Der Jazzclub präsentiert Christoph Beck am Saxophon in ungewohntem Ambiente. Weil das Blue Note geschlossen wird, müssen die Veranstalter in die Steinturnhalle ausweichen.

Leonberg - Vom Blue Note in die Steinturnhalle – irgendwie handelt die Geschichte heute von einem Mann, der niemals aufgibt. Frithjof Gänger, erster Vorsitzender des Jazzclub Leonberg, trotzt allen Widrigkeiten. Denn diese hat er derzeit jede Menge. Geht ihm doch gerade der gemütliche Blue Note Club verloren. Gerade noch als heimeliger Club mit der Anlehnung an die Jazzclubs vergangener Zeiten beschrieben, ist Schluss im Blue Note.

 

Der Grund hierfür laut Bauordnungsamt: Das Grundstück Mollenbachstraße 19, Flurstück 1-9156/4, 71229 Leonberg, befindet sich in der Zone 6 des Bebauungsplans. In diesem Gebiet sind Anlagen für kulturelle Zwecke, wie der derzeit betriebene Jazz-club, nicht genehmigungsfähig. Auch Schank- und Speisewirtschaften sowie Vergnügungsstätten sind nicht zulässig.

Das muss wie ein Paukenschlag für den leidenschaftlichen Jazzer Frithjof Gänger gewesen sein. Ist es ihm doch ein Herzenswunsch, einen Jazzclub in Leonberg zu etablieren. Da spielen das Ambiente und die Akustik, neben den erstklassigen Musikpräsentationen, ja eine nicht unwesentliche Rolle.

Überraschend schnelles Ende

Das Ende im Blue Note kam überraschend und schnell. Mit großer Unterstützung der Stadt Leonberg konnte das Konzert mit Christoph Beck aber doch stattfinden. Die Steinturnhalle in Leonberg wurde kurzerhand umfunktioniert. Große Mühe gab sich Frithjof Gänger mit seinen Musikerkollegen. Da wurde die ganze Technik aufgebaut, und zur Steigerung der Stimmung und für das Ambiente gab es noch eine große Leinwand mit Übertragung des Musikacts in Echtzeit: überdimensional und direkt hinter den Musikern. Gänger ist schon ein Medienprofi mit vielen kreativen Ideen. Das hilft.

Nun waren sie also in der Steinturnhalle: der Saxophonist Christoph Beck, Werner Acker (Gitarre, Arrangements, Leitung), Rainer Scheithauer (Piano/Keyboard), Hansi Schuller (Bass) und Holger Bihr (Schlagzeug). War die Akustik auch nicht die beste in der Turnhalle, tat das der Stimmung keinen Abbruch. Denn auch dieses Konzert des Leonberger Jazzclubs war wieder gut besucht. Kein Wunder, ist die Qualität der auftretenden Musiker doch eine hohe.

Christoph Beck hat schon als Grundschüler mit Blasinstrument im dörflichen Musikverein mitgewirkt. Auch eine Ausbildung als Kirchenmusiker hat er. Doch seine „eigene“ Musik ist schon lange der Jazz. Seine erste Auszeichnung als Saxophonist hat Christoph Beck schon während seiner Schulzeit erhalten, dann kam ein Preis bei Jugend jazzt, der Young Lions Jazz Award Stuttgart schloss sich an, und auch den Preis der deutschen Schallplattenkritik hat Beck bereits vor ein paar Jahren bekommen – als Mitglied der Tobias Becker Big Band. Und auch in Leonberg ist Christoph Beck kein Unbekannter, unterrichtet er doch an der hiesigen Jugendmusikschule. Beck selbst studierte Jazz an den Musikhochschulen Stuttgart, Wien und Würzburg.

Und auch Werner Acker ist als Dozent an der Musikhochschule Stuttgart ein bekanntes Gesicht. Er ist als Solist und Sideman in verschiedenen Stilrichtungen und Projekten unterwegs. Rainer Scheithauer ist mit seinem Piano/Keyboard ein viel beschäftigter Live- und Studiomusiker. Unter anderem fest verankert in der Herbert-Grönemeyer-Band. Hansi Schuller und Holger Bihr sind an ihren Instrumenten ebenso gefragt.

Am Ende gibt’s eine CD

So war sie also wieder gegeben: die gute Qualität der Musikpräsentation. Dabei wurden Songs aus der Feder von Werner Acker gespielt. Aber auch Standards wie beispielsweise „In a sentimental mood“ von Duke Ellington und „Cantaloupe Island“ von Herbie Hancock. Vom Musikact wird es eine CD „Live in Leonberg“ geben. „Beim Abbauen haben die Musiker und ich uns das Ergebnis angehört und spontan entschieden, eine CD zu veröffentlichen. Den schlechten Raumhall hört man da natürlich nicht, da ich ja alle Instrumente einzeln und direkt aufgenommen habe“, betont Frithjof Gänger.