Nach einer guten Stunde ist Diana Krall solchermaßen verwandelt und bereit für Bob Dylans Songjuwel „Simple Twist of Fate“: Einen Takt lang kann es sich die Stimmartistin nicht verkneifen, nun auch noch Dylans Näseln nachzuäffen, davon abgesehen jedoch gelingt ihr die sanftest denkbare Version dieses Songs, weil sie plötzlich Willens ist, mit ihrer Stimme ein Lied wirklich zu präsentieren, anstatt es zur Manege umzufunktionieren, in der die Krallschen Stimmlöckchen hüpfen.

 

Gelungene Dylan-Huldigung

Diana Krall nähert sich „Simple Twist of Fate“ mit so viel Respekt und gleichzeitig mit so viel eigener Gestaltungskraft, dass plötzlich ruchbar wird: Da sitzt eine Gute am Flügel, eine richtig Gute sogar. Am Ende lässt sie ganz unaufdringlich ein paar Pianotakte in dieses Lied tröpfeln, die verdächtig nach Dylans rund anderthalb Jahrzehnte nach „Simple Twist of Fate“ entstandenem Erlösungsepos „Ring them Bells“ erinnern, einfach so, als beiläufig hingeklimperte Assoziation einer Künstlerin, die genau weiß, was sie tut.

So spektakulär wie in ihrer Dylan-Huldigung geht’s anschließend im ausverkauften Betonrund zwar nicht mehr zu, aber es bleibt dann bis zuletzt ein schöner Konzertabend mit ein bisschen Nat King Cole und ein wenig Ray Charles, mit energisch und humorvoll präsentierten Fundstücken aus dem Traumland, in dem sich Pop und Jazz ganz unverkrampft Hallo sagen.

Und am Schluss erklärt Diana Krall, dass es ziemlich selten vorkomme, dass sich einer der Schöpfer ihrer Fundstücke vor Ort befinde, aber, ja, Elvis Costello, ihr Gatte, sei hier: Sein „Almost Blue“ gerät ihr zu einer dann doch sehr bewegenden Umarmung all dessen, was großer Pop bedeuten kann. Jetzt noch die logische Steigerung? Nein, das Publikum kriegt an diesem Abend von Elvis Costello nicht mehr mit als die beeindruckende Hingabe seiner Frau.

Es wird dann besser. Und die seltsame Dramaturgie dieses Abends vor dem Mercedes-Benz-Museum vermittelt den Eindruck, als gehöre es zum Job einer coolen Band aus lauter Virtuosen, der Chefin ihre überkandidelten Egotrip-Flausen unter Zuhilfenahme ganz großer Klangkunst auszutreiben. Am Schlagzeug zum Beispiel sitzt Karriem Riggins, ein sensationeller Synkopenjongleur, der offenbar Spaß daran hat, sein Können präzise in den Dienst der Songs zu stellen. Und was der rockverliebte Jazzgitarrist Aram Bajakian und der Country- bis Hardrock-affine Geiger Stuart Duncan in Song Nummer sechs, Tom Waits’ „Temptation“, an solistischer Sprengkraft abliefern, ist aufregender als das ganze Stimmgetauche bis dorthin, aus dem vor allem Diana Kralls scharfes „S“ herausragt, weil irgendwer in der Technik vergessen hat, das zu dessen Eindämmung geeignete Deesser-Knöpfchen zu drücken.

Aber die ungezügelte Spielfreude ihrer Mitstreiter, deren vollkommen unaffektiertes Verschmelzen mit dem Wesen der Musik, scheint Diana Krall plötzlich zu beflügeln. Sie startet jetzt ihren Soloblock, sie zeigt in Neil Youngs „Heart of Gold“ allein am Flügel, dass sie imstande ist, ihn akkurat zu bedienen, und wenn ihre musikalischen Gedanken schneller vorüberhuschen, als ihre Finger zu folgen vermögen, dann ruft sie „Scheiße“ auf Deutsch und später „Oh Shit“ . Bei Diana Kralls Konzert in Stuttgart hat man die seltene Gelegenheit, einen ein paar Lieder währenden Reifeprozess zu beobachten, für den andere ein Leben lang brauchen: von der Singbarbie zur wirkmächtigen Künstlerin, vom Kunstprodukt zum Menschen.

Pop und Jazz sagen sich unverkrampft Hallo

Nach einer guten Stunde ist Diana Krall solchermaßen verwandelt und bereit für Bob Dylans Songjuwel „Simple Twist of Fate“: Einen Takt lang kann es sich die Stimmartistin nicht verkneifen, nun auch noch Dylans Näseln nachzuäffen, davon abgesehen jedoch gelingt ihr die sanftest denkbare Version dieses Songs, weil sie plötzlich Willens ist, mit ihrer Stimme ein Lied wirklich zu präsentieren, anstatt es zur Manege umzufunktionieren, in der die Krallschen Stimmlöckchen hüpfen.

Gelungene Dylan-Huldigung

Diana Krall nähert sich „Simple Twist of Fate“ mit so viel Respekt und gleichzeitig mit so viel eigener Gestaltungskraft, dass plötzlich ruchbar wird: Da sitzt eine Gute am Flügel, eine richtig Gute sogar. Am Ende lässt sie ganz unaufdringlich ein paar Pianotakte in dieses Lied tröpfeln, die verdächtig nach Dylans rund anderthalb Jahrzehnte nach „Simple Twist of Fate“ entstandenem Erlösungsepos „Ring them Bells“ erinnern, einfach so, als beiläufig hingeklimperte Assoziation einer Künstlerin, die genau weiß, was sie tut.

So spektakulär wie in ihrer Dylan-Huldigung geht’s anschließend im ausverkauften Betonrund zwar nicht mehr zu, aber es bleibt dann bis zuletzt ein schöner Konzertabend mit ein bisschen Nat King Cole und ein wenig Ray Charles, mit energisch und humorvoll präsentierten Fundstücken aus dem Traumland, in dem sich Pop und Jazz ganz unverkrampft Hallo sagen.

Und am Schluss erklärt Diana Krall, dass es ziemlich selten vorkomme, dass sich einer der Schöpfer ihrer Fundstücke vor Ort befinde, aber, ja, Elvis Costello, ihr Gatte, sei hier: Sein „Almost Blue“ gerät ihr zu einer dann doch sehr bewegenden Umarmung all dessen, was großer Pop bedeuten kann. Jetzt noch die logische Steigerung? Nein, das Publikum kriegt an diesem Abend von Elvis Costello nicht mehr mit als die beeindruckende Hingabe seiner Frau.