Im Johannes-Falk-Haus kommen junge Erwachsene ohne Obdach und Perspektive unter. Doch die Plätze werden knapp.

S-Nord - René hat bei den Mineralbädern geschlafen, als ihn die Polizei aufgegriffen hat. Es war vorerst das Ende einer schwierigen Zeit. Den Hauptschulabschluss hatte er geschafft, und das nicht einmal schlecht. Die Ausbildung zum Koch aber, die er danach angefangen hatte, musste er nach anderthalb Jahren abbrechen, der Betrieb war pleite. Danach ist der jahrelange Ärger im Elternhaus eskaliert, und René wurde vor die Tür gesetzt. Einen Tag war er auf der Straße, bis die Polizei ihn fand und ins Johannes-Falk-Haus in der Mönchhaldenstraße brachte. Dort wohnt er jetzt seit 1. April mit anderen jungen Erwachsenen in einer Art Vierer-WG. Jetzt heißt es von Montag bis Freitag um acht Uhr aufstehen und eine halbe Stunde später frühstücken. Um 9.30 Uhr beginnt seine Arbeit in der Küche der Einrichtung. Dort wird er jetzt zunächst bleiben, bis er einen neuen Ausbildungsplatz gefunden hat. Wieder nach Hause zu gehen, sei „keine Option“, sagt der 21-Jährige.

 

Das Johannes-Falk-Haus ist eine Einrichtung der Evangelischen Gesellschaft. Hier kommen vor allem Männer, aber auch Frauen zwischen 18 und 27 Jahren unter, die wohnungslos oder von der Wohnungslosigkeit bedroht sind. Es ist die einzige Einrichtung dieser Art im Bereich des Diakonischen Werks Württemberg. „Uns gehen immer mehr die Plätze aus“, sagt der Leiter des Johannes-Falk-Hauses Gerhard Gogel. Es gebe mehr wohnungslose junge Erwachsene, und gleichzeitig sei es schwer, diese in ordentliche Wohnverhältnisse zu vermitteln, nicht zuletzt wegen der Lage auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt. Aufgenommen werden aber nur die, bei denen andere Hilfesysteme nicht mehr greifen; solche Menschen, die so stark belastet sind, dass sie alleine nicht mehr wohn- und lebensfähig sind.

Ziel ist die existenzielle Grundsicherung

Das Johannes-Falk-Haus ist dann die letzte Chance. „Viele, die hier landen, haben eine von Anfang an verkorkste Biografie“, sagt Gogel. „Langzeittraumatisierungen durch Missbrauch, Sucht oder Gewalt, die Eltern haben ihren Erziehungsauftrag nicht oder nur teilweise erfüllt.“ Ziel in der Einrichtung sei deshalb zunächst die existenzielle Grundsicherung. „Wir sind schon erfolgreich, wenn es keine Verschlimmerung gibt“, sagt Gogel. Die jungen Leute sollen ankommen und zum ersten Mal seit Langem wieder etwas zu verlieren haben, erklärt Gogel: „Aber auch etwas zu gewinnen. Dann können wir den Brotkorb immer höher hängen.“ Für eine Verbesserung der Situation gibt es Beratungen durch das Jobcenter, die Suchtberatung und die individuelle Hilfe durch die Mitarbeiter des Hauses.

Auch René hat einen sogenannten Einzelfallhelfer, der ihn begleitet und ihm bei den Finanzen und Anträgen hilft. Neben seinem Job in der Küche hat er den Kaninchenstall im Garten des Hauses gebaut. Jetzt fängt er an, Bewerbungen zu schreiben. Sein Traumberuf sei Rettungsassistent, aber dafür brauche er erst einmal eine abgeschlossene Ausbildung. „Da nehme ich jetzt alles, was ich kriegen kann“, sagt er.