Seinen Hit „Der goldene Reiter“ kennt noch heute jeder. Anknüpfen an diesen Erfolg konnte er seitdem nur noch zaghaft. An diesem Donnerstag wird Joachim Witt nun siebzig Jahre alt.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Auf Anhieb, seien wir ehrlich, hätten wir ihn auf diesem Foto wohl nicht erkannt. Prägnanter ist Joachim Witt vielmehr durch sein Lied „Goldener Reiter“ in Erinnerung geblieben, das im Dezember 1980 auf dem Debütalbum des Hamburgers erschien und lediglich elf Monate später schon von den Trendscouts der ARD aufgestöbert und in der Sendung „Musikladen“ populär gemacht wurde.

 

Weitere Fun-Facts zu Witt wären, dass er einst Ensemblemitglied am Thalia-Theater war, von Fassbinder fest als Filmhauptdarsteller eingeplant war (was nur dessen Tod verhinderte) und dass der glühende HSV-Fan selbst mit so schön betitelten Alben wie „Mit Rucksack und Harpune“ von 1985 keine Erfolge mehr feiern konnte. Streng genommen eigentlich mit gar nichts mehr außer seiner zweiten Single „Tri tra trullala (Herbergsvater)“, die schon kurz nach dem „Goldenen Reiter“ erschien und deren B-Seite der Titel „Ich bin der deutsche Neger“ ziert. Erst am Ende des Jahrtausends ging es für ihn wieder aufwärts, mit neuer deutscher Härte und – gemeinsam mit Peter Heppner – dem Erfolgssong „Die Flut“, seiner „Bayreuth“-Trilogie sowie den Werken „Eisenherz“ und „Neumond“. Bemerkenswert ist, dass Witt sowohl mit einem Lied über eine Irrenanstalt wie auch mit einer grotesk dadaistischen Persiflage dem segensreich wirkenden Flügel der Neuen Deutschen Welle zuzurechnen war, der nicht nur mit billigem Nonsens (Markus, Hubert Kah), sondern mit innovativ-distanzierten Inhalten (Fehlfarben, DAF) Erfolge feiern konnte.

Kontrastierend – oder vielleicht folgerichtig? – war schließlich 2012 sein Gastspiel bei Promi-Big-Brother an der Seite bekannter Vordenker wie Mario Basler oder Dolly Dollar. Zuletzt veröffentlichte er, nach wie vor im Industrial-Neo-Gothic-Umfeld verortet, vor einem Jahr sein Album „Rübezahl“. Mit ihm geht er demnächst auf Tour, vorher feiert er jedoch: und zwar an diesem Donnerstag seinen siebzigsten Geburtstag.