Einfache Sprache führt in der Konsequenz zu einfachem Denken – das oft im Widerspruch zur komplexen Realität steht, meint unser Kolumnist Jörg Scheller.
Stuttgart - Unkomplizierte Sprache ist in Mode. Wir sind angehalten, möglichst einfach und verständlich zu formulieren. Runter vom hohen Rhetorik-Ross! Keine arroganten Schachtelsätze mehr! Fremdwörter raus! Zwar ist das Anliegen, keine Menschen sprachlich auszugrenzen, überaus nobel. Wer aber kümmert sich um die in Bedrängnis geratene komplizierte Sprache? Allerorten wird ihr Misstrauen, ja Feindseligkeit zuteil, sogar an Hochschulen, die in ihrer Außenkommunikation zusehends auf niederschwelligen Werbesprech einschwenken. Vorbei ist auch die Zeit, da verschraubte Theorien ein Initiationsritual der Gegenkultur darstellten. Selbst in Aktivistenzirkeln setzt man auf verbale User Friendliness, um niemanden zu verschrecken, vor allem nicht potenzielle Geldgeber.