Dreimal hat Hans Jörg Wangner auf Killer & Co. einen Axel-Steen-Krimi von Jesper Stein über den grünen Klee gelobt. Ob unser Kritiker auch mit „Aisha“, dem vierten Band der dänischen Reihe, zufrieden war?

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Zum Glück ist Axel Steen eine literarische Figur und kein Mensch aus Fleisch und Blut. Denn so kann man dem Kopenhagener Bullen ohne große Gewissensbisse ein Ende seines soliden Lebenswandels wünschen, ein Ende seiner Abstinenz von legalen wie illegalen Drogen sowie von diversen Ausschweifungen.

 

Zu Beginn seines vierten Falles, den der Autor Jesper Stein sich unter dem Titel „Aisha“ ausgedacht hat, ist nämlich nicht nur der Ermittler, sondern auch die Handlung ziemlich trocken. Wohl wurde eine ehemaliger Geheimdienstler auf grausame Weise ermordet, wohl hat Steen Ärger mit seinem alten Widersacher Jens Jessen, wohl wird ziemlich schnell klar, dass da ein ganz heißer Fall vorliegt.

Doch im Gegensatz zu den vorangegangen Bänden fehlt es der ersten Buchhälfte an dem fiebrigen Zug, der diese Reihe bisher ausgemacht hat. Erst als Steen gegen viele Widerstände immer tiefer in die Machenschaften der Islamisten und der Geheimdienste vordringt, nimmt die Geschichte an Fahrt auf – bezeichnenderweise ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, an dem der Autor seinem Helden einen ordentlichen Absturz gönnt.

Gewohnt sturköpfig und durchaus auch einmal bekifft darf Axel Steen herausfinden, warum insgesamt drei Menschen sterben mussten, die vier Jahre zuvor an einer Lauschaktion des dänischen PET („Politiets Efterretningstjeneste“) beteiligt waren. Was genau damals passiert ist, wer sich hinter der titelgebenden Aisha verbirgt und welche verheerenden Auswirkungen das auch auf Axel Steens Privatleben hat, das beschreibt Jesper Stein mit viel Verve – es lohnt sich also, dem Buch anfangs etwas Geduld zu schenken.

Jesper Stein Aisha. Aus dem Dänischen von Patrick Zöller. Kiepenheuer & Witsch, 560 Seiten, 9,99 Euro, auch als E-Book