In einem früheren Banktresor befindet sich die Bar Jigger & Spoon zwei Stockwerke unterm Erdboden. Lange haben die Betreiber auf grünes Licht aus dem Rathaus warten müssen. Seit der Eröffnung ist es oft so voll, dass Gäste abgewiesen werden müssen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart. - Die Stahlwände sind 90 Zentimeter dick – drinnen im Tresor sieht’s trotzdem behaglich aus wie in einem Kaminzimmer. Kaum hat Jigger & Spoon, eine der ungewöhnlichsten Cocktailbars von Stuttgart, nach langer Behördenlaufzeit im Untergeschoss einer früheren Bank im Hospitalviertel eröffnet, ist der Andrang zuweilen so groß, dass keiner mehr rein darf.

 

Wochenlang hatten die Betreiber auf den Stempel der Stadtverwaltung gewartet. Eigentlich wollten sie schon früher loslegen. Am vergangenen Freitag kam aus dem Rathaus überraschend die Betriebserlaubnis und grünes Licht für den Fahrstuhl, der die Gäste zwei Stockwerke nach unten bringt. Die Barchefs handelten rasch. Über die sozialen Netzwerke trommelten sie, und noch am selben Tag sind um 17 Uhr die ersten Drinks ausgeschenkt worden.

Zufallen darf die Tresortür nicht

„Wir wussten, dass unsere Bar für Interesse sorgt“, sagt Mark Tzschoppe, einer der Gesellschafter von Jigger & Spoon, „aber was dann passiert ist, hat die kühnsten Erwartungen übertroffen.“ Es kamen immer mehr Gäste, sodass er sich oben an die Gymnasiumstraße gestellt hat, um persönlich all die zu vertrösten, die im zweiten Stock, Untergeschoss, keinen Platz mehr fanden.

Eigentlich muss man oben klingeln. Nur ein Namensschild mit der Aufschrift „Jigger & Spoon“ weist auf die Bar hin, die kein Ruhetag kennt und von 17 bis 3 Uhr (am Wochenende bis 4 Uhr) geöffnet ist. Wer reingelassen wird – über eine Kamera sehen die Wirte, wer da steht –, läuft durch einen Gang zu dem Aufzug. Und runter geht’s, wo die Tresortür immer offen steht, was eine der Voraussetzungen für die Erlaubnis des Amts für öffentliche Ordnung war.

Cocktail-Klassiker ohne Chichi

Zufallen darf die dicke Tür nicht. Maximal 150 Gäste dürfen gleichzeitig rein. 85 Sitzplätze gibt es. Nach dem Hochbetrieb der ersten Tage ist Tzschoppe im Glück, weil alles sehr gut geklappt habe. Das Belüftungssystem, das von der Bank stammt, sei hervorragend – so gut, dass man in einem der Räume sogar rauchen darf. Auch mit den ersten Gästen ist er mehr als zufrieden. „Es ist ein fachkundiges Publikum gekommen“, berichtet der Barchef. Abgeschottet von der Außenwelt wird hier unten gefachsimpelt. Weiterhin im Trend ist Gin-Tonic, sagt Tzschoppe. Etwa 60 verschiedene Ginsorten stehen bereit. Die deutschlandweit bekannten Bartender Eric Bergmann und Uwe Heine bieten im Jigger & Spoon neben den Klassikern aber auch eigene Kreationen an – ohne viel Chichi. Beide hatten jahrelang nach einem Ort für eine Bar in Stuttgart gesucht.

Erst hätte die Tresorbar einen Banknamen erhalten sollen. Am Ende wählten die Betreiber zwei Dinge, die zu einer Bar gehören. Der Jigger ist ein Messbecher zum richtigen Dosieren und der Spoon der Löffel. Jetzt wird „gejiggert“, wo einst Gold und Geld lag. Der wichtigste Rat von Tzschoppe an seine Gäste: „Kommt mit dem Taxi!“