Roger Hodgson hat am Samstag auf dem Stuttgarter Schlossplatz nicht gekleckert, sondern geklotzt. Doch obwohl er mit den Stuttgarter Philharmonikern auf der Bühne stand, war der beste Moment einer der stillsten: Hodgson, allein, am Klavier.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Vielleicht ist es im zwanzigsten Jahr der Jazz Open müßig darüber nachzudenken, wie hoch der Anteil an Jazz bei den Acts auf der großen Bühne des Schlossplatzes noch ist. Neue Impulse aber darf man auch vom Pop erwarten. Allein: wie sollen sich diese Impulse anhören mit Songs von einer Band, die es seit dreißig Jahren nicht mehr gibt, dargeboten von „the legendary Voice of Supertramp“, aus deren Feder sie immerhin stammen?

 

Nun ist es vielleicht ebenso müßig darüber nachzudenken, wann bei solchen Versuchen von Pop meets Classic wirklich eine Bereicherung herausgesprungen wäre. Aus der jüngeren Vergangenheit  fällt uns nur ein Beispiel ein, mit dem in eine neue Dimension vorgestoßen wurde: Peter Gabriel verzichtete bei seinem Experiment komplett auf die Band und ließ seine Songs völlig neu arrangieren.

Streicherteppich von den Philharmonikern

Bei Roger Hodgson mit Band und den Stuttgarter Philharmonikern aber kommt vom Orchester auf einem nicht schlechten Tribünenplatz im nicht ausverkauften Ehrenhof des Neuen Schlosses außer einer sommerlichen Brise nur ein dezenter Streicherteppich an, der meist  gleichförmig klingt  und manche Melodien einfach eins zu eins überträgt.

Es scheint so, dass Bernd Ruf, zu dessen Referenzen die Orchestrierung von Pur und Katie Melua zählt, in seinen Arrangements nach wie vor nur auf das Allernötigste setzt.  So kann man sich einigen Klassikern der Popgeschichte zwar nostalgisch hingeben, denn Roger Hodgson ist immer noch gut bei Stimme.  

Kitsch gegen Solopart am Piano

Den Anspruch jedoch, den Songs von Supertramp groß orchestriert noch mehr abgewinnen zu können, muss man als Abend der verpassten Möglichkeiten werten. Vielleicht bieten Lieder wie „Dreamer“, in denen Hodgson –  typisch Supertramp-Sound – mit der Rechten aus dem E-Piano die Sechzehntel heraushackt, einfach zu wenige Lücken für einen großen Klangkörper. Aber auch in den leisen Momenten von „School“ etwa spielt das Orchester eine so geringe Rolle, dass es überflüssig wird.

Einzig in den durchweg getragenen Nummern wie „Lovers in the Wind“ oder „Only Because of You“ kommt eine breitere Instrumentierung zum Tragen – und wird zum Kitsch.  Und eingesetzt wird das Orchester natürlich auch in einem Song, der es mit seinen klassischen Ambitionen schon im Original auf über zehn Minuten bringt: „Fool’s Ouverture“, die heimliche Hymne von Supertramp, die freilich im Schatten von all den gespielten Hits wie „Breakfast in America“, „Logical Song“, „Give a little bit“ und „It’s raining again“ steht.

Einer der eindringlichsten Momente aber an diesem Abend ist bezeichnenderweise einer der stillsten. Es ist – eben – der Song  „Even in the quietest Moments“ von und mit Roger Hodgson: er, ganz allein auf der zwölfsaitigen Gitarre.

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