Wer entscheidet für wen? In der Pandemie treten die Stärken und die Schwächen der neuzeitlichen Identitätspolitik zutage, findet unser Kolumnist Jörg Scheller.

Stuttgart - Seit einigen Jahren gibt Identitätspolitik zu reden. Wenn es um Themen wie Rassismus oder Sexismus geht, soll aus identitätspolitischer Sicht jenen Gehör geschenkt werden, die unmittelbar davon betroffen sind. Nur sie könnten beurteilen, was Sache und was zu tun sei. Die Kritiker der Identitätspolitik unken, so werde jedes Opfer zum Experten und der Opferstatus erstrebenswert. Die Befürworter halten dagegen, die authentischen Erfahrungen der Betroffenen müssten die Grundlage für politische Entscheidungen bilden – alles andere führe zu Verzerrung und Bevormundung.