechtlichen Grenzen seines Rundfunkauftrags verlassen hat, indem es mit Rundfunkgebühren eine neue Print-Zeitschrift publiziert.“

Wer neugierig geworden ist und selbst mal einen Blick in das Heft werfen möchte: hier kann man es bestellen, falls der Kiosk des Vertrauens schon leergekauft ist – für 99 Cent plus 3 Euro Versandkosten.