Der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) hat ein Jobportal gestartet. Dieses soll in erster Linie, aber nicht nur, Geflüchteten aus der Ukraine zur Verfügung stehen, sagt der Geschäftsführer des Baden-Württembergischen Landesverbands.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Die freien Berufe, darunter fallen zum Beispiel Ärzte, Apotheker, Steuerberater, Notare, Architekten oder Bauzeichner, haben Nachwuchsprobleme. „Sie sind stark vom Fachkräftemangel betroffen“, sagt Manuel Wäschle, der Geschäftsführer des Landesverbands der freien Berufe Baden-Württemberg. Es sei schwer, Auszubildende und Fachkräfte zu finden. Aus diesem Grund gebe es auf Bundesebene bereits länger die Überlegung, ein Portal zu schaffen, auf dem Arbeitgeber und Bewerber zusammenkommen. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und den vielen Flüchtenden, die seit Kriegsbeginn auch nach Deutschland kommen, ist die Sache nun weiter vorangetrieben und realisiert worden.

 

Geflüchteten das Leben in Deutschland erleichtern

Der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) hat im Mai offiziell sein Jobportal für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer gestartet. Unter www.freieberufe-jobportal.de informiert der BFB mit Unterstützung seiner Mitgliedsverbände, darunter dem Landesverband der Freien Berufe Baden-Württemberg (LFB) mit Sitz in Stuttgart-Degerloch, über freie Stellen sowie über Ausbildungs- und Praktikumsplätze bei den freien Berufen. Man wolle den Geflüchteten damit das Leben in Deutschland erleichtern, sagt Manuel Wäschle.

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Bereits wenige Stunden nach Livegang seien mehr als 600 offene Stellenangebote in ganz Deutschland eingetragen gewesen. „Derzeit sind es mehr als 1200 Stellen“, sagt der Geschäftsführer des Landesverbands. Das Portal wachse täglich und werde gut angenommen von den Freiberuflern. Das Jobportal ist dreisprachig aufgezogen – die Informationen finden sich auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch. Noch würde das Angebot von Ukrainerinnen und Ukrainern eher zögerlich angenommen, resümiert Manuel Wäschle. Das habe mehrere Gründe. Zum einen seien viele der Geflüchteten durch die Erlebnisse traumatisiert, „sich direkt mit der Arbeitssuche zu befassen, ist da nicht einfach“. Zum anderen wollten viele auch gar nicht langfristig in Deutschland bleiben, sondern schnellstmöglich zurück in die Heimat. Auch die Sprachbarriere sei ein Problem für viele Menschen, dazu kämen bürokratische Hürden. Zumindest letztere wolle man abbauen, „der BFB ist dazu in Kontakt mit der ukrainischen Botschaft“, sagt Wäschle.

Viele wollen auch gar nicht bleiben

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Das Jobportal richtet sich zwar in einem ersten Schritt an Menschen aus der Ukraine, steht aber generell auch den Bürgern in ganz Deutschland offen, die sich für eine Stelle, eine Ausbildung oder ein Praktikum bei den freien Berufen interessieren. Aktuell werden in Stuttgart zum Beispiel medizinische Fachangestellte, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten oder Psychotherapeuten gesucht. „Jeder kann sich auf die Stellen bewerben“, sagt Wäschle.

Jobcenter unterstützen Geflüchtete

Betreuung
Die Menschen, die seit Februar aus der Ukraine geflüchtet sind, werden ab 1. Juni von den Jobcentern betreut. Sie wechseln vom Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) in die Grundsicherung (SGB II). Solange die geflüchteten Menschen noch nicht von den Jobcentern betreut werden, können sie sich zur Unterstützung für den Einstieg in den Arbeitsmarkt weiterhin an die Agentur für Arbeit wenden. Die Hotline in ukrainischer und russischer Sprache ist unter 0911/1 78-79 15 erreichbar.

Unterstützung Die Bundesagentur für Arbeit und die Jobcenter unterstützen alle Menschen mit Fluchterfahrung unabhängig von ihrer Herkunft. Die Jobcenter unterstützen beim Eintritt in den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt, bei der Suche nach einer Kinderbetreuung, beim Spracherwerb sowie bei der Anerkennung von Schul- und Berufsabschlüssen. Der Antrag auf Leistungen nach dem SGB II kann auch online gestellt werden über die Seite der Arbeitsagentur.