Der Sänger und Produzent John Legend hat auf dem Schlossplatz ein großes R&B-Spektakel inszeniert – angeheizt durch die stimmgewaltige Britin Jessie J.
Wer den Künstlernamen „Legend“ wählt wie der Sänger und Produzent John Roger Stephens, muss über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügen – was er bei Jazz Open einlöst: Mit einer exzellenten Band inszeniert der US-Popstar John Legend auf dem ausverkauften Schlossplatz die perfekte R&B-Show.
Gleich bei „Used to Love“ gehen alle Arme hoch, während der Pfau mit der rauen Männerstimme und dem makellosen Falsett im rosa Anzug mit zwei Backgroundsängerinnen in rosa Abendkleidern am Bühnenrand singt und tanzt.
John Legend ist ein Charmeur
„You’re my dream come true, Stuttgart!“, sagt der Charmeur und reiht in einem Medley etwas selbstverliebt seinen illustren Werdegang auf: Kollaborationen mit Lauryn Hill, Kanye West, Jay-Z und Alicia Keys. Später trägt er Schwarz, intoniert „Feeling good“ und empfiehlt sich als Erbe von Legenden wie Marvin Gaye.
Er erzählt von seinem Elternhaus, der Vater Pfarrer und Schlagzeuger, die Mutter Organistin. Allein am Flügel singt er Paul Simons Klassiker „Bridge over troubled Water“ und widmet ihn seiner Großmutter, die ihm „Gospel-Piano“ beigebracht habe. Die 7000 Zuschauer stehen längst, als Legend sie „Ordinary People“ mitsingen lässt und die Überballade „All of me“ – „you sound so good!“, ruft er, und erntet ohrenbetäubenden Jubel.
Jessie J. trägt das Herz auf der Zunge
Die Bühne angewärmt hat Jessie J. mit ihrer rot glühenden Stimme, einer vor Energie strotzenden Jazz-Rock-Band, sehr britischem Humor und Hits wie „Price Tag“ und „Who you are“ – da singt das Publikum so engagiert, dass sie fragt: „Wollt ihr mit mir auf Tour kommen?“ Sie ist eine grundsympathische Stimmungskanone, trägt das Herz auf der Zunge, spielt ein kleines Spielchen mit einem Zuschauer auf der Tribüne, erzählt, dass sie krank war. „Oooh“, tönt es vom Platz. Jessie J.: „Lasst das, ich bin 34!“
Im Bix: eine afrokaribische Fiesta
Wer nun denkt: Besser wird’s nicht!, hat den Jazzclub Bix vergessen. Da entfachen spät zwei Männer mit Band vor ausverkauftem Haus eine afrokaribische Fiesta: der Sänger und Bassist Richard Bona aus Kamerun und der kubanische Pianist Alfredo Rodriguez, einer der einfallsreichsten Solisten dieses Festivals.
Extrem kurzweilig mischt er Gedankenblitze aus Latin, Jazz und Blues, bettet sie immer ein in griffige Themen und deren Variationen. Was die Qualität der Improvisationen angeht, wäre Rodriguez wohl der Sieger dieses denkwürdigen Festivaltages – wenn ein solcher gekürt würde.
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