Langeweile im Job, mit den Kollegen läuft es nicht gut oder es gibt einfach keine Karrierechancen mehr beim Arbeitgeber? Dann wird es Zeit, eine berufliche Neuorientierung und einen Jobwechsel in Erwägung zu ziehen. Tipps, wie die berufliche Veränderung gelingt.

Zahlreiche Arbeitnehmer kennen die Problematik und einige haben bereits den entscheidenden und alles verändernden Schritt gewagt. Der alte Job bietet entweder zu wenig Perspektive und keine Aufstiegschancen, die Aufgaben haben sich zur langweilenden Routine entwickelt und Abwechslung gibt es kaum oder man verspürt den Wunsch, in ein ganz anderes Metier zu wechseln. Statistiken zeigen, dass mehr Menschen in ihrem Arbeitsverhältnis unzufrieden sind, als man im ersten Moment erwarten würde. Doch was sollte man bei einem Jobwechsel beachten und wie findet man heraus, ob man sich beruflich tatsächlich komplett neu orientieren möchte?

 

Was bedeutet „berufliche Neuorientierung“?

Nicht zwingend ist mit diesem Begriff ein kompletter Neustart gemeint. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich beruflich neu zu orientieren. Das kann zum einen bedeuten, eine ganz neue Karriere zu beginnen, einen neuen Job mit anderen Aufgaben innerhalb derselben Branche zu beginnen oder sich innerhalb desselben Unternehmens auf eine neue Stelle zu bewerben. Es ist aber auch möglich, ähnliche Aufgaben wie im bisherigen Job zu erledigen nur in einem Unternehmen in einer anderen Branche.

Gründe für Unzufriedenheit im Job

Häufige Gründe für Unzufriedenheit im Job sind beispielsweise abweichende Gehaltsvorstellungen, mangelnde Wertschätzung, zu wenig Förderung oder Langeweile, keine Karriereperspektiven oder auch Differenzen mit dem Vorgesetzten oder Probleme mit dessen Führungsstil. Besonders akute Unzufriedenheiten und spontane Emotionen sind Treiber von spontanem Umdenken und Jobsuchen. Ein solcher Wechsel sollte jedoch nicht impulsiv angegangen werden, sondern wohlüberlegt sein.

Wann ist es Zeit für einen neuen Job?

Ist man dagegen schon viele Wochen, einige Monate oder gar Jahre unzufrieden im Job und empfindet keinerlei Freude mehr im Arbeitsalltag, kann sich das auf die eigene Arbeit und auch das persönliche Umfeld auswirken. Reflektiert man seine Situation, kommt man dann zu dem Schluss, dass sich etwas ändern muss. Für diesen Moment gibt es diverse Fragen, die man sich selbst stellen sollte und die möglichst ehrlich beantwortet werden sollten:

  • Wie lange bin ich schon unzufrieden?
  • Bin ich mit meinem beruflichen oder privaten Leben unzufrieden?
  • Was sind die Gründe für meine Unzufriedenheit: die Konditionen? Chef oder Kollegen? Die Aufgaben?
  • Wären diese Punkte bei der Arbeit in einem anderen Unternehmen anders?
  • Gibt es noch Perspektiven zur beruflichen Weiterentwicklung im aktuellen Unternehmen?
  • Ist eine berufliche Neuorientierung das richtige Mittel, um mich erfüllt zu fühlen?
  • Ist die Neuorientierung in einem anderen Unternehmen die einzige Lösung?
  • Kann mich das, was ich heute arbeite in fünf Jahren noch begeistern?
  • Sind meine Stärken nicht richtig genutzt und wie könnte ich sie mehr nutzen?
  • Was hält mich davon ab, meine Neuorientierung anzugehen?
  • Welche Themen und Tätigkeiten stelle ich mir in einem neuen Beruf vor?
  • Wie soll das neue berufliche Umfeld sein?

Hat man sich über diese Fragen eine längere Zeit Gedanken gemacht, kann man daraus seine Entscheidung für die Zukunft ableiten. Hierbei lässt sich noch die Motivation unterscheiden. Bei der Wechselmotivation gibt es zwei Richtungen: die Weg-von-Motivation und die Hin-zu-Motivation. Bei ersterer möchte man sich nur weg von einem unerwünschten Status-Quo bewegen, wie beispielsweise dem Chef oder einem Kollegen oder auch der nicht erfüllenden Arbeit entkommen. Bei der Hin-zu-Motivation hingegen, hat man ein Ziel vor Augen in dessen Richtung man sich bewegt, man hat einen Plan und weiß, welche Richtung man einschlagen möchte. Wünscht man sich eine berufliche Neuorientierung, ist es langfristig nötig, dass man sich im Klaren darüber ist, wohin dieser neue Weg einen führen soll, was man erreichen möchte und sich überlegt, wie man dieses Ziel erreichen könnte.

Wie lange sollte man mindestens in einem Job bleiben?

Experten sind sich einig, dass man in den ersten Jahren in einem Beruf kontinuierlich dazulernt. Diese Lernkurve flacht erfahrungsgemäß erst nach zwei bis drei Jahren ab. Erst dann kehrt normalerweise eine Form von „Stillstand“ ein. Daher sollte man mindestens zwei bis fünf Jahre in einer Position arbeiten, bevor man sich sicher sein kann, dass man keine neuen Fähigkeiten mehr erlernt oder neue Aufgaben mehr zugeteilt bekommt. Das ist sehr individuell. Es gibt Berufe und Positionen, die sich dauerhaft verändern und in denen ein solcher Stillstand nie eintritt.

Warum ein Jobwechsel? Gründe für eine berufliche Neuorientierung

Es gibt gute und weniger Gute Gründe für eine berufliche Neuorientierung. Welche das sind, gibt es hier im Überblick.

Gründe für einen beruflichen Neuanfang:

  • Gesundheit
  • Langeweile oder Unterforderung
  • Ansprüche des Arbeitgebers
  • Unsicherheit der beruflichen Existenz
  • Stillstand

Weniger gute Gründe für einen Jobwechsel:

  • Frust
  • Begangene Fehler
  • Kleine Antipathien für den Chef
  • Kritik an der eigenen Arbeit

Wie gelingt die berufliche Neuorientierung?

Eine berufliche Neuorientierung ist ein schwieriger und langwieriger Prozess. Im ersten Schritt muss der Arbeitnehmer den Status Quo analysieren, sich von seinen Erwartungen lösen und sich mit den bereits zuvor genannten Fragen auseinandersetzen. Besonders wichtig ist es hier ,langfristig zu denken und seine Zukunft und die persönlichen Ziele im Blick zu haben.

Anschließend gilt es, sich einen ausgefeilten Plan zu überlegen. Ist man sich sicher, dass man bei seinem aktuellen Arbeitgeber oder gar in seinem aktuellen Berufsfeld keine Zukunft sieht, muss man sich mit der Suche nach Alternativen auseinandersetzen. In diesem Prozess sollten keine Ideen von vornherein abgetan werden. Wenn es eine Leidenschaft gibt, die einen erfüllt, sollte man diese Idee nicht als unrealistisch verwerfen. Dann gilt es, Wege zu finden, wie es möglich wäre, dieses Ziel zu erreichen und welche Kompromisse dafür eingegangen werden müssten. Müsste man eine Umschulung machen oder mit einem niedrigeren Gehalt einsteigen?

Im letzten Schritt gilt es, die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Jedoch sollte man bei der Auswahl des neuen Berufs nicht nur auf extrinsische Faktoren wie Gehalt oder Karriereperspektiven achten. Auch andere Faktoren tragen dazu bei, auf Dauer im Job glücklich zu sein:

  • Anerkennung und Wertschätzung
  • Forderung und Förderung
  • Sinnhaftigkeit
  • Perspektiven zur persönlichen Entwicklung

Zweifel kommen auf – Das Ziel fest im Blick behalten

Es ist natürlich, dass während solcher Entscheidungen auch Zweifel und Unsicherheiten aufkommen. In vielen Fällen von Unzufriedenheit im Job stehen sich die Betroffenen auf dem Weg zum Jobwechsel selbst im Weg. Betroffene beginnen sich zu fragen, ob sie der Herausforderung eines Jobwechsels gewachsen sind, ob man tatsächlich in einem neuen Beruf glücklicher wird oder ob man sich das nur einredet, ob man nicht doch schon zu alt für einen Neuanfang ist oder ob man bereit ist, alles im alten Job aufzugeben, was man sich jahrelang erarbeitet hat. Wichtig ist, sich im Klaren zu sein, dass man im aktuellen Job unglücklich ist und sich bei Zweifeln vor Augen zu führen, weshalb man unglücklich ist und wo man hinmöchte.

Die Checkliste für einen Berufswechsel

  • Herausfinden, weshalb man unzufrieden ist.
  • Herausfinden, was man sich von seinem Beruf erhofft.
  • Mögliche Lösungswege und Veränderungen im alten Job ausloten.
  • Klären, ob man seine Unzufriedenheit durch einen Jobwechsel lösen kann.
  • Den Traumberuf finden.
  • Überprüfen, ob man die Voraussetzungen für den Traumberuf erfüllt oder gegebenenfalls Umschulungen in Betracht ziehen.
  • In sich und seine Fähigkeiten vertrauen.
  • Den Absprung in einen neuen Beruf wagen, beispielsweise mit der Unterstützung von Berufsberatern.

Was muss man bei einem Jobwechsel beachten?

Hat man sich für einen Berufswechsel entschieden, ist es wichtig, dies dem aktuellen Vorgesetzten mitzuteilen. Bei der Kündigung sollte die im Vertrag festgeschriebene Kündigungsfrist beachtet werden. Außerdem sollte man seine alte Arbeit so geordnet wie nur möglich verlassen. Sofern Kollegen oder ein Nachfolger vorhanden sind, sollte eine ordentliche und allumfassende Übergabe gemacht werden. Der Austritt aus dem Unternehmen kann dann noch an andere Teammitglieder kommuniziert werden. Arbeitet man mit Kunden zusammen, so sollten auch die Kunden informiert werden, dass sie einen neuen Ansprechpartner haben werden. Ist man aus einem Unternehmen ausgetreten, sollte man sich außerdem auf jeden Fall ein Arbeitszeugnis vom alten Arbeitgeber ausstellen lassen.

Wann ist die beste Zeit zu kündigen?

Zuallererst: Es gibt nie den perfekten Zeitpunkt, um ein Arbeitsverhältnis zu kündigen. Doch es gibt einige Punkte, die man beachten sollte. In erster Linie gilt es hierbei die vertraglich geregelte Kündigungsfrist einzuhalten. Werden im alten Unternehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr Sonderzahlungen für das abgelaufene Geschäftsjahr gezahlt, so kann es sein, dass in den Verträgen festgeschrieben steht, dass diese nur an Mitarbeitende ausgezahlt werden, die einen ungekündigten Arbeitsvertrag besitzen. Auch eine anstehende Erhöhung des Tarifvertrages oder eine ausstehende Beförderung sind Faktoren, die das Gehalt im neuen Job beeinflussen können. Denn oft orientieren sich andere Arbeitgeber an der Höhe des letzten Gehalts.

Wie den Jobwechsel begründen?

Nun kommt der unangenehme Part, vor dem viele Arbeitnehmer zurückschrecken. Der Jobwechsel soll vor dem aktuellen Arbeitgeber begründet werden. Auch zukünftige Arbeitgeber können nach dem Motiv des Jobwechsels fragen. Begründungen den Beruf zu wechseln sind:

  • Persönliche und berufliche Weiterentwicklung
  • Neue Herausforderungen
  • Neue Organisationsstrukturen kennenlernen
  • Neue Arbeitsumgebung oder Arbeitsweisen
  • Neue Branchen kennenlernen
  • Veränderungen im Privatleben
  • Berufliche Neuorientierung

Fazit: Wer mit seinem Job hadert, sollte den Status Quo eine Weile beobachten. Bleibt der Frust nach einigen Wochen oder Monaten und bringen auch kleine Veränderungen nicht mehr Zufriedenheit, sollte man sich Gedanken über einen Jobwechsel machen. Hierbei sind klare Vorstellungen und realistisch gesteckte Ziele für die Zukunft wichtig. 


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