Rafael Bauschke bildet auch angehende Bürgermeister aus. Er meint, die Tätigkeit erfordere heutzutage eine zusätzliche Kompetenz.

Ludwigsburg - Die sozialen Medien nicht umgehen, sondern mit ihnen umgehen können – das sei eine der aktuellen Anforderungen an das Amt des Bürgermeisters, beziehungsweise Oberbürgermeisters, sagt Rafael Bauschke.

 

Netzwerkfähige Verwaltungschefs

Bauschke ist Professor für Politische Kommunikation an der Ludwigsburger Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen. Als Bürgermeister müsse man auf Menschen zugehen können, das habe die Tätigkeit schon immer ausgemacht, das sei auch heute so, sagt er. Doch heute genüge es nicht, offline zu kommunizieren, man müsse dies auch online tun. „Mit Menschen zurechtkommen hieß früher primär, mit ihnen bei Festlichkeiten und in Bürgersprechstunden zu kommunizieren. Heute muss das auch im digitalen Kontext funktionieren.“ Das bedeute vor allem auch, mit Kritik aus dem Internet umgehen zu können. Dafür müsse jeder seinen Weg finden. Für eine dort geäußerte, bisweilen ungemein harsche Kritik sei „meist eine sehr kleine Gruppe von Leuten“ verantwortlich. „Ihr Ziel ist es nicht, eine Diskussion anzustoßen, sondern dem eigenen Ärger Luft zu machen. Die Frage ist: wie repräsentativ ist das?“

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Um zu erkennen, ob es sich tatsächlich um eine kleine Gruppe von Bürgern handle, deren Meinung nicht mehrheitsfähig sei, helfe nur eines, so Bauschke: „Man muss netzwerkfähiger werden.“ Auch der Ditzinger Bürgermeister Ulrich Bahmer nennt die Einbindung der Bürger ein großes Thema dieser Zeit – neben Klimawandel, Mobilität, Kitabetreuung, Demografie, Digitalisierung, den Umgang mit Querdenkern.

Vom Bedürfnis nach mehr Beteiligung

All das, resümiert Bauschke, bedeute auch, dass die Verwaltungsspitze heute stressresilienter sein müsse. Der Oberbürgermeister und sein Vize müssten näher am Bürger dran sein, um zu wissen, ob es genügt, ein Thema im Gemeinderat zu behandeln. Das „Bedürfnis nach mehr Beteiligung“ müsse in eine „vernünftige Balance“ zu dem gebracht werden, was die repräsentative Modelle der Demokratie, die „gut funktionieren“, ermöglichen.