Der SPD-Politiker Johannes Kahrs gilt als Strippenzieher, der seinen Standpunkt mit allen Mitteln durchsetzt. Sein Abschied vom Bundestag nach einem unwürdigen Streit ist eine Zäsur für die SPD-Fraktion, meint Redakteur Norbert Wallet.

Berlin - Man wird nicht davon ausgehen können, dass in der SPD-Fraktion nun die Flaggen auf Halbmast wehen, weil Johannes Kahrs sein Bundestagsmandat im Streit niedergelegt hat. Kahrs, ein Sprecher des einflussreichen Seeheimer Kreises, galt bei vielen Abgeordneten als Strippenzieher, der seine Standpunkte gerne mit allen Mitteln und mitunter fragwürdigem Stil durchzusetzen pflegte. Dennoch ist das Ende dieses unwürdigen Streits um den wichtigen Posten des Wehrbeauftragten der Bundesregierung eine Zäsur in der Fraktion.

 

Ende eines unwürdigen Ringens

Man erinnert sich, dass Fraktionschef Rolf Mützenich seinen Job übernahm, als Andrea Nahles der Ränkespiele gegen ihre Person überdrüssig ihren Abschied nahm. Mit dem im Auftreten stets höflichen Mützenich, so schien es, kehrte ein anderer, anständigerer Umgang in die Fraktion ein. Das könnte sich als ein falscher Eindruck erweisen, denn Kahrs Rückzug ist tatsächlich das Ende eines ganz und gar unwürdigen Ringens. Rein sachlich hätte gar nichts dagegen gesprochen, den seit fünf Jahren tadellos amtierenden Amtsinhaber Hans-Peter Bartels erneut vorzuschlagen.

Ein verheerendes Signal

Mützenich wollte das nicht und machte die erfahrene, aber fachfremde Eva Högl zur Kandidatin. Es passte eben taktisch besser – als Weg, den einflussreichen Johannes Kahrs auszumanövrieren. Die Rückkehr der Ränkespiele ist für die Sozialdemokraten in schwieriger Lage ein verheerendes Signal.