Jazz Open: Lizz Wright und Angélique Kidjo Zwei musikalische Schwestern, die verzaubern
Bei tropischen Temperaturen geben die Sängerinnen Lizz Wright und Angélique Kidjo ein denkwürdiges Konzert im Innenhof des Alten Schlosses.
Bei tropischen Temperaturen geben die Sängerinnen Lizz Wright und Angélique Kidjo ein denkwürdiges Konzert im Innenhof des Alten Schlosses.
Tropische Temperaturen im Innenhof des Alten Schlosses fühlen sich für eine Sängerin aus dem Süden der USA und eine andere aus dem Benin vertraut an. Im voll besetzten Arkadenhof mit seinen Motiven der Frührenaissance öffnet eine pfirsichweiche, vom Gospel modellierte Soulstimme im Handumdrehen die Herzen der Menschen.
An diesem Abend singt Lizz Wright mit dieser Stimme, die zärtlich und kraftvoll, sanft und sinnlich aus ihr herausströmt, von Großmutter Martha, die sie einst in Georgia erzogen hat und die so sehr vermisst. Es findet sich auf „Shadow“, dem aktuellen Album. Weich pulsiert der Rhythmus, die Hammondorgel seufzt melancholisch. Die Menschen auf ihren Stühlen fangen an, sich langsam in den Hüften zu wiegen. Sie spüren die Hingabe und Wahrhaftigkeit dieser 44-jährigen Frau mit der schönen dunklen Stimme. Deren Musikalität überträgt sich auf alle: „Sweet Feelings“.
„Sparrow“ heißt ein anderer Titel, bei dem Lizz Wright von Frieden, Freiheit und Schwesterlichkeit singt. Sie erzählt von der beglückenden Erfahrung, mit den musikalischen Schwestern Dianne Reeves, Cécile McLorin Salvant und Angélique Kidjo auf den Bühnen dieser Welt gemeinsam „Sing the Truth“ interpretiert zu haben. Kritisches politisches Bewusstsein, Freude an der Musik und Lust am Leben bestimmten dieses Programm. Jazz-Open-Besucher, die das vor fünf Jahren am selben Ort erlebt haben, erinnern sich. Sie singt „Keep On Keeping On“, ein optimistisches Lied von Curtis Mayfield, und macht die Bühne frei für die zwanzig Jahre ältere, aber hochenergetische Angélique Kidjo.
Bongo-Töne prasseln, der Bass der Djembe klingt warm und voll, bevor mit hellem Slap das Tempo beschleunigt wird und ein dominanter Drummer einsteigt. Da springt Angélique Kidjo mit ihrem Kopftuch und dem farbenfrohen afrikanischen Kleid auf die Bühne, dreht sich wild tanzend und singt mit kraftvoller Stimme ein Lied aus ihrer Heimat. Afrika hält triumphierend Einzug in Stuttgart. Die Menschen klatschen im Takt, stehen, auf, singen den Refrain und beginnen zu tanzen. So gut das eben geht bei einem bestuhlten Konzert.
Die Sängerin aus dem Benin mit der unbändigen Energie interpretiert leidenschaftlich ihre Lieder, während die tolle Band den Rhythmus rollen lässt wie einen vorbei donnernden Güterzug. Wer möchte da nicht aufspringen? Die polyglotte Lady singt Französisch, Englisch, Spanisch und Yaruba, ihre Muttersprache. Zur Überraschung vieler streut sie „Once In A Lifetime“ der Talking Heads ein, das auch von diesem afrikanischen Rhythmusstrudel mitgerissen wird. „Let The Music Play“ singt „Maman Afrique“, wie Kidjo im französischsprachigen Benin genannt wird. Nachdem Miriam Makeba, die ursprüngliche Mama Afrika, 2008 starb, ist sie deren Nachfolgerin.
Als Hommage singt sie Makebas Signature Song „Pata Pata“. Lizz Wright ist auf die Bühne zurückgekommen, singt und tanzt ausgelassen mit. Die Menschen sind begeistert. Nach einer sanfteren Zugabe verlassen sie nach diesem besonderen Konzertabend beschwingt und lächelnd das Alte Schloss und schlendern hinaus in eine tropische Stuttgarter Vollmondnacht.