Für Jerome Kiesewetter steht mit dem VfB II am Mittwoch in Babelsberg eine besondere Partie an. Bis zum Sommer 2012 spielte er im nahen Berlin. Im Brustringer-Interview spricht der Stürmer über Familientreffen, neues Essen und seinen schwierigen Start.

Stuttgart - Spiele gegen den SV Babelsberg 03 gehören für den VfB II eigentlich nicht zu den außergewöhnlichen und brisanten Duellen in der dritten Liga. Die Partie am Mittwochabend im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion könnte jedoch eine Ausnahme werden. Denn während die Gastgeber ganz tief im Abstiegskampf stecken, kann der VfB II mit einem Sieg bereits einen großen Schritt in Richtung Klassenverbleib hinlegen. Und für den Stuttgarter Jerome Kiesewetter hat das Spiel auch eine spezielle Bedeutung: er kann seit langem mal wieder seine ganze Familie und viele Freunde wiedersehen.

 

Bis zum vergangenen Sommer spielte der 20-jährige Stürmer für Hertha BSC im nahen Berlin. Dann wechselte der Deutsch-Amerikaner (sein Vater ist Amerikaner, seine Mutter Deutsche), der für die USA bereits zehn Junioren-Nationalspiele bestritten hat, nach Stuttgart und unterschrieb einen Vierjahresvertrag. Bei seiner Verpflichtung betonte der VfB-Manager Fredi Bobic, er traue ihm mittelfristig den Sprung in die Bundesliga zu. Warum Kiesewetter davon derzeit noch ein gutes Stück entfernt ist, erzählt er im Brustringer-Interview. Außerdem spricht er über schwierige Umstellungen, übermotiviertes Einsteigen und Kuhwiesen.


Herr Kiesewetter, steht am Mittwoch in Babelsberg ein großes Familientreffen an?
Auf jeden Fall. Familie, Freunde und Bekannte – alle werden da sein. Hoffentlich erkenne ich sie wieder, ich habe sie ja seit Weihnachten nicht mehr gesehen.

Ist Ihnen der Wechsel von Berlin nach Stuttgart leicht gefallen?
Ich habe 19 Jahre meines Lebens dort verbracht, da ist es schon schwierig, wenn man zum ersten Mal die Heimat verlässt. Man muss sich an die neue Umgebung ja auch gewöhnen. Das ist schon eine große Umstellung.

Was war denn besonders neu für Sie?
Das Essen, die Mentalität – es gab schon einiges. Außerdem lebe ich hier nun zum ersten Mal allein in meiner eigenen kleinen Wohnung und muss mich um alles kümmern.

Wie sind Sie mit ihrem sportlichen Eingewöhnungsprozess in Stuttgart zufrieden? Bisher sind Sie in der dritten Liga nur sechsmal eingewechselt worden.
Ich bin noch nicht zufrieden. Vor Saisonbeginn habe ich einen Ermüdungsbruch im Schienbein erlitten, es war also ein schlechter Start. Da wird es schwer, in einen Rhythmus zu kommen.

Und dann sind Sie bei Ihrem zweiten Einsatz, am 13. Spieltag gegen Heidenheim, gleich mit Rot vom Platz geflogen.
Da ist wirklich alles Blöde zusammengekommen. Ich war einfach zu unüberlegt und übermotiviert.

Was haben Sie sich für diese Saison noch vorgenommen?
Ich will so viele Spielminuten wie möglich mitnehmen, um mich dem Trainer weiter präsentieren zu können. Spätestens Anfang der nächsten Saison muss ich dann den Durchbruch schaffen.

Vielleicht klappt ein erster Schritt ja schon gegen Babelsberg.
Wenn wir gewinnen und ich ein Tor besteuern könnte, wäre das ein Traum. Aber das Wichtigste ist erst mal, dass wir drei Punkte holen. Das wird schwer genug, denn der Platz dort ist zur Hälfte eine Kuhwiese. Es war halt lange schlechtes Wetter in und um Berlin – noch so ein Unterschied zu Stuttgart (lacht).