Es sieht alles danach aus, als sei Joe Biden die Kandidatur kaum noch zu nehmen. Doch es sind seine eigenen Aussetzer und Patzer, mit denen sich der US-Demokrat selbst das Leben schwer macht.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Washington - Versprecher, Patzer, Aussetzer: Egal, wie man sie nennen will – Joe Biden hat ein Talent, mit Anlauf in beinahe jedes Fettnäpfchen zu springen, das sich vor ihm auftut. Mal verwechselt er Orte, mal seine Frau mit seiner Schwester, mal das Amt, um das er sich bewirbt.

 

Das hat weniger mit seinem Alter zu tun, auch wenn US-Präsident Donald Trump – selber nicht eben für den makellosen rhetorischen Auftritt bekannt – es so erscheinen lassen will, als habe der 77-jährige Demokrat seinen Zenit überschritten.

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Es ist eher eine charakteristische Eigenart des früheren Vizepräsidenten: Biden ist, man verzeihe den Ausdruck, manchmal einfach ein bisschen verpeilt. Die Amerikaner sind es gewohnt – und sehen es gelassen. „Uncle Joe“, seit Jahrzehnten im Geschäft, ist eben so. Seinen Kritikern gibt Biden mit seinen Aussetzern aber jede Menge Munition: Sie lästern, Biden könne nicht einmal simple Gedanken in Worte fassen und Sätze zu Ende bringen. Wie wolle er so ein ernst zu nehmender Präsident werden? Es könnte zu einer der effektivsten Waffen der Republikaner im Kampf um Trumps Wiederwahl werden.

Wer Joe Biden wohlgesonnen ist, findet seine Aussetzer dagegen amüsant, verzeihlich, im besten Fall charmant. Er selbst nimmt’s mit Humor und bezeichnete sich schon mal als „Gaffe Machine“ (etwa „Fettnäpfchen-Produzent“). Hier sind sechs Biden-Momente, die in Erinnerung bleiben werden.

1. Er verwechselt seine Interviewpartner

„Alright, goodbye, Chuck!“, verabschiedete sich Joe Biden aus einem Fernsehinterview mit dem Sender „Fox News“. Dumm nur, dass sein Interviewpartner der Journalist Chris Wallace war. „Ich war gerade bei Chris, äh Chuck“, versucht Biden zu erklären und meint damit Chuck Todd von der Konkurrenz auf „NBC“.

2. Er weiß nicht mehr, für welches Amt er kandidiert

Joe Biden ist schon lange im politischen Geschäft. Er war lange Senator des Bundesstaats Delaware, kandidierte bereits zwei Mal zuvor fürs Präsidentenamt und fungierte acht Jahre als Vizepräsident. Da kann man schon mal durcheinander kommen. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in South Carolina stellte sich Biden dann auch ans Podium und sagte: „Mein Name ist Joe Biden und ich bin ein demokratischer Kandidat für den US-Senat.“ Beinahe, Joe, beinahe.

3. Er verwechselt seine Frau Jill mit seiner Schwester

„This is my sister Valerie and this is my wife Jill“ – oder war es andersherum? Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Los Angeles unterlief Joe Biden dieser peinliche Fehler. Man muss ihm aber zu Gute halten: Die Frauen hatten kurz zuvor die Plätze gewechselt.

4. Er erzählt ein Geschichte aus Afghanistan, bei der kaum etwas zusammenpasst

Joe Biden ist ein guter Geschichtenerzähler: Sie sind emotional und haben meist eine moralische Botschaft. Bei seiner Geschichte über einen US-Soldaten in Afghanistan passte bei einer genaueren Betrachtung hinten und vorne nichts zusammen. Biden erzählt gerne von dem Zusammentreffen mit dem Navysoldaten, dem er eine Tapferkeitsmedaille verleihen wollte. Der Soldat, so Biden, habe unter Beschuss einen Kameraden gerettet. Dieser sei allerdings später gestorben. Als Biden ihm den „Silver Star“ verleihen wollte, habe ihm der Navy-Kämpfer geantwortet: „Ich will das verdammte Ding nicht, Sir! Er ist gestorben, er ist gestorben.“ Eine ergreifende Geschichte, an der, das fanden Reporter später heraus, kaum etwas stimmt – weder der Ort, noch die Umstände, noch der Rang des Soldaten. Der 77-Jährige hatte seine Geschichte aus mehreren Einzelschicksalen zusammengestrickt. Biden nahm es nonchalant: „Die Details sind irrelevant, wenn es darum geht, große Entscheidungen zu treffen.“

5. Was bitte ist ein „lying, dog-faced pony soldier“?

Joe Biden benutzt häufig Ausdrücke, die eigentlich seit den 1950er Jahren als ausgestorben galten. Folgerichtig nannte er seine Wahlkampagne die „No Malarkey Tour“, was beinahe unmöglich zu übersetzen ist. Vielleicht am ehesten mit „Kein Schabernack“. In dieselbe Kategorie fällt Bidens Bemerkung, die er gegenüber der Besucherin einer Wahlkampfveranstaltung machte. „Waren Sie schon mal bei einem Caucus?“, fragte Biden die junge Frau. Als sie mit „Ja“ antwortete, sagte er: „No you haven’t. You are a lying, dog-faced pony soldier.“ Wie bitte? Biden benutzt den Ausdruck gern. Es sei ein Zitat aus einem John-Wayne-Film. Bisher konnte es aber niemand einem Film des Westernstars zuordnen.

6. „Look, Fat!“

Wenn es um seinen Sohn Hunter und dessen Geschäfte in der Ukraine geht, wird der joviale Joe Biden ziemlich dünnhäutig. Das musste im vergangenen Dezember ein Besucher einer Town-Hall-Veranstaltung in Iowa erfahren. Der Mann fragte nach Hunter Bidens Arbeit beim ukrainischen Energiekonzern Burisma und unterstellte, Biden habe seinen Sohn gezielt dort installiert. „You’re a god damn liar“, fuhr der frühere Vizepräsident den Mann an.

Als der Wähler dann noch Bidens Alter und Fitness ins Spiel brachte, nannte der 77-Jährige den Mann dann „Fat“ statt „Jack“ – Versehen oder Absicht? Bei Joe Biden kann man nie wissen.