Nachtkritik: Sophie Hunger und Lianne La Havas, hochbegabte Musikerinnen mit unterschiedlichen Profilen, haben beim Festival Jazz Open für einen besonderen Abend gesorgt.

Stuttgart - So manches gab es nun schon zu sehen und zu hören bei der September-Sonderausgabe des Stuttgarter Festivals Jazz Open, doch der Freitagabend hat alles bisherige getoppt: Die Schweizerin Sophie Hunger und die Britin Lianne La Havas haben außergewöhnliche Stimmen, spielen beide Gitarre, schreiben ihre eigenen Songs – und sind doch kein bisschen zu vergleichen.

 

Sophie Hunger deckt mit strahlender Stimme auf Schweizerdeutsch, Deutsch, Englisch und Französisch eine Bandbreite von Indierock bis Chanson ab. Ihr aktuelles Album „Halluzinationen“ hat einen starken Elektro-Einschlag, und ihr wunderbarer Pianist und Keyboarder, der Franzose Alexis Anérilles, spielt Piano-Fantasien genauso virtuos wie technoide Muster. Dazu unterstützt sie ein fünfköpfiger Chor – umwerfend.

La Havas schwebt traumwandlerisch durch ihr Songs

Lianne La Havas ist sich eigentlich selbst genug, mit betörender Soul-Stimme und spanungeladenen Gitarrenpickings schwebt sie traumwandlerisch durch jazzige R&B-Nummern. Ein Bassist und ein Pianist folgen ihr, wohin der Song sie auch treibt – ohne Schlagzeug eine Meisterleistung. Das Publikum kommt aus dem Staunen und Jubeln nicht heraus an diesem Abend auf dem Stuttgarter Schlossplatz – auch über ein Festival, das bei der Programmierung in schwierigen Zeiten einiges richtig gemacht hat.