Schauspieler, Kabarettist, Autor – Jochen Busse gehört zu den vielfältigsten Darstellern auf Deutschlands Boulevard-Bühnen. Mit Yoga hält er sich seit Jahrzehnten fit. An diesem Donnerstag (28. Januar) wird Busse 80.

Düsseldorf - Ja, die Erfahrung mache er immer wieder, sagt Jochen Busse: „Da sind Sie achtzig Jahre alt. Und wann immer Sie jemandem auf der Straße begegnen, der Sie erkennt, muss er lächeln.“ Den Schauspieler, Kabarettisten und Autor, der streng genommen erst an diesem Donnerstag (28. Januar) seinen runden Geburtstag feiert, dürfte die Reaktion kaum überraschen. Busse war schon früh klar, dass er auf die Bühne gehört.

 

„Ich bin mit 10 Jahren schon darauf gekommen, dass es sehr wichtig ist, andere Leute zum Lachen zu bringen“, sagt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur am Telefon aus seiner Wohnung in Düsseldorf. Fußballspielen war seine Sache nicht, im Internat musste er sich anders durchsetzen – dann eben mit Witz und Humor. Schon früh lernte der in Iserlohn geborene Busse, sich zu verstellen.

Als die Firma seines Vaters, die Vorhangvorrichtungen aus Alu und Messing herstellte, in Konkurs ging, weil nun Plastik angesagt war, ließ der kleine Jochen den Gerichtsvollzieher ins Haus. „Alle wurden immer wohlhabender – und wir mussten mitspielen, als wären wir wohlhabend. Daraus entwickelte sich eine Lebenslüge. Und diese Lebenslüge hat mich mein ganzes Theaterleben begleitet“, erzählte er im Deutschlandradio Kultur.

„Es gab kein Fach für mich“

Doch schon vor seiner Ausbildung in München ahnte er, dass man sich nicht ewig verstellen kann. „Du überzeugst auf der Bühne nur Leute, wenn du du bist.“ Das habe er erst lernen müssen. „Als ich anfing und Schauspieler werden wollte, ein sogenannter seriöser Schauspieler, wusste man mich vom Typ her nirgendwo einzugliedern. Der jugendliche Liebhaber, der schüchterne Liebhaber, der jugendliche Komiker, der jugendliche Charakter und was weiß ich – das war ich alles nicht. Es gab kein Fach für mich. Und damit bin ich zum Kabarett gegangen.“

Erste Erfahrungen sammelte er als Statist bei den Münchner Kammerspielen unter dem legendären Regisseur Fritz Kortner und beim Studentenkabarett Knallfrösche. Busses Gabe, Dialekte nachzusprechen, die präzise Diktion und die Fähigkeit zur genauen Menschenbeobachtung halfen ihm dabei. „Das war damals im Kabarett sehr gesucht, und darum habe ich mich dort ausprobiert.“ Mal gab er Heinz Rühmann, mal Heinz Erhardt, „das lag mir alles“.

Unter Friedrich Hollaender spielte er dann in der Berliner Revue „Hoppla, auf’s Sofa“, dann ging er zum Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Von 1976 bis 1991 gehörte er zum Ensemble und den Autoren der legendären Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Dort konnte er den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl nachahmen, im Privatfernsehen wurde er rund 300 Mal Gastgeber der satirischen Wochenschau „Sieben Tage, sieben Köpfe“ auf RTL.

Seine erste eigene Sendung bekam Busse 1978 mit der WDR-Serie „Medienklinik“

Busse wurde, wie er sagt, zu einem „Markenartikel“, blieb sich aber immer treu: Wo Busse draufsteht, ist Busse drin. „Ich habe eine Zeit lang den Blick meines Hundes nachgemacht. Das ist komisch. Aber das ist natürlich ein Bruch. Das sind nicht Sie.“ Seine Lust am Spielen habe auch damit zu tun, dass er jeden Abend auf der Bühne etwas ausprobieren könne, „etwas, das das Stück und den Dialog nicht kaputt macht. Aber wo ich an die Grenze des Wahrhaftigen komme“, sagt Busse.

Busse spielte in Dutzenden Filmen und Fernsehproduktionen. Seine erste eigene Sendung bekam er 1978 mit der WDR-Serie „Medienklinik“. Mit Gerd Baltus und Karsten Speck trat er in der Serie „3 Mann im Bett“ auf.

Seine Spiellust bekam durch die Corona-Pandemie einen Dämpfer. Wie alle Schauspieler ging Busse, als „Zwangsrentner“, in den Lockdown. „Es ist etwas Furchtbares, wenn Sie morgens aufstehen und wissen, Sie gehen abends wieder ins Bett. Und dazwischen ist nix.“ Mit Yoga hält sich Busse seit Jahrzehnten fit, er hat begonnen, sein persönliches Archiv chronologisch zu ordnen, „alles nur Beschäftigungstherapie“.

„Ich habe Helmut Kohl und vier Ehen überstanden“

„Ich habe keine schrecklichen Krankheiten gehabt, keine Pleite erfahren und musste in kein Dschungelcamp. Ich habe Helmut Kohl und vier Ehen überstanden. Wie kann man nur so verdammt viel Glück haben?“, schrieb er zum Erscheinen seiner Memoiren „Wo wir gerade von belegten Brötchen reden“ (2016).

Und das Glück in der Liebe? Gerade hat Busse die vierte Scheidung hinter sich. Das zeige, dass er für die Ehe wohl nicht gemacht sei. „Ich werde in meinem ganzen Leben nicht mehr heiraten. Das ist etwas, was mir offensichtlich nicht liegt.“ Allerdings sei es mit den Frauen, von denen er sich später getrennt habe, viele Jahre wunderschön gewesen. „Aber ich glaube, ich bin zu kompliziert. Ich nehme alle Schuld auf mich.“

Doch dann bleibt noch immer dieses „herrliche Gefühl“ der Zufallsbegegnungen auf der Straße. „Sie erzeugen Heiterkeit einfach aufgrund dessen, dass Sie existieren. Was wollen Sie denn mehr?“