Johannes Oerding tritt im Sommer beim KSK Music Open in Ludwigsburg auf. Nach einem Jahr Auszeit will er auf der Open Air Konzertreihe auch austesten, wie seine Fans auf die ersten neuen Songs seit 2022 reagieren.
Johannes Oerding ist seit 20 Jahren eine feste Größe in der deutschsprachigen Pop-Welt. Im Interview spricht er über sein vergangenes Sabbatjahr, seinen Auftritt beim KSK Music Open im Juli – und die Magie von Open-Air-Konzerten.
Du kommst aus einem Sabbatjahr zurück, das du eingelegt hattest, weil du auf der Bühne schon an den nächsten Einkauf gedacht hast. Ist es dir gelungen, auf den Reset-Knopf zu drücken?
Ja, das war wichtig, um mich von mir selbst zu erholen und auch den Leuten da draußen mal eine Pause zu geben, sodass wir alle feststellen können, was wir vermissen. Und der schöne Nebeneffekt: Ich wurde einfach wahnsinnig inspiriert durch die letzten Reisen und die freie Zeit.
Hattest du die Sorge, dass es nicht funktioniert?
Ja, ich bin schlecht darin, Pausen zu machen und wusste, dass ich schnell unruhig werde. Deshalb mussten wir an allen Stellen den Stöpsel ziehen. Es war klar: Egal, welch schöner Job uns winkt, welch großes Geld oder welche Bühne, wir sagen es ab und ja, da hatte ich die Sorge, dass ich nicht standhaft bleibe.
Du warst in vielen Ländern unterwegs. Thailand, Südkorea, USA, nur um nur drei zu nennen. Gab es einen Ort, der dich besonders inspiriert hat, neue Musik zu schreiben?
Unterbewusst ist das überall passiert. In den USA bin ich durch 28 Staaten gereist. Von Chicago runter über Memphis, Nashville und New Orleans. Orte, aus denen die Musikrichtungen Blues, RnB, Gospel und Country kommen. Ich hab mir natürlich direkt eine Gitarre gekauft. Und ich war auf der kleinen Insel in Mexiko, namens Holbox, da fuhren nicht mal Autos. Das hat mich geerdet und mir gezeigt: Eigentlich braucht es nicht viel. Ein Lächeln und einen Tequila.
Fließen die unterschiedlichen Musikrichtungen in das neue Album ein, mit dem du im kommenden Jahr 2026 auf Tour gehst?
Mich hat total interessiert, welche Musik in diesen ganzen unterschiedlichen Ländern gehört wird und das wird sicher auch zu hören sein auf der Platte. Ein paar Songs werde ich auch jetzt auf den Open Air Konzerten ausprobieren. Ich hab schon so viel geschrieben, dass ich gar nicht anders kann, als das jetzt endlich auf die Bühne zu bringen
In Ludwigsburg warst du noch nie.
Das stimmt. Natürlich überall drum herum, aber Ludwigsburg ist Neuland. Das klingt ein bisschen bescheuert, aber ich wusste nicht genau, wo das ist. Und jedes Mal, wenn ich sage, ey, wir spielen ja dieses Jahr gar nicht in Stuttgart, sagen mir die Leute aus der Region, doch, du kommst doch nach Ludwigsburg. Wieder was dazugelernt.
Bleibt zwischen den 32 Konzerten überhaupt Zeit, sich umzuschauen?
Es wird ein voller Sommer, aber es ist ein großes Hobby von mir, mich in den Orten, wo ich spiele, umzusehen. Interessanterweise sind es ja oftmals die kleineren Städtchen, die spannend sein können und eben nicht die großen - die man schon kennt.
Du hast die Fans nach Vorband-Vorschlägen gefragt, stehen die jetzt schon fest?
Da waren schöne Vorschläge dabei, aber auch viele Musiker, mit denen ich schon unterwegs war. Das heißt, ich muss kreativ werden und auch mal neue Leute ranlassen. Und es ist mir wichtig, dass auch Künstlerinnen am Start sind und nicht nur Jungs mit der Gitarre. Wir sind noch dabei, das zu sortieren. Ich selbst habe zehn Jahre als Vorband gespielt, bei Ich + Ich, den Söhnen Mannheims, Simply Red, Joe Cocker. Das ist die beste Schule. So lernst du live zu spielen und sammelst Fans.
Wie haben sich deine Konzerte seither verändert?
Ich hoffe, wir sind besser geworden, und meine Stimme ist vielleicht ein bisschen älter geworden. Außerdem kann mich nichts mehr schocken, ich habe alles schon erlebt. Von Stromausfällen und Notarzteinsätzen bis hin zu Heiratsanträgen und Störenfrieden. Ich kann mich also gelassen auf die Show freuen.
Was kann denn ein Open-Air-Konzert, was ein normales Konzert im Gegensatz dazu nicht kann?
Wenn alles stimmt, allen voran das Wetter, dann schafft es ein Open Air, eine richtige Familienausflug-, Picknickatmosphäre zu kreieren. Das gilt übrigens auch für uns. Wir stolpern aus dem Tourbus, sitzen den ganzen Tag schön in der Sonne, gehen ins Freibad oder spazieren – anstatt in einer Umkleidekabine mit künstlichem Licht zu sitzen.
Hast du bei Konzerten einen Lieblingsmoment?
Bei meinem Song ,,So schön” lasse ich das Publikum immer mitsingen und mache mir einen großen Spaß daraus, jemanden im Publikum zu finden, der gar keinen Bock aufs Konzert hat und der offensichtlich mit musste. Derjenige kann dann seinen Frust darüber heraussingen und wenn er ein paar Töne trifft, kriegt er den ganzen Abend Freigetränke.
KSK Music Open
Festival
Seit 2010 besuchen jährlich tausende Fans das Musikfestival im Ehrenhof des Residenzschlosses Ludwigsburg. 2025 findet es vom 25. Juli bis zum 3. August statt. Zu den Highlights gehören auch Sido, RIN & Schmyt und Smashing Pumpkins.
Oerding
Johannes Oerding tritt am Freitag, 25. Juli, um 19 Uhr auf. Karten für sein Konzert gibt es ab 69,50 Euro auf der Webseite www.ticket-eventstifter.de.