Reportage: Robin Szuttor (szu)

„Reich sein macht einen Menschen noch nicht wertvoll“, sagt Jennifer Fessele. Zu Heike, mit der sie im Kindergarten spielte, hat sie bis heute Kontakt. In den 18 Jahren Monaco fand sie noch keine dauerhafte Freundin. Ständig bilden sich Cliquen, die sich wieder auflösen, durchmischen und neu formieren. Ihre beste Freundin ist ihre Mutter. Und die Männer in Monaco? „Psychopathen oder Lügner. Alle haben eine Maske auf.“ Nur ihr Yorkshire Jacky und ihr Pudel Penny sind echt.

 

Jennifer Fessele hat es zu was gebracht. Sie hat sich durchgekämpft und ist solide geblieben. A saubers, patentes Mädle, würde man im Heckengäu sagen – auch wenn ihr Make-up zu kräftig für Deufringen wäre und sie bei allem Sprachtalent kein Wort Schwäbisch schwätzt. „Ich mag Menschen“, sagt sie. Vielleicht mögen das die Leute an ihr: der Privatbankier von Julis Bär, der Professor für Macro-Economics, die Kellnerin vom Café de Paris, die reiche Seniorin im ausgebeulten Jogginganzug.

„Monaco hat sich verändert“, sagt Jennifer Fessele. Manchmal fragt sie sich, ob es noch der richtige Ort ist für sie. Aber welcher sonst? London vielleicht. Oder irgendwo auf dem Land, mit Pferden. Sie könnte sich auch gut vorstellen, in Gummistiefeln und Latzhosen zu arbeiten. Nur zurück nach Deufringen, das würde wohl nicht mehr funktionieren. Ja, vielleicht England. Anderseits liebt sie dieses Monaco auch irgendwie – „mein Monaco“, wie sie sagt. Es ist ihr Zuhause. Vielleicht stellt einen das Leben von allein an den richtigen Ort.