Nach Paul Bocuse verliert die französische Gastronomie einen weiteren Spitzenvertreter. Joël Robuchon war weltweit tätig und bekannt - und sammelte Sterne im Michelin-Gastronomieführer wie kein anderer.

Paris - Frankreich trauert um den international renommierten Spitzenkoch Joël Robuchon. Der Chef einer weltweiten Gastronomiegruppe starb am Montag im Alter von 73 Jahren in Genf, wie sein Pressebüro der Deutschen Presse-Agentur in Paris bestätigte. Erst im Januar war Frankreichs Gastronomiepapst Paul Bocuse im Alter von 91 Jahren gestorben.

 

Robuchons Restaurants kommen zurzeit auf weltweit 24 Sterne im Michelin-Gastronomieführer, wie ein Sprecher des traditionsreichen „guide rouge“ in Paris bestätigte. Kein Spitzenkoch habe mehr. „Er war einer der größten französischen Chefs“, resümierte die Feinschmeckerbibel - Spitzenköche werden „Chefs“ genannt.

Robuchon errang 1984 mit seinem damaligen Pariser Gourmet-Restaurant „Jamin“ die Michelin-Topbewertung von drei Sternen. 1990 erhielt er vom Gastronomieführer Gault&Millau den Ehrentitel „Koch des Jahrhunderts“.

Feinschmecker-Küche mit TV-Shows populär gemacht

Sechs Jahre später kehrte er dann der kleinen und teuren Welt der Drei-Sterne-Tempel demonstrativ den Rücken. Damit wollte er auch einem Dauerdruck entgehen. Mit Kochsendungen im Fernsehen machte er daraufhin die Feinschmecker-Küche im Land populärer.

Dann schuf er ein Gastronomiereich, in dem die Sonne nicht untergeht. Häuser gibt es in den USA, in London und in Asien. In Paris trägt unter anderem das Zwei-Sterne-Lokal „L’Atélier de Joël Robuchon - St.Germain“ seinen Namen. Im Millionärsparadies Monaco steht ebenfalls ein Zwei-Sterne-Haus.

In Frankreich ist die Spitzenküche ist wichtiger Exportartikel. Erst vor knapp einem Jahr hatte Staatschef Emmanuel Macron Robuchon und andere Spitzenköche im Élyséepalast empfangen. Nun würdigte Regierungssprecher Benjamin Griveaux den aus Westfrankreich stammenden Maurer-Sohn als visionären „Chef“. Er habe von Paris bis Schanghai zur Bedeutung der französischen Gastronomie beigetragen.

Trauer in den bekannten Küchen des Landes

Der konservative Senatspräsident Gérard Larcher nannte Robuchon einen „brillanten Botschafter in den ganzen Welt“. Rechtspopulistin Marine Le Pen bedauerte den Tod eines „großen Monsieurs der Gastromomie“.

In den bekannten Küchen des Landes herrschte Trauer. „Der größte Techniker, den die französische Küche wohl gehabt hat“, teilte der Chefkoch des Élyséepalastes, Guillaume Gomez, via Twitter mit. Drei-Sterne-„Chefin“ Anne-Sophie Pic aus dem südfranzösischen Valence erklärte, Robuchon sei - wie Bocuse - ein „Gründervater der französischen Gastronomie“ gewesen. „Ein Tag unendlicher Trauer“, fügte die Starköchin hinzu.

Der Koch Jean Sulpice erinnerte beim Radiosender Franceinfo an das vielleicht bekannteste und einfachste Gericht von Robuchon: „Jedes Mal, wenn ich Kartoffelpüree mache, kann ich mir nicht verkneifen, an ihn zu denken. Weil er uns gezeigt hat, dass die Küche einfach, aber sehr gut ist.“