Gastronomie siedelt sich an, wo die Umgebung attraktiv ist. Foto: Andreas Rosar /Fotoagentur-Stuttgart
Ohne Restaurants und Kneipen läuft in einer Stadt wenig – das hat nicht nur die Pandemie gezeigt, findet Jochen Alber. Für den Fachmann vom Hotel- und Gaststättenverband ist es logisch, dass sich die Stuttgarter für ihre Bezirke mehr Gastronomie wünschen.
Für Jochen Alber ist die Botschaft unserer Umfrage Heimat-Check offensichtlich: Die Gastronomie spielt in der Stadt eine wichtige Rolle. Die hohen Erwartungen könne die Branche aber nicht in jedem Stadtbezirk erfüllen, sagt der Stuttgarter Geschäftsführer vom Hotel- und Gaststättenverband.
Herr Alber, im Heimat-Check wünschen sich viele Teilnehmer mehr Restaurants. Hat Stuttgart zu wenig Gastronomie zu bieten?
Nein. In Stuttgart gibt es laut dem Statistischen Landesamt 1475 gastgewerbliche Betriebe. Die Dichte an Lokalen ist in Stuttgart mit seinen 640 000 Einwohnern deutlich höher als im Rest von Baden-Württemberg, wo es für rund elf Millionen Einwohner 20 000 Restaurants und Kneipen gibt. Das städtische Gewerbeamt kommt sogar auf 2500 gastronomische Einrichtungen in der Stadt. Aber sie sind natürlich ungleich verteilt: Die Dichte in der Innenstadt oder im Westen ist viel höher als in den anderen Stadtbezirken. Die Menschen wünschen sich mehr Gastronomie, weil dadurch ihre Viertel attraktiver werden. Die Gastronomie belebt die Stadt, das ist der entscheidende Faktor. Die Coronapandemie hat gezeigt, wie eng alles miteinander verzahnt ist – Handel, Kultur und Gastronomie befördern sich gegenseitig.
Jochen Alber, Geschäftsführer beim Dehoga Baden-Württemberg Foto: Lichtgut
Wie ließe sich mehr Gastronomie in die Stadtbezirke locken?
Dazu müsste sich die Stadtverwaltung Gedanken machen. Gastronomie siedelt sich in der Regel dort an, wo die Umgebung attraktiv ist, wo es Laufkundschaft gibt, die Erreichbarkeit gut ist, wo die Aufenthaltsqualität hoch ist. Die Unzufriedenheit mit der Gastronomie im Heimat-Check drückt meiner Ansicht nach vor allem eine Unzufriedenheit mit der Umgebung aus.
Also ist die Stuttgarter Gastronomie gar nicht so schlecht?
Ich finde, sie zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus – in jeder Hinsicht. Und meistens ist auch nicht ein ganzer Stadtbezirk gastronomisch unterversorgt. Um ein Beispiel zu nennen: In Zuffenhausen gibt es sicherlich viel mehr Imbisse als Restaurants, aber dafür das hochwertige Christophorus im Porsche-Museum.
Ansprechpartner
Zur Person Jochen Alber ist Geschäftsführer beim Dehoga Baden-Württemberg und Ansprechpartner des Verbands für Stuttgart, Tübingen und Böblingen. kat