Joaquin Phoenix verliebt sich in seinem neuen Film „Her“ in die Stimme von Scarlett Johansson. Im wirklichen Leben bewundert er die Kollegin ebenfalls. Ein Gespräch über Kunstpausen, den Hass auf die Rolle und den Verzicht auf den Verzehr von Tieren.

Stuttgart – - Der Mann scheint ein obsessives Verhältnis zu Stimmen zu haben: Joaquin Phoenix (39) hat Johnny Cash im Kino verewigt („Walk the Line“), und er spielte in „The Master“ einen labilen Charakter, der von der Redekunst eines Sektenführers manipuliert wird. Im satirischen Drama „Her“, das heute ins Kino kommt, verliert der exzellente, schon dreimal für einen Oscar nominierte Schauspieler fast seinen Verstand angesichts einer Frau, die nur in einer künstlichen Computerwelt existiert. Wir treffen Joaquin Phoenix in Rom zum Interview.
Mr. Phoenix, in „Her“ verlieben Sie sich in die Stimme eines Handybetriebssystems. Es ist die Stimme von Scarlett Johansson. Wie schwierig war es für Sie, nur mit einer imaginären Partnerin zu spielen?
(Lacht) Scarlett saß meistens in einer schallisolierten Box oder, wenn wir Außenszenen gedreht haben, in einem Auto. Es ist natürlich seltsam, eine so tolle Filmpartnerin zu haben, auf die ich dann gar nicht körperlich reagieren konnte. Zwischen uns gab es keine einzige Berührung. Aber das war ja genau das, was meine Figur im Film durchmacht. Deswegen passte es.
Sie und Scarlett Johansson kennen sich zum Glück privat.
Vergangene Nacht standen wir vor einem Restaurant, und ich habe sie etwas gefragt. Als sie mit ihrer Antwort fertig war, meinte sie: Frag mich noch einmal. Ich hab es getan, und sie gab mir eine ganz neue Version ihrer Antwort. Mann, das ist frustrierend, wenn jemand dermaßen talentiert ist. Scarlett ist so eine echt tolle Schauspielerin.
Was halten Sie von einer durch technisierten Welt, wie wir sie im Film sehen?
Sie wollen wissen, ob ich mich vor so einer Zukunft fürchte? Nein, tue ich nicht. Im Gegenteil. Ich finde all diese neuen Technologien spannend. Sie sind „fucking cool“. Ich wüsste nicht, wovor ich mich da fürchten sollte.
Würden Sie sich in eine virtuelle Stimme verlieben?
In diese auf jeden Fall!
Was haben Sie mit dem Mann, den Sie in „Her“ spielen, gemeinsam?
Ich bin sicher, ich bin ihm in bestimmten Aspekten ähnlich. Aber wissen Sie was? Deswegen hasse ich diese Presse-Touren und Interviews. Denn sie zwingen mich, über Dinge nachzudenken, über die ich nicht nachdenken will, weil sie nicht gut für meine Arbeit sind. So viel Selbstreflexion ist immer schädlich. Sie werden in all meinen Rollen Aspekte meiner Persönlichkeit finden. Vielleicht zeigen sie in der Summe, wer ich bin.