Anfang Dezember hat die Unesco die japanische Küche auf die Liste des immatriellen Weltkulturerbes gesetzt. Völlig zurecht, wie sich besonders über Neujahr zeigt. Denn da wird nur das Allerfeinste aufgetischt.

Tokio - In den letzten Tagen des alten Jahres ist viel zu tun: Garnelen kochen, gekochten Wakame-Seetang zu Röllchen drehen und mit Bändern aus getrocknetem Rettich verschnüren, zartrosa-weiße Fischkuchen und süßliche Rollen aus Ei in Scheiben schneiden, schwarze Sojabohnen („Kuromame“) im Zuckerwasser weichkochen, Mandelstifte und getrocknete Fischchen mit aufgelöstem braunen Zucker verkleben und zu mandelsplitterartigen Häufchen formen . . . Mehrere Tage dauert die Vorbereitung japanischer Neujahrsgerichte, Osechi Ryori. Dann werden die Leckereien fein säuberlich in drei edle schwarz-rote Lackschalen gefüllt.

 

Die Zutaten sollen sich lange halten und Bedeutung haben

Japanische Hausfrauen, die die Tradition der Osechi Ryori hochhalten wollen, sind kurz vor dem 1. Januar ganz schön im Vorbereitungsstress. Denn weil selbst im sonst so betriebsamen Japan auch der „Gott des Schneidbretts“ und der „Gott des Messers“ einmal ruhen sollen, wird während der ersten drei Januartage traditionell nicht gekocht. Stattdessen wählt man für die feinen Gourmetboxen Zutaten aus, die sich lange halten und eine positive Bedeutung haben. So steht „mame“ im Wort Kuromame (schwarze Sojabohnen) für Gesundheit. Die gekrümmten Garnelen mit ihrem „Bart“ symbolisieren den Wunsch eines langen Lebens. Kazunoko, Fischeier vom Hering, sollen im neuen Jahr viele („Kazu“) Kinder („Ko“) bringen.

Für diese kulinarische Tradition im Besonderen, aber auch für die Vielseitigkeit der Küche insgesamt, ist die japanische Esskultur („Washoku“) Anfang Dezember von der Unesco in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen worden. Damit schaffte sie als erst zweite Landesküche überhaupt nach Frankreich, für ihre kulinarischen Genüsse die begehrte Auszeichnung zu erhalten. In der Kategorie Kulturerbe prämierte die Unesco bereits Gerichte oder Elemente aus der mexikanischen und türkischen Küche und pries die mediterrane Ernährung. Die Japaner hoffen, dass die Auszeichnung der Verbreitung von Washoku und japanischen Lebensmitteln im Ausland neuen Schwung verleiht. So könnte es für Japans Lebensmittelhersteller wieder leichter werden, ihre Waren zu exportieren. Denn seit Fukushima 2011 muss die Branche Einbußen hinnehmen, weil die Konsumenten Angst vor verstrahlten Lebensmitteln haben.