Protest gegen irgendetwas ist schnell organisiert. Wahre Politik jedoch ist Kärrnerarbeit. Deshalb scheuen sie – leider – viele Menschen, sagt unser Kolumnist Jörg Scheller.

Stuttgart - Seit Jahren erlebt die Welt Wellen des Aktivismus. Ob Fridays for Future, Occupy Wallstreet oder Black Lives Matter, ob Petitionen oder Hashtags, ob G-20-Demos oder Shitstorms, die Politik und Medien vor sich hertreiben – es könnte scheinen, als gehöre die in unseren Breitengraden viel beklagte Politikverdrossenheit der Vergangenheit an. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die wachsende Bedeutung des Aktivismus ist ein paradoxes Zeichen von Entpolitisierung. Denn Aktivismus ist zwar wichtig und begrüßenswert, aber kein Kernelement demokratischer Politik. Im Grunde bildet er eine Sonderform des Lobbyismus: des Anliegenlobbyismus.