Wer in den ersten Januartagen in Stuttgart Livemusik hören will, hat's nicht leicht - außer mit unseren Tipps und in der Kiste. In der zweiten Monatshälfte ist dann Pop Freaks im Merlin. Und, pst: die anderen Läden haben auch was zu bieten.
Stuttgart - Der Januar beginnt konzertmäßig so, wie der Dezember geendet hat: eher ruhig. Das erste Konzet, das uns vor die Rübe gekommen ist, findet am 4.1. in der Kiste statt, da ist Jazz beziehungsweise "Girl Talk" mit vier Musikerinnen. Überhaupt die Kiste: reißt's raus, wenn andere Winterferien machen.
Am 6.1. gleich nochmal mit Jazz vs. Singer-Songwriter, auf der Bühne unter anderem Anne Czichowski (Stuttgart). Und das gleich in drei Akten, mit Jazzstandards, Scatgesang, Eigenkompositionen und drei virtuosen Stimmen, wie uns die Kiste verspricht. Ansonsten gibt's nur, tja, die Finalisten von Voice of Germany in der MHP Arena Ludwigsburg. Mit Mary Summer, die macht übrigens auch Collabs:
Am 7.1. ist dann wieder mal wenig überaschend bloß Kiste, und zwar mit „The Scofield Project“. Am 8. geht's im Wizemann weiter mit den kinderverträglichen Deine Freunde. So langsam läuft sich außerdem das Merlin warm, da ist ja wenig später Pop Freaks. In dem Fall aber ist am 8.1. erstmal Eric Gauthier. Der ist da bekanntlich Stammgast, durfte beim Klinke 2015 nicht, weil da nur Nicht-Stammgäste gespielt haben. Generell ist der 8.1. mit Konzerten geradezu gesegnet: Majesty spielen im Keller Klub Heavy Metal, und in der Kiste ist natürlich auch wieder was: "Blue Train präsentiert: 'Favorite Things'".
Am 9.1. kommt dann Ostfildern rüber nach Fellbach, ah pardon: Bad Cannstatt. Bees Made Honey in the Vein Tree spielen im Danziger Stüble irgendwas zwischen Stoner und Psychedelic, schleppt schön langsam vor sich hin. Vielleicht ist das gerade richtig zum Jahresstart.
Aber das ist nicht alles: am 9.1 laden Konvoy und Tom Thaler & Basil in den Keller Klub zu zeitgenössischer Popmusik. Mike Singer singt im Cann für ein mutmaßlich junges Publikum vom Um-die-Häuser ziehen. Und in unserem Lieblingsclub Kiste ist die Jazzsängerin Julia Ehninger samt Quartett am Start. Außerdem: 32er-Festival in Herrenberg, tolle Selbstbeschreibung.
Noch ein Highlight am 9.1.: Bloodtypes und Static And The Cubes im Goldmark's. Die beiden US-Bands aus Portland machen sehr vielversprechenden, alternativen Punkrock. Insbesondere Static And The Cubes haben es uns angetan ...
11. bis 17. Januar
Und weiter Kiste: Am 11.1. Antonio Cuadros de Béjar mit den Monday Sessions. Am 12.1. dann mal was anderes als Jazz: Steven Wilson, bekannt von Porcupine Tree, spielt an dem Abend in der Liederhalle. Oder halt doch Kiste mit André Weiß und Jürgen Bothner. Und am 13.1. Trioabend mit Bodensehs Metronome Art.
Das Jahr 2016 beginnt für die Stuttgarter Konzertveranstalter offenbar erst so richtig am 15.1. Davor, am 14.: Nice Brasil in der Kiste und Roman Wreden im 1. Stock. Am 15.1. dann Kassierer im Hallschlag - Eurovision Song Contest, Naidoo, ihr wisst schon. Und: Pop Freaks. Das Festival beginnt mit dem Auftritt vom Lambert im Merlin und rettet uns zumindest diese Konzertvorschau sowie überhaupt popmäßig den Januar.
Immerhin geht diese Woche außer Pop Freaks und Kiste was. Die Phunkguerilla spielt - welche Richtung, dürfen unsere Leser erraten - am 15.1. im Scala Ludwigsburg. Maladro!ts aus Schopfheim spielen Punk, mit auf der Bühne im Juha West stehen Zustände und eine Combo namens The Shitworker Feat. Dr. Spitz. Im Cann steht die auf Türkisch singende Combo She Past Away auf der Bühne. Und Kiste geht natürlich auch, mit Nörd FX: Da "treffen detailliert komponierte Formen, komplex fließende Harmonik und schöne Melodien auf die gestaltende Energie und Spielbegeisterung des Trios", heißt es im Pressetext.
Dann ist 16.1. und was im Danziger Stüble, Left Thumb Up machen was Mod-Artiges, Gitarrenmucke im Sechziger-Jahre-Stil, das kann man sehr gut machen. Im Goldmark's gibt's düstersten Rockabilly mit Demented are Go, und unser Tagestipp ist das Konzert von Pollyester. Die waren zuletzt in der Rakete, jetzt eben beim Pop Freaks im Merlin:
Sonntags-Tipp ist dann Taut, also die Wägele-Nachfolgelocation direkt bei den Wagenhallen. Da spielen am 17.1. Friends of Gas aus München, also die Noise-/Nerven-Bewegung, und Vorband ist passenderweise die Band Fabian. Deren Ende 2015 erschienenes Album wurde vom Nerven-Gitarristen Max Rieger produziert, kam beim Stuttgarter Label Treibender Teppich raus und klingt wie folgt:
18. bis 24. Januar
Vor vielen Jahren ist The Darkness über uns hereingebrochen, und zwar in Form des Hits "One Way Ticket to Hell (And Back)". Der ist immer noch gut, aber die Glamrocker haben seither noch ganz viel gemacht, wirklich schlechte Akustikversionen inklusive. Die werden sie im LKA aber hoffentlich nicht spielen ... Dafür das hier!
Ansonsten ist am 19.1. wieder Konzertladen im Zwölfzehn, diesmal mit Plutoks (stark) und Bent Bridges. Und am 20.1. dann noch Drangsal im Merlin, Che Sudaka im Universum und Frank Turner im LKA.
Und weiter geht's am 21.1. im Merlin mit dem Pop Freaks, genauer: Mary Ocher. Die ist von ihrer Biografie her, auch von ihrem Äußeren schon interessant. Noch interessanter ist dieser herrlich Lo-Fiige Mitschnitt, angeblich auf VHS, das ist ja eh der nächste Retrotrend nach Vinyl und Tape. Und in zwei Jahren werden wir alle selbstverständlich vom VHS-Sound schwärmen:
Außerdem am 21.1.: Naked Hazelbeard im 1. Stock.
Für den 22.1. empfehlen wir einen Besuch des Im Wizemann. Dort spielen Kids of Adelaide ihr eigenes neues Album vor - Release Party, und wir wissen ja, dass Kids of Adelaide die heimlichen Stuttgarter Popstars sind. Auch die Manufaktur Schorndorf meldet sich wieder, da spielt am 22. Lilly Among Clouds recht hymnische Popsongs. Jochen Distelmeyers Popsongs sind eh unvergleichlich und an diesem Abend im Merlin zu hören.
Ebenfalls am 22.1.: Frank Waln und die Sampson Borthers im Club Zentral, erinnert uns ein bisschen an Linkin Park. Wer Rockabilly mag, geht ins Danziger Stüble zu The Psychonauts. Und wer immer noch nicht genug von der Kiste hat: dort spielt Frederic Rabolds Polysono, Insider kennen das von der Montagsdemo.
Alien Ant Farm waren ja in den Nullerjahren mal recht groß, jetzt offenbar immer noch. Am 23.1. kann man sich im Wizemann über den Status dieser Truppe informieren. Besuch aus Wien ist derweil im Merlin erwartet: Das Trojanische Pferd sind einer dieser verkopften Wiener Popbands, Songs fürs Hirn mit Anspruch auf Bauchgefühl, toller Sound, für Österreichfans ein Pflichttermin und für Fans von Spechtls Ja, Panik oder Garish eh auch. Die "Stuttgarter Rocklegende" (Pressetext) Anyone's Daughter spielt im Scala Ludwigsburg, und der Poprock der Band Gracefire aus Filderstadt gefällt uns auch. Das würde auf VHS noch besser kommen! Jedenfalls spielen die am 23. im Danziger Stüble.
Steht ihr auch so auf die Zooms des Kameramanns?
Das Konzert von Yoga in der Manufaktur zu googlen ist was für Fortgeschrittene. Anfänger landen dabei hier. Im Club Zentral spielen die absolut gnadenlosen An Act of Grace und andere. Übertroffen wir das zumindest bandnamenmäßig nur von Punch Arogunz in der Schräglage. Geradezu harmlos nimmt sich dagegen Meyers Nachtcafé aus: in der Kiste gibt's Funk, Jazz und Lounge.
Die Band mit dem schönsten Bandnamen der Woche spielt am 24.1. im Merlin: A Tribe Called Gnarf. Knarf Rellöm, klar, schönes Review bei der Spex, sollte man machen. Oder eben die zwei Damen von Joco im Theaterhaus. Boy lief ja auch ziemlich gut neulich.
25. bis 31. Januar
Am 25.1 ist dann mal wieder Annagemina, diesmal in der Rakete. Das Stuttgarter Duo macht ja wunderbare Video, ein ebensolches namens "Tigerbites" wird an dem Abend releast. Und auch sonst lohnen sich Annagemina-Konzerte immer für Leute, die gern anspruchsvolle elektronische Musik mit Pop-Einschlag hören wollen.
Techno. Wer hat's erfunden? Fraktus natürlich! Wer das Mockumentary 2012 gesehen hat, weiß, wovon hier die Rede ist: Studio Braun, Musikgeschichte revisited und gnadenlos verdreht, gnadenlos lustig finden die einen - brutal albern die anderen. Wir sagen: ist geil, jetzt mit neuem "altem" Material und am 26.1. in den Wagenhallen.
Zum Zeitpunkt des Entstehens dieser Zeilen ist nicht ganz klar, ob Buddy Buxbaum am nämlichen 26.1. im Keller Klub oder im Wizemann spielen. Wir sagen: Pff, Fans kriegen's schon raus.
Für 27.1. könnte man dann mal schauen, was Donots inzwischen so machen. Die spielen da nämlich im LKA. Wir waren im Sommer bei Donots, am Chiemsee Summer Festival, und da haben sie auf Deutsch gesungen. Jawoll, auf Deutsch. Letzten Endes klang das so, wie deutsche Rockmusik heute durchweg klingen würde, wenn nach Rockpalast nix gekommen wäre. Also solide Gitarrenarbeit, viel Druck von Schlagzeug und Sänger, aber irgendwie auch ein bisschen antiquiert und bemüht. Aber früher war bekanntlich alles besser, also: schön hin mit euch.
Wer's lieber poppig mag, kann natürlich auch zu Ellie Goulding in die Porsche Arena gehen, wird sicher eine nette Show. Und im Taut ist die Bomb Shop Label Tour angekündigt, Musik auf Kassette und so, reinhören am besten hier. Ansonsten wäre am 27.1. noch Florijan van der Holz im 1. Stock.
Einer der Ohrwürmer aus den Neunzigern (wirklich?) ist "Kein Schwein ruft mich an", von Max Raabe. Damals gab's ja auch den Comedian-Harmonists-Film, retroselig waren wir und können es jetzt wieder sein. Denn am 28.1. kommt Raabe in die Liederhalle. Und am 29. gleich nochmal. Also, komm:
Craig Ignaz hat uns den schönen Track "Steak & Scampi" geschenkt, schön auf Wienerisch. Am 28.1. gibt's in der Schräglage die volle Ladung Surf'n'Turf und Lgooney gleich noch dazu. Im Merlin wird derweil weiter gepopfreakt, diesmal mit Fenster. Im Herbert'z gibt's ein Kaffeehauskonzert mit Chantal Fatale. Zu diesen beiden Gigs gehen die Auskenner, die Reihenhausbewohner gehen zu Andreas Bourani in die Schleyerhalle und grüßen "Spiegel Online". Und Kollege Setzer, der uns im besagten SpOn-Diss den Gartenzwerg beschert hat, geht zu Kataklysm ins LKA.
Am 30.1. ist der Januar schon fast wieder wie der Dezember, also was die Menge der Konzerte angeht. Manowar in der Porsche-Arena haben Fans eh längst mitbekommen, Silla in der Schräglage natürlich auch. Im Merlin ist ein vorletztes Mal Popfreaks mit Locas in Love. Toll auch: deren LP kommt mit einem Kalender, den man sich an die Wand hängen kann.
Madsen könnte man am 30.1. auch mal wieder schauen, diesmal im LKA. Good Men Gone Bad sind zum 121. Mal in der Kiste (Interview zum 120. Mal siehe hier) und die Band Osca platziert sich nach Auftritten im Galao-Umfeld jetzt als Band für ganz besondere Events: erst bei der Campari-Night, jetzt zu Fingerfood im 87. Koscht halt 25 Euro.
Was uns auch gefällt: Hannah Epperson mit ihrem Looper im Lab. Ebenfalls super: das Solikonzert für Flüchtlinge mit Mainström et al. im Universum. Hier steht mehr zu der Aktion.
Am 30.1. ist mal wieder was in der S*Cobar in Esslingen, schöner Laden im Dick-Areal. Diesmal spielen Hot Chick Banged und Mofakette. Im Merlin ist großes Pop-Freaks-Finale mit Aloa Input und im Theater Rampe ist wieder Singles Club - diesmal mit Günther Schlienz: meine Musik, meine Maschinen, klicke hier. Sniffing Glue und andere spielen Klebstoffmusik im Juha West und The Nite Steadies machen im Danziger Stüble Ska. Und noch zwei haben wir im Angebot: im Club Zentral lehrt die Punkrock Academy und im Cann spielt Luca Hänni. Falls das nicht jedem was sagt: Stichwort DSDS.
Den Januar beschließt dann David Guetta am 31.1. in der Schleyerhalle, oder wenn's etwas kleiner soll: Dominik Baer spielt im Zwölfzehn. Hat auch ne schöne Website.
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