Kein Murmeltier, sondern ein Biber ist der Coverboy von Jörg Maurers „Unterholz“, einem Alpenkrimi mit reichlich Gags. Fans werden das rustikale Panoptikum lieben . . .

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Und täglich grüßt das Murmeltier. Nein, tut es eben nicht, denn es handelt sich ja um einen Biber. Und täglich schon gar nicht, sondern sehr viel häufiger: auf dem Cover und dann alle fünf, acht, elf Seiten. Das plattschwänzige Geschöpf gehört zu den optischen Gags in dem an inhaltlichen und sprachlichen Gags nicht armen Alpenkrimi „Unterholz“ von Jörg Maurer.

 

Und wie das so ist mit Gags: manche zünden, manche können einem auch auf die Nerven gehen – Bestseller hin, Bestseller her.

Um im Titelbild zu bleiben: man muss sich zu Beginn schon etwas durchnagen, um a) den an die Kapitelanfänge gesetzten Biber nicht mehr wahrzunehmen und b) den einen oder anderen sprachlichen Overgag („ . . . dazwischen Einheitsdoppelfernrohrlinsenputzen“) wegzustecken. Denn Maurer ist – anders als sein österreichischer Kollege Wolf Haas, mit dem er zu Unrecht verglichen wird – kein großer Stilist und auch kein Literat, der eine ganz eigene Sprache schafft. Wenn schon ein Vergleich aus dem alpinen Sprachraum, dann mit Klüpfel und Kobr, dem Autorenduo der Allgäuer Kluftinger-Krimis: ein bisschen putzig, ein bisschen verspielt, viel Lokalkolorit und eine Handlung, die – immerhin – eher handfest ist.

Die Killerelite auf der Alm

Wer also die ersten zwanzig, dreißig Seiten hinter sich gebracht hat, will eben dann doch wissen, wie es weitergeht in maurerschen Unterholz: wie Kommissar Jennerwein in seine missliche Lage zu Beginn gekommen ist (und ob er sich daraus auch wieder befreien kann), wie und warum die internationale Killerelite ausgerechnet auf einer Alm zum Seminar zusammenkommt und was es mit der „Äbtissin“, der besten aller bezahlten Mörderinnen, auf sich hat.

Doch, doch und ohne Ironie: man will dann wirklich wissen, was es auf sich hat mit diesem Panoptikum, dessen Autor auch vor Goethe-Parodien („Er hat den Spaten wohl im Arm, er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.“) nicht zurückschreckt, der hie mal Monty Pythons kickende Philosophen zitiert („… Russell? Epikur? Beckenbauer? Jaspers? Schelling? ...“), da beiläufig „Beethovens Klaviersonate Nr. 26“ erwähnt (es ist die Les Adieux op. 81) und schließlich einen „leuchtenden Stern am internationalen Kunsthimmel“ namens „Fuselitz“ erfindet.

Fans werden das „Unterholz“ lieben

Ein paar Schnörkel weniger, ein kompakterer Schluss, keine Biberschwemme: das „Unterholz“ wäre dadurch etwas lichter geworden. Und nicht zu seinem Schaden. Maurer-Fans werden den Schmöker lieben.

PS.: Dass Jörg Maurer Matthias Koeppel, den Erfinder des Starckdeutschen, zitiert, gibt natürlich einen Extrapunkt.

Jörg Maurer: Unterholz. Scherz Verlag, Frankfurt a.M. Roman. 431 Seiten, 16,99 Euro. Auch als E-Book, 14,99 Euro.

Lesung: Am Mittwoch, 13.03., um 20 Uhr stellt Jörg Maurer „Unterholz“ im Rahmen der Stuttgarter Kriminächte im Jazzclub Bix vor.