Löwenzahn, Tiger, Bär und Günter Kastenfrosch machen es sich in einer Janosch-Ausstellung in der städtischen Galerie in Kornwestheim gemütlich.
Kornwestheim - Sie aber kann nichts, ist aus Holz, kann nicht singen und springen, und ist auch nicht reich." Wenn Günter, der behäbige Frosch, von seiner Geliebten erzählt, klingt das erst einmal ernüchternd. Und doch übt sie eine magische Faszination aus, diese schwarz-gelbe Dame auf Rädchen. Nicht nur auf Günter, besser bekannt als Kastenfrosch. Auch Generationen von Kindern lieben sie. Weswegen die kleinen Besucher auch besonders viel Freude an der neuen Ausstellung im Kleihues-Bau in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) haben werden. Dort steht die Tigerente im Zentrum.
Die Tigerente wartet bereits. Mitten im Ausstellungsraum im Obergeschoss der Galerie steht sie. Ein übergroßes Modell aus kuscheligem Plüsch, das zum Anfassen verführt, begrüßt seit Samstag die Besucher - und führt schon beim Betreten des lang gestreckten Raums zu guter Laune. Die gestreifte Ente ist wohl die berühmteste Figur des Künstlers Horst Eckert alias Janosch, dem die aktuelle Schau im Kleihues-Bau gewidmet ist.
Es gibt Neues von Janosch zu entdecken
Aber auch die Freunde der Ente haben ein Plätzchen in der Galerie gefunden. Der kleine Bär und Seidenpfote sind da, Robinson Hase und natürlich der Kastenfrosch, der es ohnehin keine zwei Tage ohne seine Tigerente aushalten würde. Mehr als 150 Originalentwürfe von Janosch zu Geschichten wie "Löwenzahn und Seidenpfote", "Bärenzirkus Zampano", "Komm, wir finden einen Schatz" und "Oh, wie schön ist Panama" hängen an den Wänden, die in kleine Kabinette unterteilt sind. Den Zeichnungen sind jeweils die Bücher zugeordnet, in denen sich die Entwürfe als fertiges Bild wiederfinden-oder auch nicht.
Unter den Kunstwerken sind auch solche, die nicht publiziert wurden, womit es Neues aus dem Janosch-Kosmos zu entdecken gibt. Zu den bis dato unbekannteren Arbeiten zählen die Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die einen Einblick geben sollen in die Künstlerwerkstatt: Sie zeigen, wie Janosch sich selbst den Weg ebnete von realistischen Tierfiguren hin zu den vermenschlichten Bären und Tigern.
Reise in die eigene Kindheit
Das meiste aber wird den Besuchern vertraut sein: Der Gang durch den Ausstellungsraum gerät für Erwachsene flugs zur Reise in die eigene Kindheit. Zu sehen sind viele Zeichnungen aus Geschichten, die schon vor rund 20 Jahren das Publikum begeisterten und es noch heute tun. Damit auch Kinder ihren Spaß an den Bildern haben, seien die Rahmen extra nicht so hoch gehängt worden wie sonst, sagt die Museumsleiterin Irmgard Sedler. Schließlich sollen mit der aktuellen Schau gezielt die jüngeren Kornwestheimer in die Galerie gelockt werden, wie die Oberbürgermeisterin Ursula Keck erklärt. Es sei ein Auftrag des Museums, Kinder an Kunst heranzuführen. Deshalb bietet die Stadt begleitend zur Ausstellung auch ein breites Kinderprogramm an, das von Trickfilm-Workshops über einen Malwettbewerb bis hin zu einer Janosch-Olympiade reicht.
"Die Bilder sollen die Kinder inspirieren, selbst kreativ zu werden", sagt Ursula Keck. Gleichwohl will die Janosch-Schau nicht nur eine Ausstellung für Kinder sein, wie die Museumsleiterin Irmgard Sedler betont. Sie wolle mit der Präsentation auch die kommerzielle Vereinnahmung der Kinderbuchfiguren kritisch hinterfragen. Mittlerweile führen Bär und Tiger ein Eigenleben, das sich auf Bettwäsche, Kleidungsstücken und Porzellan abspielt.
Tigerenten gibt es als Fahrradhupe und Keks, auf Babystramplern und Trinkflaschen. Dass die Janosch-Figuren mitunter allgegenwärtig scheinen, liege an der Sehnsucht nach der heilen Panama-Welt, meint Irmgard Sedler. Auch Erwachsene ließen sich berühren von den Fantasiegestalten. "Janosch nähert sich mit ihnen dem Kern des Menschlichen mit einer Innigkeit, die anrührt", sagt Sedler.
Eine Macht aus dem Jenseits
Und was sagt Janosch selbst über seine Tigerente, die zum ersten Mal 1978 in "Oh, wie schön ist Panama" auftauchte? Der 80-Jährige hat - so heißt es auf seiner offiziellen Internetseite - die Entstehung der Figur, die laut Sedler längst ein Stück Kulturgeschichte ist, einmal so beschrieben: "Ich ging in den Münchner Zoo, Elefanten zeichnen.
Nun stand dort neben den Elefanten eine Tigerente und befand sich beim Zeichnen des daneben stehenden Elefanten automatisch auf dem Blatt." Ohne seine Schuld habe sich die Ente danach immer wieder auf seine Zeichnungen geschlichen. "Vermutlich war da eine Macht von Jenseits mit der Hand im Spiel. Ja. Eine Macht aus dem Jenseits, gegen welche wir machtlos sind. Das kennt man doch, oder?" Günter Kastenfrosch zumindest kennt diese Macht. Obwohl die Tigerente nur aus Holz ist und weder hüpfen noch singen kann, bekennt der Frosch in einer Janosch-Geschichte freimütig: "Ich sage es Euch: Ich liebe sie." Womit er sicher nicht alleine ist.
Janosch im Museum
Schau Die Ausstellung "Janosch" ist bis zum Sonntag, 19. Februar 2012, zu sehen, immer freitags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Kornwestheimer Kleihues-Bau befindet sich am Jakob-Sigle-Platz 1.
Begleitprogamm Bis zum Samstag, 3. Dezember, gibt es in der Kornwestheimer Stadtbücherei, Kantstraße 10, eine Ausstellung mit Büchern, CDs und Spielen von Janosch. Am Sonntag, 27. November, 16 Uhr, gastiert das Panama-Ensemble im Kleihues-Bau: Acht Musiker spielen dann Janosch-Geschichten. Vom 2. Dezember bis 12. Februar 2012 findet jeden Freitag von 15 Uhr an ein Malkurs mit Michael Bischof in der Galerie statt. Am Donnerstag, 26. Januar, 16 Uhr, dreht sich der Kindertreff in der Bücherei ebenfalls um Janosch. Es werden Tigerenten-Buttons gebastelt.