Hiobsbotschaft für die Beschäftigten von Bosch Automotive Steering (Lenksysteme) in Bietigheim (Kreis Ludwigsburg): Der Zulieferer will die Produktion am Standort bis Ende 2021 einstellen.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Bietigheim - Die Nachricht hat die Beschäftigten von Bosch Automotive Steering (Lenksysteme) in Bietigheim am Mittwoch völlig überraschend getroffen. Der Standort solle künftig mit Fokus auf Entwicklung fortgeführt werden, wurde ihnen bei einer Informationsveranstaltung mitgeteilt. Die Montage von Steuerungen und Motoren für Elektrolenkungen sowie die Fertigung für die Nachserienversorgung für Elektrolenkungen und Ventile soll eingestellt und an andere europäische Standorte verlagert werden.

 

Verlagerung von 290 Jobs

„Notwendig wurde diese Maßnahme aufgrund des Kostendrucks, mit dem das Werk seit Jahren zu kämpfen hat“, begründet es Bosch. Hinzu komme der anhaltende Umsatzrückgang des Geschäftsbereichs, was tiefgreifende Sanierungsmaßnahmen erforderlich mache. Der Personalabbau soll laut Bosch sozialverträglich gestaltet werden. Betroffen sind rund 290 Mitarbeiter in der Fertigung. Der mit Investitionen in Höhe von 20 Milli0nen Euro entstandene Entwicklungsbereich, in dem rund 270 Mitarbeiter arbeiten, bleibe „mindestens in dieser Größe erhalten“, teilte Bosch weiter mit.

„Kahlschlag greift um sich“

Für die Beschäftigten war es ein Schlag. „Bosch nutzt das Thema Corona, um die Personalkosten zu senken“, sagt der dortige Betriebsratschef Vincenzo Basile. Bremen werde geschlossen, Berlin soll verkauft werden. „Was bleibt von Automotive Steering? Der Kahlschlag greift um sich“, so Basile. Auch für die IG Metall ist die Entscheidung nicht nachvollziehbar nach monatelangem Ringen für eine Standort-Perspektive. „Transformation kann nicht bedeuten, dass die Beschäftigten auf der Strecke bleiben. Der Standort Bietigheim muss erhalten bleiben, mit einer Zukunft für die heutige Belegschaft. Wir werden standortübergreifend für die Zukunft jedes Beschäftigten kämpfen“, sagt Matthias Fuchs, Geschäftsführer der IG Metall Ludwigsburg-Waiblingen.

2016 wurde ein Sozialtarifvertrag vereinbart, der bis Ende 2021 gilt. Dieser beinhaltet neben der Ansiedelung der Nachserienversorgung für Lenksysteme einen Aufbau als Kompetenzzentrum für Systementwicklung und leitete laut Bosch so einen Strukturwandel ein.