Sänger Jan Delay und seine Band Disko No 1 feiern am Dienstagabend in der Stuttgarter Schleyerhalle mit 3500 Besuchern. Der Hamburger setzt dabei mittlerweile mehr auf Rock als auf Hip Hop.

Stuttgart - Am Ende des Konzerts klingeln einem die Ohren. Es ist dies ja wohl ein sicheres Zeichen dafür, das es sehr laut gewesen sein muss. Aber so ist Rock wohl, harter Rock. Und das ist es, was Jan Delay derzeit unbedingt machen will. Rockfans mögen Musik nur, wenn sie laut ist, so das Klischee. Und Klischees hat der hagere Nordmann mit der Begleitband Disko No.1 an diesem Abend viele auf Lager.

 

Die Rockriffs sind knackig amtlich und kommen von der Gitarre: so ist das nun mal, so scheint es einem die Rockgeschichte beigebracht zu haben. Deep Purple, Uriah Heep, Led Zeppelin: der Vorzappler Jan Delay hat die alten Helden und ihre Musik noch einmal aufgearbeitet und macht jetzt damit Party mit 3500 Besuchern in der Schleyerhalle, wo alles abgehängt ist, was mit riesigen grauen Gardinen schamvoll abgehängt werden kann. „Stuttgart, seid ihr gekommen, um zu raven?“, so fragt er als eine Art running gag immer wieder in die Runde. Oberlustig, das. Selten so gelacht.

Der Chefstyler Delay dirgiert sein Publikum

Hände gehen auf Befehl hoch, es wird aufgestanden, alles wie es der Chefstyler Jan Eißfeldt alias Eizi Eiz alias Jan Delay will: in der Deutsch-Hiphop-Formation Absolute Beginners hat er begonnen, als absolute Anfänger noch hat man sich erst das „s“ eingespart und dann auch noch das „Absolute“: Fertig waren die Beginner. Der Hiphopper Jan Delay machte solo erst funky Funk und steht jetzt als Rock-Entertainer ohne Hütchen, aber mit krachigen Gitarrenriffs vor seinem Publikum. Darüber ist er in all den Jahren zu einem Rockadligen geworden, der mit seinem Waterkantimage auch Stuttgarter Möchtegernraver unterhalten kann.

Der Gag mit dem Vorschlag, dafür dann die Band Disko No. 21 bahnhofsgewohnt zu nennen, zündet nicht so recht. Man versteht’s nicht so gut, erst recht wenn’s in diesem Näsel- und Quengelton a la Kermit im weißen Hemd mit Krawatte vorgetragen wird. Macht nichts. Party. Ist alles unter „Street credibility“ abgehakt. Und so etwas braucht’s im Popgeschäft, eine Art Medienprofil. Und so peitscht er nun mit seinem elfköpfigen Gefolge Songs wie „Liebe“, „Wacken“ oder „Türlich“. Ein Lied wie „Fick“ ist natürlich garnicht plakativ gemeint und spielt mit ein paar Effekten.

Intellektuelle Popkenner faseln manchmal etwas von Zitatrock: wieso nicht als Rezept hernehmen? Und so donnern denn leicht abgewandelte Riffs und führen gelegentlich sogar in Hymnen wie „You gotta fight for your right to party“, das einst die Beastie Boys trotzig in alle Welt getragen haben. Jan stand mal für Young. Einst. Jetzt steht’s noch für „Popstar“. Doch die Erfolgskurve flacht ab. Ob Jan Delay seine beste Zeit schon gesehen hat?