Daimler will bis zum Ende des Jahrzehnts rund 8,5 Milliarden Euro in seine Werke investieren. Wenn sich die gesetzlichen Regelungen für die Leiharbeit ändern, wird über eine weitere Verlängerung der Zukunftssicherung verhandelt.

Stuttgart - Beim Autobauer Daimler soll es bis Ende 2020 keine betriebsbedingten Kündigungen in Deutschland geben. Das Management und der Betriebsrat haben sich auf die Verlängerung einer entsprechenden Vereinbarung geeinigt, die Ende nächsten Jahres ausgelaufen wäre. Dies gilt für etwa 135 000 Mitarbeiter. Weltweit arbeiteten zur Jahresmitte rund 284 400 Beschäftigte für den Stuttgarter Konzern. „Mit der Verlängerung verfolgen wir konsequent unser Ziel weiter, dass die Daimler-Belegschaften auch auf lange Sicht sichere Arbeitsplätze, faire und gute Arbeitsbedingungen und klare Perspektiven haben“, sagte Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. Die Beschäftigten, so Brecht, profitierten damit von der derzeit hervorragenden Geschäftsentwicklung.

 

Im ersten Halbjahr hat Daimler den Gewinn um mehr als ein Drittel gesteigert, der Umsatz legte um 18 Prozent zu. Auch für das Gesamtjahr peilt Konzernchef Dieter Zetsche deutliche Zuwächse an. „Wir wollen den Beschäftigten mit der verlängerten Daimler-Zukunftssicherung in dieser Phase des Erfolgs unser Vertrauen und unseren Dank für die Arbeit der vergangenen Jahre ausdrücken“, sagte Personalvorstand Wilfried Porth. Die Vereinbarung sei zugleich ein Bekenntnis zum Standort Deutschland.

Neben dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen regelt die Vereinbarung auch, dass mindestens 90 Prozent der Lehrlinge nach Abschluss der Ausbildung unbefristet eingestellt werden. Die Übrigen erhalten zunächst für ein Jahr einen befristeten Vertrag, mit der anschließenden Option auf eine unbefristete Übernahme. Zudem regelt die Vereinbarung unter anderem auch, dass acht Prozent der Beschäftigten in der Produktion Leiharbeiter sein können. In Sonderfällen, wie etwa bei Anläufen neuer Modelle, kann dieses Limit nach Zustimmung des Betriebsrats für einen befristeten Zeitraum auch überschritten werden. Beide Seiten haben sich darauf geeinigt, über eine Anpassung dieser Quote zu sprechen, wenn sich die gesetzlichen und tariflichen Regelungen für die Zeitarbeit ändern. In diesem Fall soll auch über eine eventuelle Verlängerung des Verzichts auf Kündigungen über das Jahr 2020 hinaus gesprochen werden. Arbeitsministerin Andrea Nahles bereitet derzeit eine Reform der Regelungen für Leiharbeit und Werkverträge vor.

Grundlage für den nun beschlossenen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen waren nach Angaben des Unternehmens die in den vergangenen Monaten für die einzelnen Werke zwischen Betriebsrat und Management ausgehandelten Vereinbarungen zur weiteren Entwicklung der Standorte. Das Unternehmen sichert in diesem Rahmen Investitionen von insgesamt rund 8,5 Milliarden Euro in den kommenden Jahren zu. Die Arbeitnehmerseite hat im Gegenzug Regelungen zugestimmt, mit denen die Fertigung flexibler werden soll und die Kosten gesenkt werden. Dazu gehören teils auch umfangreichere Stellenstreichungen. So wurde etwa bereits im Dezember vergangenen Jahres vereinbart, dass im Transporterwerk Düsseldorf bis zum Ende des Jahrzehnts 650 Stellen gestrichen werden, weil der Sprinter künftig auch in Amerika produziert werden soll, was die Kosten für die dort verkauften Fahrzeuge erheblich senkt. Zudem sollen Aufgaben an Zulieferer ausgelagert werden. Im Rahmen dieser Vereinbarung wurde für dieses Werk damals bereits ein Verzicht auf Kündigungen bis 2020 beschlossen.

Für das Zulieferwerk Untertürkheim, wo Motoren, Getriebe und Achsen hergestellt werden, wurde im März ein Paket von Regelungen vereinbart, mit dem die Beschäftigung der 18 700 Mitarbeiter in den kommenden Jahren zwar gesichert wird, rund 1300 Mitarbeiter sollen aber einen anderen Arbeitsplatz bekommen, weil die Fertigung neu ausgerichtet wird. Die Produktion bestimmter Teile wird verlagert. Insgesamt sollen die Stückzahlen im Stammwerk jedoch steigen.

Für das größte Pkw-Montagewerk des Konzerns in Sindelfingen wurden bereits im vergangenen Sommer hohe Investitionen zur Modernisierung des Standorts vereinbart. Im Gegenzug stimmte der Betriebsrat flexibleren Arbeitszeiten und der Vergabe bestimmter Logistikaufgaben an externe Dienstleister zu. Für dieses Werk galt bereits ein Verzicht auf Kündigungen bis 2019. Dies wurde vereinbart, als die Produktion der C-Klasse abgezogen wurde.