Die Jazz-Open haben ihr Programm vorgestellt, bei dem im Juli sechs Bühnen bespielt werden. Trotz der Bedeutung des Festivals hat die Stadt ihre Förderung eingestellt.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Jürgen Schlensog kann, gelinde gesagt, seine Enttäuschung nicht verbergen. „Stuttgart selbst könnte viel mehr daraus machen“, sagt der Festivalchef über die von seiner Firma Opus ausgerichteten Jazz-Open. Und „die Stadt wäre gefordert, sich etwas mehr zu zeigen“, statt die Resonanz auf dieses Festival einfach nur „billigend zur Kenntnis zu nehmen“, während doch „das Land Baden-Württemberg uns wohlgesonnen ist“ und „man bei der Landesregierung begriffen hat, was das Festival für eine Bedeutung hat.“

 

Was Schlensog moniert, ist, dass die Stadt Stuttgart ihre Förderung für das Stuttgarter Jazzfestival eingestellt hat – und dass er auch die Lust verloren hat, sich für eine Wiederaufnahme der Förderung einzusetzen, weil er es Leid sei, sich „in den Wirrungen des Stuttgarter Gemeinderats“ die Haxen wund zu laufen. Nun gibt es bekanntlich und auch aus gutem Grund keinen Rechtsanspruch darauf, dass private Stuttgarter Konzertveranstalter mit Steuergeldern subventioniert werden – befremdlich ist das ostentative Desinteresse des Führungspersonals der Stuttgarter Kulturverwaltung aber dennoch.

Von der Kulturverwaltung ließ sich niemand blicken

Immerhin 25 000 Besucher werden zur diesjährigen Auflage der seit zwei Jahrzehnten etablierten Jazz-Open erwartet, vierzig Prozent davon auswärtige Gäste, vier Bühnen in der Stadt werden zehn Tage lang bespielt (unter anderem auf dem Schlossplatz), namhafte Sponsoren bringen sich ein – voran die Sparda-Bank, Allianz und Mercedes-Benz –, aber von den Spitzen der Kulturverwaltung ließ sich nicht einmal jemand sehen bei der Präsentation des diesjährigen Programms am Montagabend. Was einem schon zu denken geben oder die alten Spliff-Verse „Die Stadt schläft, nur wir sind wach“ ins Gedächtnis rufen könnte.

Sei’s drum, die Jazz-Open bestreiten nach Schlensogs Angaben mittlerweile dreißig Prozent ihres Etats mit Sponsoringmitteln (auch da könnte sich manche andere Kultureinrichtung eine Scheibe abschneiden) und wären seinen Angaben zufolge angesichts der gebuchten Hochkaräter anders auch gar nicht zu finanzieren.

Denn das Programm der 22. Auflage des Festivals bietet illustre Namen. Zum Auftakt am 3. Juli wird – erstmals in einer neuen Spielstätte, der früheren Schalterhalle der Sparda-Bank am Hauptbahnhof –, das Preisträgerkonzert der German Jazz Trophy mit dem Geehrten Ralph Towner (Oregon) über die Bühne gehen. Ebendort spielen – bei nur vierhundert Plätzen in sehr intimem Rahmen – auch David Sanborn und Brad Mehldau, letzterer zum Verdruss vermutlich vieler Jazzfans am gleichen Abend wie Joshua Redman auf der Freilichtbühne am Mercedes-Museum.

Rund die Hälfte der Tickets ist bereits begriffen

Dort in Untertürkheim treten zudem die Stars Mario Biondi, Caro Emerald (in einem Doppelkonzert) und Mariza sowie auch noch Bob Geldof mit Carl Verheyen im Vorprogramm auf.

Auf der großen Bühne am Schlossplatz geben sich am Donnerstag, dem 9. Juli, Gregory Porter und die frisch gebackene Grammysiegerin Dianne Reeves beim einzigen komplett bestuhlten Konzert des Festivals die Ehre. Es folgen am Freitag Max Herre und sein Kahedi Radio Orchestra, am Samstag Zaz und am Sonntag zum Festivalabschluss Jamie Cullum mit Big Band.

Im Bix schließlich sind unter anderem Lizz Wright (Mittwoch, 8. Juli – für diesen Tag ist auch noch ein weiteres hochkarätiges Konzert versprochen), Magnus Öström (früher beim Esbjörn Svensson Trio) sowie die von Quincy Jones entdeckte und geförderte 13-jährige (!) Emily Bear zu Gast, die als eine Art „Artist in Residence“ das Festival begleiten wird. Dazu wird es noch Konzerte in der Leonhardskirche sowie im Kunstmuseum geben. Der Vorverkauf für die insgesamt rund vierzig Auftritte hat begonnen, rund die Hälfte der Tickets ist bereits vergriffen – das gilt insbesondere für die Konzerte von Zaz und Jamie Cullum.