Joakim Zander legt seinen dritten Thriller mit der patenten Klara Walldéen vor. Doch Konzept und Rahmen nutzen sich bereits ab, muss Killer & Co-Rezensent Lukas Jenkner feststellen.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Brüssel/Beirut - Klara Walldéen, die der Leser in Joakim Zanders „Der Schwimmer“ kennengelernt und mit der er in „Der Bruder“ bereits ein zweites Mal gelitten hat, trauert um ihren verstorbenen Großvater. Bei der Beerdigung ist ihre beste Freundin Gabriella dabei, die sich aber seltsam verhält. Sie scheint unter Druck zu stehen. Zurück in Stockholm, wird Gabriella vor Klaras Augen verhaftet und an einen unbekannten Ort verschleppt.

 

In Beirut gerät derweil der homosexuelle Student Jacob aus Uppsala, der in der schwedischen Botschaft der libanesischen Hauptstadt als Praktikant anfängt und sich am Beginn einer diplomatischen Karriere wähnt, an die Liebe seines Lebens, den arabischen Kriegsfotografen Yassim. Doch Yassim bleibt undurchsichtig, verschwindet immer wieder für Wochen in den Krisengebieten des Nahen Ostens und wartet bei Nachfragen mit Ausreden auf.

Gleichwohl übernimmt Jacob für Yassim einen brisanten Auftrag, der ihn bis nach Brüssel führt, wo sich sein Weg mit dem von Klara kreuzt. Gelingt es den beiden, das undurchschaubare, um die halbe Welt gespannte Netz an Geheimnissen und Intrigen zu durchschauen – und zu überleben?

Konflikte im Nahen Osten und islamistischer Terror

In „Der Freund“ trifft der Leser auf eine einigermaßen lädierte Klara Walldéen, die ja bereits einiges einstecken musste, zu viel getrunken hat und emotional instabil ist. Wie schon früher gerät sie eher wider Willen in eine wüste Agenten- und Terroristengeschichte, in der jede Fraktion einschließlich der Geheimdienste ihr undurchsichtiges Spiel treibt.

Joakim Zander bleibt seinem Sujet treu: Es geht um Jahrzehnte alte Konflikte im Nahen Osten und islamistischen Terror und wie er sich auf Europa auswirkt. Auch sonst erkennt der Leser Altbekanntes: Zander schildert zwei parallel verlaufende Handlungsstränge, die sich schließlich ineinander verschlingen und in einen spektakulären Showdown münden. Ob das Erzählschema auch ein drittes Mal funktioniert, mag jeder Leser für sich entscheiden. Das Gefühl, einen dritten Aufguss zu genießen, stellte sich jedenfalls beim Rezensenten ein.

Treu bleibt sich Zander auch bei seiner eher schablonenhaften Charakterzeichnung, die sich in „Der Freund“ bisweilen an der Grenze zur Unglaubwürdigkeit bewegt. Da übernimmt ein karrieregeiler Student aus unerklärlicher Verbundenheit für einen gänzlich unbekannten Araber eine höchst heikle Mission, und ein zynischer, koksender EU-Lobbyist mutiert zum politisch korrekten Kuschelbär – um nur zwei Beispiele zu nennen. Da bleibt unterm Strich nur das Fazit, dass Joakim Zander mit seinem dritten Klara-Walldéen-Thriller im Mittelmaß angekommen ist.

Joakim Zander: Der Freund. Thriller. Aus dem Schwedischen von Ursel Allenstein und Nina Hoyer. Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2017. Paperback, 464 Seiten, 14,99 Euro. Auch als E-Book, 12,99 Euro.