Jörg Lützelberger hilft knapp ein Jahr nach seinem Karriereende beim TV Bittenfeld aus – und hat nichts verlernt. Wir haben den Kreisläufer zum Aufstiegsrennen des Handball-Zweitligisten befragt.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart – Jörg Lützelberger zählt erst seit drei Wochen zum Team des Handball-Zweitligisten TV Bittenfeld. Aufgrund seiner Verletzungssorgen hat der Tabellendritte den Co-Trainer des Bundesligisten VfL Gummersbach als Kreisläufer für den Schlussspurt im Aufstiegsrennen verpflichtet. Der Auftakt ist gelungen – mit dem 33:32-Erfolg in Hamm.

 

An diesem Freitag (20 Uhr) folgt die Heimpremiere des 29-Jährigen in der bereits ausverkauften Stuttgarter Scharrena gegen den Tabellen-13. SV Henstedt-Ulzburg.
 

Herr Lützelberger, ist es nicht kurios für Sie, dass Ihr erstes Heimspiel im Trikot des TV Bittenfeld zugleich Ihr letztes sein wird, weil danach nur noch zwei Auswärtsbegegnungen auf dem Programm stehen?
Ich hoffe nicht, dass jemand meint, mich begrüßen oder verabschieden zu müssen. Ich bin hier, um die letzten vier Spiele mitzuspielen und möglichst zu gewinnen, um das Ziel Aufstieg zu realisieren. Für mich ist das keine außergewöhnliche Situation.
Wie kam denn Ihr Kurz-Engagement für die letzten vier Partien überhaupt zustande?
Die Bittenfelder haben nach Lösungen auf der Kreisläuferposition gesucht. Aufgrund der Regularien kamen ja nur Spieler in Rente wie ich ohne jegliches Saisonspiel in Frage. Am Mittwoch vor zwei Wochen kam dann die Anfrage – und am Freitagabend habe ich schon mein erstes Training beim TV Bittenfeld absolviert. Ich kannte den Club nur so wie ich die anderen Zweitligisten kenne: wenig. Der erste Blick ging auf die Tabelle. Die sportliche Herausforderung war für mich ausschlaggebend: Ich habe noch nie um den Aufstieg gespielt.
Sie stammen aus Suhl und haben die letzten acht Jahre Ihrer Spielerkarriere bis 2014 beim VfL Gummersbach, Tusem Essen und TBV Lemgo verbracht. Wie kommen Sie denn mit der schwäbischen Mentalität klar?
Sehr gut. An der Sporthochschule Köln habe ich meine Frau kennengelernt, sie kommt aus Ulm. Deshalb bin ich schon seit Jahren in der Ausbildung, was die schwäbische Sprache und Gepflogenheiten angeht. Das Essen gefällt mir auch sehr gut. Mein Bruder wohnt in Ludwigsburg, eine Freundin aus meinem Heimatdorf in Fellbach und die Großeltern meiner Frau in Böblingen – ich fühle mich hier sehr wohl.
Die Einträge auf Ihrer Facebook-Seite versehen Sie zurzeit immer mit dem Hashtag „#HBL‬--> #DKBHBL“, also von der zweiten Liga in die Bundesliga. Geht der TVB nun also in die Offensive, nachdem er sich in der Aufstiegsfrage lange bedeckt gehalten hat?
Sonst wäre ich nicht hergekommen. Das ist die klare Botschaft. Die Bittenfelder haben mich nicht geholt, um in der zweiten Liga zu bleiben – das würden sie auch ohne mich schaffen. Drei Spieltage vor Schluss ist die Konstellation bei zwei Punkten Vorsprung klar, deshalb müssen wir die Favoritenrolle annehmen. Ich habe das Gefühl, der Verein ist auch gut darauf vorbereitet, in die erste Liga reinzugehen.
Wir haben noch einen witzigen Hashtag bei Ihnen gefunden: „#Handball‬ ist wie ‪#Fahrradfahren“‬. Fiel Ihnen der Wiedereinstieg nach fast einem Jahr Pause so leicht?
Das Handballspielen ist tatsächlich wie das Fahrradfahren, das verlernt man nicht. Die Herausforderung liegt im athletischen Bereich. Als Co-Trainer habe ich mich um die anderen Spieler gekümmert und nicht um meinen eigenen Körper. So langsam passen sich die ganzen Knochen und Bänder aber wieder der Belastung an.
Haben Sie vielleicht Blut geleckt und könnten sich vorstellen, hier voll einzusteigen – oder steht die Rückkehr nach Gummersbach zu 100 Prozent fest?
Ich habe da ja einen Vertrag, der nach dem letzten Spiel mit dem TV Bittenfeld vom 8. Juni an ganz normal bis Sommer 2016 weiterläuft. Deshalb beschäftige ich mich momentan nicht mit etwas anderem.
Drei Spiele stehen nun noch aus – packt der TV Bittenfeld den Aufstieg?
Ja. Ich wäre ja ein schlechter Sportler, wenn ich etwas anderes sagen würde. Wir arbeiten konzentriert und intensiv darauf hin. Wir haben das drauf und können mit einem Heimsieg einen großen Schritt machen.