Porsche greift der Stadt Stuttgart bei der Bewältigung der finanziellen Lasten für die John-Cranko-Ballettschule am Urbansplatz unter die Arme. Die Nähe des Sportwagenherstellers zum Ballett ist nicht neu.

Stuttgart - Der Zuffenhausener Sportwagenhersteller Porsche greift der Stadt Stuttgart bei der Bewältigung der finanziellen Lasten für die John-Cranko-Ballettschule am Urbansplatz unter die Arme. Wie Oberbürgermeister Fritz Kuhn und der Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke am Mittwoch im Rathaus auf einer Pressekonferenz bekanntgaben, gründen das Unternehmen und die Stadt eine gemeinsame Stiftung, in welche die Stadt 16 Millionen Euro einbringt, Porsche beteiligt sich mit zehn Millionen Euro. Damit soll die Stiftung den städtischen Anteil am Grunderwerb und Neubau der Ballettschule tragen. Die andere Hälfte an den Gesamtkosten von etwa 50 Millionen Euro übernimmt das Land. Die Nähe von Porsche zum Ballett ist nicht neu: Der Sportwagenhersteller ist seit Januar 2012 bereits Hauptsponsor der Stuttgarter Compagnie, die er mit einem größeren sechsstelligen Betrag pro Jahr finanziell unterstützt.

 

Wie mehrfach berichtet, hat sich der Bau der neuen Ballettschule von ursprünglich 32 Millionen Euro auf mehr als 50 Millionen Euro verteuert. In intensiven Gesprächen zwischen den Finanzierungspartnern Stadt und Land wurden schließlich Einsparungen im Umfang von gut fünf Millionen Euro beschlossen - die Baukosten belaufen sich nun auf 44,9 Millionen Euro. In diesem Betrag ist ein Risikopuffer von fünf Millionen Euro für Unvorhergesehenes während der Bauzeit enthalten. Auf Stadt und Land, die sich die Finanzierung zur Hälfte teilen, entfallen somit jeweils Kosten von 22,5 Miillionen Euro. Die Stadt hat auf Basis der ursprünglichen Kostenschätzung aber bisher lediglich 16 Millionen Euro im aktuellen Doppelhaushalt eingestellt.

Stuttgart fördert die Staatstheater mit jährlich 45 Millionen Euro

Die Vereinbarung mit dem Land, die Hälfte der Kosten für die Württembergischen Staatstheater zu tragen, macht eine hohe Nachzahlung nötig, die im laufenden Haushalt mithilfe der Deckungsreserve getätigt werden muss. Mehrkosten etwa bei der Sanierung des Schauspielhauses und dem Intendantenwechsel sowie Personalkostensteigerungen erfordern einen Nachschlag aus dem Stadthaushalt in Höhe von rund fünf Millionen Euro. Die Stadt fördert die Staatstheater Stuttgart mit jährlich rund 45 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die 16 großen Kulturinstitutionen, von den Schauspielbühnen bis zum Forum der Kulturen, erhielten bisher rund zehn Millionen Euro Zuschuss pro Jahr.

Weil die Porsche AG seit Jahresanfang mit dem VW-Konzern eine steuerliche Einheit (Organschaft) bildet, zahlt der Sportwagenhersteller nur noch etwa ein Fünftel der bisherigen Gewerbesteuer an seinen Standorten in der Region Stuttgart – und dies, obwohl er nach wie vor in dem selben Maße die öffentliche Infrastruktur und die Standortvorteile nutzt. Allein für den Haushalt der Stadt Stuttgart bedeutet diese legale Maßnahme Porsches, die mittlerweile auch von anderen Großunternehmen wie etwa Allianz Leben genutzt wird, nach StZ-Informationen ein jährliches Minus von etwa 40 bis 50 Millionen Euro. Das gesamte Gewerbesteueraufkommen der Stadt für das Jahr 2014 ist mit 552 Millionen Euro veranschlagt worden.