Durch die Fütterung im Winter können Tierfreunde Wildvögel unterstützen. Um ihnen wirklich zu helfen braucht es aber mehr, sagt der Vorstand des Naturschutzbunds (Nabu) Schorndorf, Jörg Daiss.

Schorndorf - Was tun, damit Wildvögel durch den Winter kommen? Den heimischen Arten genügten kleinräumige Reviere von zwei Hausgärten, sagt der Nabu-Vorstand Jörg Daiss. In den Gärten sollte man Hecken als Schutz pflanzen, möglichst mit Beeren tragenden Sträuchern, erklärt der Experte im Interview.

 
Herr Daiss, füttern Sie selbst auch Wildvögel?
Ja klar, das ganze Jahr, außer im Sommer.
Weshalb machen Sie das?
Bei uns speziell ist es so, dass ich damit Haussperlinge unterstütze. Diese sind ja sogenannte Kulturfolger – durch die Vielzahl an Hühnerhaltung und sonstige Kleingartenstrukturen, die es früher gab. Für die Vögel macht es nun keinen Unterschied, ob sie irgendwo um einen Hühnerstall Körnerreste fressen oder an einem Futterhäuschen. So sind bei mir 15 bis 20 Haussperlinge im Garten unterwegs, die am Haus oder in der Nachbarschaft brüten. Würde ich sie nicht füttern, würde es sie nicht geben oder zumindest nicht in dem Maße. Denn sie wandern auch hin und her und ernähren sich auch im nahe gelegenen Schulhof.
Jörg Daiss ist Vorstandssprecher beim Naturschutzbund Schorndorf. Foto: privat
Aber die Brotreste sind wahrscheinlich nicht so gesund für die Vögel . . .
Bei mir ist das Futter ausgewogener. Es hat ja nicht jeder ein Dinkelbrötchen dabei.
Ist es überall sinnvoll Wildvögel zu füttern?
Prinzipiell macht es überall im Siedlungsbereich Sinn, außerhalb davon jedoch nicht. Auf diese Weise kann man den Bestand unterstützen, und es ist eine schöne Möglichkeit, sich mit dem Thema Vögel zu beschäftigen.
Sie füttern speziell Spatzen. Welche Vogelarten sollte man noch unterstützen?
Nun, man muss sich darüber im Klaren sein, dass es vor allem die häufig bis sehr häufig vorkommenden Arten sind, die ans Futterhäuschen kommen. Man kann durch Fütterung nicht seltenen oder bedrohten Arten helfen. Denn diese sind meist Nahrungsspezialisten. Sondern es sind die Körner fressenden Vogelarten wie beispielsweise Spatzen oder Finken und jene, die sich vegetarisch ernähren oder, wie etwa Meisen oder Rotkehlchen, zumindest ergänzend im Winter wenn Insektennahrung nicht zur Verfügung steht. Bei Insektenfressern wird die Sache kompliziert. Man kann sie zwar auch füttern, aber dann braucht man schon Fachkenntnisse und muss Futtertiere selbst züchten.
Und Futter anbieten sollte man das ganze Jahr über?
Das meiste spielt sich im Winter am Futterhäuschen ab, selbst wenn man auch im Sommer Nahrung anbietet. Denn dann kommen überwiegend die Spatzen. Für alle anderen Arten aber – Spechte, Kleiber, Baumläufer, Finken – ist es nur ein Zusatzangebot. Retten kann man daher damit keinen Vogel. Jedoch ist es, wie gesagt, eine schöne Möglichkeit, mit Tieren und der Ökologie in Kontakt zu kommen. Es ersetzt allerdings keine Maßnahmen zum Vogelschutz, Brutmöglichkeiten und auch natürliche Nahrungsangebote im Garten. Denn wenn der Garten nur eine Kiesfläche ist, nutzt der schönste Nistkasten nichts.
Wie kann man natürliche Nahrungsangebote schaffen?
Den bei uns vorkommenden Arten genügen kleinräumige Reviere von zwei Hausgärten. Darin sollte man Hecken als Schutz pflanzen, möglichst mit Beeren tragenden Sträuchern. Diese Pflanzen sollten einheimischen Arten angehören. Mit der Frucht einer Japanischen Zierpflaume zum Beispiel fängt ein einheimischer Vogel nämlich nichts an. Besser sind daher beispielsweise Ebereschen und Hagebutten. Der Rasen sollte nicht aussehen wie ein Sportplatz, sondern ein paar Inseln drin haben, wo Blumen und Unkraut sich ausbreiten dürfen. Zudem sollte man unter Bäumen Laub liegen lassen oder Reisig aufhäufen als Lebensräume für Insekten, von denen sich wiederum Vögel ernähren können.