Neuer Terror in Jerusalem: An einer Bushaltestelle fährt ein Auto in die Wartenden - zwei Menschen sterben. Der mutmaßliche Attentäter wird ebenfalls getötet. Die israelische Regierung will nun sein Haus abreißen lassen.

Ein mutmaßlich palästinensischer Attentäter ist in Ost-Jerusalem an einer Bushaltestelle in eine Menschenmenge gefahren und hat mindestens zwei Menschen getötet. Darunter sei auch ein sechsjähriges Kind, teilte die israelische Polizei am Freitag mit. Bei dem zweiten Toten handelt es sich um einen 20 Jahre alten Mann. Mindestens fünf Menschen wurden verletzt. Sanitäter berichteten von schockierenden Szenen vor Ort, in der Nähe einer israelischen Siedlung. Der mutmaßliche Attentäter wurde nach Polizeiangaben getötet.

 

Medienberichten zufolge handelte es sich bei dem Mann um einen Palästinenser aus Ost-Jerusalem. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ordnete an, das Haus des Attentäters umgehend versiegeln zu lassen und dann abzureißen. Zudem seien Einheiten in dem Gebiet verstärkt worden, um „unverzüglich Ermittlungen und Verhaftungen im Umfeld des Terroristen durchzuführen“, teilte sein Büro mit. Israels neue Rechtsregierung geht härter gegen Attentäter vor als frühere Kabinette.

Der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir forderte, ein Gesetz zur Todesstrafe für Terroristen so schnell wie möglich zu verabschieden. Zudem müssten weitere Beschlüsse zur „Abschreckung“ vorangetrieben werden. Jerusalem war in den vergangenen Jahren immer wieder Schauplatz schwerer Anschläge. Zuletzt erschoss vor zwei Wochen ein palästinensischer Attentäter bei einer Synagoge in Ost-Jerusalem sechs Israelis und eine Ukrainerin. Es war der palästinensische Anschlag mit den meisten Todesopfern seit 2008.

Israels Regierung ist erst seit rund sechs Wochen im Amt

„Unsere Herzen schmerzen nach dem abscheulichen Terrorangriff kurz vor Schabbat in Jerusalem“, schrieb Präsident Izchak Herzog auf Twitter. Im Gazastreifen wurde der Angriff hingegen aus Moscheen über Lautsprecher gefeiert. Ein Sprecher der dort herrschenden Hamas bezeichnete ihn als „natürliche Reaktion auf alle Verbrechen der Besatzung gegen das palästinensische Volk“. Er verwies auf eine Razzia der israelischen Armee in der Stadt Jericho, bei der fünf Mitglieder der islamistischen Palästinenserorganisation getötet wurden. Der Islamische Dschihad im Gazastreifen lobte den Anschlag als „heroisch“.

Israels Regierung - die am weitesten rechts stehende, die das Land je hatte - ist erst seit rund sechs Wochen im Amt. Seitdem ist der Konflikt mit den Palästinensern noch einmal gefährlich eskaliert. Die Gewaltwelle hatte allerdings schon früher mit einer Serie von Anschlägen begonnen. Seither unternimmt die israelische Armee im Westjordanland fast täglich Razzien. Dabei kommt es immer wieder zu Konfrontationen. Allein in diesem Jahr wurden mehr als 40 Palästinenser bei Zusammenstößen getötet.

Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600 000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.