Ein französischer Modelagent soll dem US-Milliardär Jeffrey Epstein blutjunge Mannequins zugeführt haben.

Korrespondenten: Stefan Brändle (brä)

Paris - Der Fall Epstein zieht Kreise. Staatssekretärin Marlène Schiappa und ihr Ministerkollege Adrien Taquet haben die französische Justiz aufgefordert, Ermittlungen in der Sex-Affäre um den US-Milliardär aufzunehmen. „Es scheint uns wesentlich, dass eine Untersuchung eröffnet wird, um Licht in die Affäre zu bringen, erklärten die Regierungsmitglieder in Paris. „Der Tod von Herr Epstein darf die Opfer nicht um die Gerechtigkeit bringen, auf die sie Anspruch haben“, meinte Schiappa, die unabhängig von der Affäre im Herbst ein Gesetz gegen sexuelle Gewalt im Parlament einbringen will. Warum gerade Paris in der Epstein-Affäre aktiv werden soll, deutete Schiappa nur an: US-Ermittlungen hätten „Bezüge zu Frankreich“ ans Tageslicht gebracht, meinte sie.

 

Pariser Medien nennen auch Namen, etwa den des Modelagenten Jean-Luc Brunel. Er ist einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt, spielte aber in der Modebranche seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle und lancierte über seine Agenturen auch Topmodels wie Jerry Hall.

Das australische Ex-Mannequin Zoë Brock hatte 2017 behauptet, Brunel habe sie in den 90er Jahren als Minderjährige unter Drogen gesetzt und versucht, mit ihr Sex zu haben. Als enger Freund Epsteins – er besuchte ihn offenbar Dutzende Male im Gefängnis - habe er diesem mehrere Mädchen im Alter von zwölf bis 24 Jahren in die USA vermittelt. Pariser Medien zitieren ferner aus dem Buch „Der schreckliche Handel mit schönen Frauen“ des Journalisten Michael Gross. Darin gaben Vertreter der Modebranche schon 1995 zu Protokoll, Brunel sei eine „Gefahr“ für die Models, weil er „Drogen und stumme Vergewaltigung“ möge.

Brunel weist die Vorwürfe schon seit Jahren zurück

Epsteins Hauptanklägerin Virginia Roberts Giuffre hatte 2016 erklärt, Brunel scheine „über ein Arrangement mit der amerikanischen Regierung verfügt zu haben“, um für die Mädchen Reisedokumente zu erhalten. In Paris wird diese „French Connection“ fast schamvoll diskret behandelt. Nur wenige Modemagazine wie „Marie Claire“ brechen nach eigenen Worten das frühere „Gesetz des Schweigens“.

Fast scheint es, als ginge vielen Beteiligten erst jetzt auf, welche Verhältnisse zumindest bis vor Kurzem hinter den Kulissen der Pariser Modeszene herrschten. Die französische Regierung ist offenbar uneinig über das weitere Vorgehen. Justizminister Nicole Belloubet erklärte, es liege nicht an der Exekutive, ein Justizverfahren in Gang zu setzen. Unabhängig davon ließ die französische Staatsanwaltschaft verlauten, sie prüfe, ob sie eine Untersuchung einleiten werde. Brunel hatte die Vorwürfe schon beim ersten Epstein-Prozess 2015 „kategorisch“ bestritten und erklärt, er habe „weder direkt noch indirekt an den Herrn Jeffrey Epstein zur Last gelegten Handlungen teilgenommen“.