„Grrr Live!“ heißt die schon 2012 aufgezeichnete Show zum 50-Jahr- Jubiläum der Ausnahmeband. Endlich ist sie zu sehen und zu hören.

Das fünfzigste Bandjubiläum der Rolling Stones liegt lange zurück. Als Gründungsdatum der „greatest Rock Band on Earth“ gilt bekanntlich der Juli 1962; ergo standen die Feierlichkeiten zur Ausnahmekarriere von Mick Jagger, Keith Richards & Co. für das Jahr 2012 auf der To-do-Liste. Im Herbst war’s so weit, und die Stones baten unter dem Motto „50 & Counting“ zunächst zu fünf Partynächten in London, New York sowie im rund zwanzigtausend Fans fassenden Prudential Centre von Newark, New Jersey. Verlängert wurde diese Jubiläumstournee dann im Sommer 2013 mit zahlreichen weiteren, stets von hochkarätigen Gästen begleiteten Auftritten. Am 15. Dezember im Prudential Centre mit dabei: Bruce Springsteen, die Bluesrocker The Black Keys, Lady Gaga sowie Mick Taylor, von 1969 bis 1975 selbst Mitglied bei den Stones und quasi Vorgänger von Ron Wood.

 

Um Superlative nie verlegen

Ziemlich sinnfrei getimt und mit über einem Jahrzehnt Verspätung veröffentlicht Universal diese seinerzeit nur via Pay-per-View erhältliche und danach im Archiv eingesperrte Show nun unter dem Titel „Grrr Live!“. Zudem deklarierte die Marketingabteilung das Ganze, um Superlative nie verlegen, flugs als „ultimative Live-Best-of“-Zusammenstellung – und schürt damit Erwartungen, die diese Produktion gar nicht einlösen kann: Um all das unterzubringen, was tatsächlich in eine solche Revue hineingehören würde, hätte dieser Auftritt doppelt so lange dauern und eine fünf bis sechs Tonträger starke Edition aufgelegt werden müssen – beides selbstredend wenig realistisch.

Gleichwohl sind die Repertoirelücken beachtlich: Legt man den Maßstab eines „ultimative Live-Best-of“- Sets zugrunde, so beginnt die Liste fehlender Hits mit „Have You Seen Your Mother, Baby, Standing in the Shadow“ und „Ruby Tuesday“, umfasst „As Tears Go by“ ebenso wie den „Street Fighting Man“ und „Let’s Spend the Night Together“ und hört mit „Emotional Rescue“ oder „One Hit (to the Body)“ noch längst nicht auf.

Allerlei Kurzweiliges

Allerdings: Ein Livealbum wie jedes andere ist dieser 135-minütige Konzertmitschnitt auch wieder nicht. Denn zu sehen und zu hören bekommt man nicht nur die bestens aufgelegten Stones, sondern auch allerlei Kurzweiliges mehr: Das amerikanisch-britische Saiten-Doppel John Mayer und Gary Clark jr. lädt die Freddy-King-Nummer „I’m Going Down“ mit fulminanten Bluesrock-Riffs auf; die Black Keys shuffeln sich munter durch „Who Do You Love?“, Springsteen röhrt in „Tumbling Dice“ Mick Jagger fast von der Bühne, und Mick Taylor genießt seinen Zwölf-Minuten-Auftritt in „Midnight Rambler“ wie eine späte Wiedergutmachung für die einst bei den Stones erlittenen Missachtungen. Einzig grenzwertig: Lady Gaga, die „Gimme Shelter“ als Psychodrama inszeniert – was zwar dem exaltierten Lady-Gaga-Style entspricht, im Stones-Kontext aber überkandidelt wirkt.

Grrr Live!: erhältlich als Doppel-CD, als DVD+2-CD-Set und Bluray+2-CD-Set (jeweils mit drei Bonustracks) sowie als 3-LP-Edition in schwarzem, rotem oder weißem Vinyl. Der 142-minütige Konzertfilm der Show ist bei Prime Video in SD- und HD-Auflösung abrufbar.