Das neue Imagevideo von Jens Spahn macht keine halben Sachen. Es bietet einen Superhelden. Die Spötter im Internet haben das nur noch nicht begriffen.

Berlin - Wow! Die Kamera hat gerade noch von hinten zugeschaut, wie dieser energisch nach vorn gehende Mann die Arme so reckt wie ein startbereiter Raubvogel die Flügel anhebt. Und schon – batsch – folgt ein harter Schnitt, und wir sehen Jens Spahn, denn um ihn handelt es sich, nun immer noch von hinten. Er hat auch die Arme noch ein wenig ausgestreckt. Aber er nimmt sie in einem dynamischen Ministakkato von zwei Standbildern wieder an sich – so, als falte er Flügel ein.

 

Prompt vermittelt uns jener Teil unseres Gehirns, der für die Erinnerung an Hollywoods Superheldenfilme zuständig ist: Dieser Mann hat Superkräfte. Wir haben seinen Start hier und die Landung anderswo gesehen. Dass er dazwischen nur mit der Kraft seiner Arme geflogen ist, dieses Geheimnis hat der Filmschnitt gerade noch einmal gewahrt. Vorm selbsternannten Retter der CDU liegt schließlich noch ein langer Machtkampf. Sein neues Imagevideo ist nur der Auftakt – der Teaser, wie das im Kino heißt.

Auch Batman lässt grüßen

Manchmal redet Jens Spahn Markantes, irgendwas mit Zukunft, Familie und Europa. Dabei schneidet die Kamera die obere Hälfte seines Gesichtes ab. Man sieht nur das, was man auch unter Batmans Fledermausmaske sieht, Mund und Kinn. Als sei Jens Spahn bereits dabei, mit allen Superschurken dieser Welt aufzuräumen, als dürfe seine private Identität nicht publik werden, damit der Joker und der Pinguin nicht Rache an Parteifreunden, Spendengebern und Plakatklebern nehmen.

Noch wird das in dem zackigen 69-Sekunden-Filmchen, das von treibender Musik durchwummert wird, die einen mächtigen Herzschlag nachahmt, nur angedeutet. Spahn sagt: „Die CDU ist das Herz unserer Demokratie“. Spahn aber, peitscht uns der Rhythmus ein, ist mehr, nämlich das Herz dieser CDU. Dass er ein Superheld ist, wird offen erst in einem späteren Film enthüllt werden. Die Spötter im Internet haben das nur noch nicht begriffen.

Jetzt läuft Spahn vor der Kamera noch in genau jenem blauen Straßenanzug herum, den auch Superman trägt, wenn er in seiner bürgerlichen Existenz als Clark Kent durch die Straßen von Metropolis wandelt. Aber immer wieder schieben sich Texttafeln über sein Gesicht, als wolle die Regie suggerieren, es sei höchste Zeit für Kostüm, Maske, Gesichtsvermummung, wie bei Flash, Captain America oder der Grünen Laterne. Wir warten gebannt auf die Fortsetzung – und auf Jens-Spahn-Figürchen als Dreingabe beim Kindermenü im Hamburger-Laden.