Jasmina Hostert hat den Kreis Böblingen auf dem Bundesparteitag der SPD vertreten. Sie kennt Saskia Esken ziemlich gut.

Böblingen/Berlin - Jasmina Hostert hat das Wochenende in Berlin verbracht. Die Kreisvorsitzende war Delegierte beim SPD-Parteitag. Zu Saskia Esken hat sie eine besondere Beziehung.

 

 

Jasmina Hostert ist Kreisvorsitzende der SPD. Foto: Archiv

Frau Hostert, wie haben Sie das neue Führungsduo Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans erlebt?

Ich bin froh, dass wir an der Spitze wieder Klarheit haben. Ich fand die Befragung unserer Mitglieder spannend und gut, der Prozess war sehr transparent und basisdemokratisch. Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans haben klar gewonnen. Auf dem Parteitag haben die beiden deshalb auch meine Stimme bekommen.

Saskia Esken vertritt Calw im Bundestag und ist auch Betreuungsabgeordnete für den Kreis Böblingen, weil der ja keinen eigenen SPD-Abgeordneten hat. Wie gut kennen Sie Frau Esken persönlich?

Ich kenne sie ziemlich gut. Saskia ist eine, die ihre Meinung sagt, die eine klare Sprache spricht und Verabredungen und Absprachen sehr zuverlässig einhält. Ich habe sie auch als sehr fleißig erlebt. Fast immer, wenn ich sie eingeladen habe, ist sie zu uns gekommen.

Zum Beispiel?

Einmal haben wir zusammen das Herman-Hollerith-Zentrum in Böblingen besucht, das sie als Informatikerin und Digital-Politikerin natürlich sehr interessiert hat. Sie ist aber auch gekommen, wenn wir zum Beispiel ein kleines Sommerfest veranstaltet haben. Es war ihr immer schon wichtig, in der Partei sichtbar zu sein und sich mit der Basis auszutauschen. Sie spricht mit allen auf Augenhöhe – das finde ich sehr sympathisch.

Saskia Esken kommt aus Renningen und hat im Gymnasium in Weil der Stadt Abitur gemacht. Heißt das, der Kreis Böblingen hat jetzt den direkten Draht zur Spitze der Bundespolitik?

Aus baden-württembergischer Sicht ist es toll, dass wir durch sie näher dran sind. Sie kennt die Region sehr gut, das wird uns sicherlich helfen. Aber als Bundesvorsitzende darf sie natürlich kein Bundesland bevorzugen. Ich hab mir aber schon vorgenommen, dass ich auf Saskia zugehe, wenn wieder ein bisschen Ruhe eingekehrt ist. Wir werden schauen, welche Veranstaltung wir dann im Kreis zusammen machen.

Es ist kein Geheimnis, dass sich die Führungsriege in der SPD, auch im baden-württembergischen Landesverband, Olaf Scholz Klara Geywitz gewünscht hätten. Ist da ein bisschen der Kontakt zu den Mitgliedern vor Ort verloren gegangen, die anders entschieden haben?

Nein, denn es war ja kein Ergebnis 80 zu 20, sondern relativ ausgewogen. Wir sind eine Partei und manchmal gibt es eben unterschiedliche Auffassungen. Die muss man zusammenführen, und wir haben jetzt auf dem Parteitag gezeigt, dass das geht. Wichtig ist, dass jetzt alle hinter unserem Führungsduo stehen. Auch als Stellvertreter haben wir sehr kompetente Leute gewählt. Ich schätze zum Beispiel Hubertus Heil sehr…

… der als Arbeitsminister aber nur weitermachen kann, wenn die Groko hält. Viele, die das neue Duo gewählt hatten, hatten sich das anders gewünscht. Ist da schon eine Ernüchterung eingetreten?

Nein, ich halte von einem schnellen Ausstieg aus der Groko auch nichts. Im Gegensatz zu Karl Lauterbach haben Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans den sofortigen Ausstieg nie versprochen. Es geht jetzt darum, die vereinbarten Vorhaben im Koalitionsvertrag umzusetzen und gleichzeitig der SPD ein klares Profil zu verleihen. Zum Beispiel haben wir auf dem Parteitag mit dem Beschluss des Sozialstaatspapiers Hartz IV hinter uns gelassen und uns auch für eine Vermögenssteuer ausgesprochen.

Was nehmen Sie jetzt mit aus Berlin in den Kreis Böblingen?

Es zeichnet sich ein ziemlich klarer, inhaltlicher Kurs ab, ich bin zuversichtlich. Ich fordere unsere Mitglieder vor Ort auf, sich hinter das neue Duo zu stellen.